Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag klar im Plus geschlossen und der SMI über der Marke von 10’100 Punkten. Eine Reihe erfreulicher Firmenabschlüsse aus dem In -und Ausland ermunterten die Anleger zu Käufen, sagten Händler. Bisher sei die Bilanzsaison gut verlaufen – und zwar «viel besser als befürchtet». Es wurde aber auch zur Vorsicht gewarnt: Gerade im Hinblick auf die bisherigen Störfeuer in der geopolitischen Gemengelage wäre eine Konsolidierung eigentlich wahrscheinlicher gewesen, kommentierte ein Marktbeobachter.
Von der Europäischen Zentralbank kamen derweil kaum Impulse, denn an wesentlichen Stellschrauben wurde nicht weiter gedreht. Mit Blick auf die letzte Sitzung mit dem scheidenden Präsidenten Mario Draghi sprachen Experten von einer «Politik der der ruhigen Hand». Dies sei angemessen angesichts all der bereits im September beschlossenen Massnahmen. Eine Fortsetzung der Politik des extrem billigen Geldes sei allerdings zu erwarten, hiess es mit Blick in die Zukunft. Draghi hinterlasse seiner Nachfolgerin Christine Lagarde kein leichtes Erbe.
Der Swiss Market Index (SMI) legte am Schluss 0,83 Prozent zu auf 10’106,53 Punkte. Der Leitindex markierte im Hoch gar 10’115,52 Punkte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,81 Prozent auf 1’550,25 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,89 Prozent auf 12’211,83 Zähler. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 22 im Plus, sechs im Minus und zwei unverändert.
Grösste Gewinner waren am Schluss Logitech (+3,6% auf 41,48 Fr.). Vontobel hatte die Kaufempfehlung bekräftigt und das das Kursziel um einen auf 51 Franken erhöht. Die Ergebnisse aus dem zweiten Quartal 2019/20 vom Dienstag hätten einmal mehr die Stärke des ausbalancierten Produktportfolios des Unterhaltungselektronik-Herstellers bewiesen, lautete der Kommentar. Auf dem Weg ins Vorweihnachtsgeschäft bleibe man zuversichtlich, was die strukturellen Wachstumstreiber anbelange.
Weiter aufwärts ging es am Donnerstag zudem für ABB (+3,3%). Am Vortag, als der Quartalsbericht veröffentlicht wurde, hatte der Elektrotechnikkonzern bereits 3,5 Prozent zugelegt. Auch im Nachgang äusserten sich Analysten positiv zu den Ergebnissen. Zuletzt habe SEB Equities den Titel zudem auf «Buy» von «Hold» hochgestuft, hiess es im Handel.
Aber auch Temenos (+2,9% auf 137,40 Fr.) arbeiteten sich im Laufe des Handels immer weiter vor. Und das, obwohl Baader Helvea die Verkaufsempfehlung erneut bekräftigte bei einem Kursziel von schlappen 62 Franken. Positiv anzumerken war, dass der Bankensoftwarehersteller einen Auftrag aus Dänemark erhalten hat. Die Aktien hatten zudem – nach einem zuvor sehr guten Lauf – nach der für einmal etwas enttäuschend ausgefallenen Zahlenvorlage vergangene Woche massiv verloren.
Zu den grösseren Gewinnern zählten ausserdem Schindler PS I (+2,0%), nachdem der Lifthersteller die Markterwartungen mit seinem Zwischenbericht übertroffen hatte. Die «hohe Wachstumsdynamik» wurde am Markt begrüsst sowie etwa die Verbesserung der EBIT-Marge.
Sika (unv.) profitierten derweil nicht von ihrem starken Leistungsausweis nach neun Monaten.
Am Tabellenende fanden sich indes Swisscom (-1,1%). Bei den Telekomtitel sah es nach einer Gegenbewegung. Unter Druck kamen zudem Swatch (-0,9%) und Richemont (-0,7%), obwohl der französische Konkurrentin Hermès gute Zahlen vorgelegt hatte.
Am breiten Markt stachen Polyphor (+45%) positiv hervor. Das Biotechunternehmen hat zusammen mit Forschern aus Zürich im Kampf gegen resistente Keime eine neue Antibiotika-Klasse entdeckt, die gegen mehrere Bakterien wirksam ist. Nun soll sie am Menschen getestet werden.
Nach Zwischenberichten waren Bucher (-4,7%), Huber+Suhner (-1,4%), Datacolor (-0,8%) und Ems-Chemie (-0,6%) belastet, während VAT (+12%) kräftig zulegen konnten. Es zeichne sich eine Verbesserung im Halbleitersektor ab, sagte dazu ein Händler. Er verwies auch auf die Chipentwickler STMicroelectronics und Dialog Semiconductor, welche beide Zwischenberichte über den Markterwartungen vorgelegt hatten.
Unter den hiesigen Titeln legten in der Folge auch Inficon (+2,7%) und U-blox (+2,1%) zu. Die Bluechip-Halbleiterwerte AMS (+2,0%) setzen den Höhenflug vom Vortag ebenfalls fort; am Mittwoch war es bereits 5,2 Prozent nach oben gegangen. (awp/mc/ps)