Zürich – Die Schweizer Börse hat sich am Dienstag von ihrer freundlicheren Seite gezeigt. Gewissen Rückenwind gab es aus China, wo sich die Hoffnung auf eine baldige Lockerung der äusserst restriktiven Coronamassnahmen in Shanghai positiv auswirkten. Und auch die US-Konjunkturdaten liessen die Händler zumindest ein Stückweit aufatmen: So haben die Detailhandelsumsätze (ohne Autoverkäufe) im April etwas stärker zugenommen als erwartet. Und auch die Industrie steigerte ihre Produktion stärker als angenommen.
Doch wirkliche Sprünge nach oben bleiben nach wie vor Wunschdenken. Einerseits sorge der Ukraine-Krieg nach wie vor für Unsicherheit und gleichzeitig gingen die Inflationszahlen nach oben – nun machten sich Rezessionsängste breit, hiess es im Handel. «Solange sich die Situation nicht beruhigt, geht es im besten Fall seitwärts weiter», kommentierte ein Händler. Stimmungs- und volumenmässig sei der Tag ohne viel Action verlaufen, sagte ein anderer.
Der SMI schloss 0,50 Prozent höher bei 11’730,44 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte um 0,88 Prozent zu auf 1825,11 und der breite SPI um 0,50 Prozent auf 15’076,84 Zähler. Im SLI standen sich bei Handelsschluss 25 Gewinner und fünf Verlierer gegenüber.
Nach einem freundlicheren Start nahmen die Schwergewichte Nestlé (-0,6%) und Novartis (-0,1%) dem Markt im späteren Handel weitgehend den Wind aus den Segeln. Gegen Handelsschluss drehte mit Roche auch noch das dritte Schwergewicht im Bunde in den roten Bereich, allerdings mit 0,02 Prozent nur minimal. Bei Nestlé handelte es sich laut einem Händler höchstens um eine minimale Gegenbewegung. Die Titel seien schliesslich immer noch hoch bewertet, betonte er.
Als grösste Verlierer unter den Blue Chips gingen Sonova (-0,9%) aus dem Handel. Der Hörgerätehersteller hat bei der Vorlage seiner Jahreszahlen 2021/22 zwar beim Umsatz die Erwartungen leicht übertroffen und auf Gewinnseite wie erwartet abgeschnitten. Allerdings ist die EBITA-Marge wegen der Übernahmen etwas tiefer ausgefallen, als die Experten sich erhofft hatten.
Ebenfalls negativ gingen Givaudan (-0,9%) aus dem Handel, die allerdings in den letzten paar Tagen deutlich zugelegt haben.
Auf der anderen Seite des Spektrums fanden sich die Finanzwerte. Allen voran Julius Bär mit einem Plus von 3,9 Prozent, gefolgt von Partners Group (+2,8%), CS (+2,7%) und UBS (+2,3%). Die Finanzwerte hatten am Vortag – mit Ausnahme von CS – noch allesamt Abschläge verzeichnet.
ABB legten nach dem Investorentag 2,4 Prozent zu. Unter anderem hatte der Chef der Antriebstechnik-Sparte in Aussicht gestellt, dass sich die Nachfrage nach elektrischer Energie bis 2040 verdoppeln dürfte.
Wachstumswerte wie VAT, Straumann, AMS Osram oder Temenos waren ebenfalls gefragt und legten zwischen 2,1 und 2,4 Prozent zu. Konjunktursensitive Werte wie Holcim, Sika, Kühne + Nagel und Schindler gewannen ebenfalls zwischen 1,2 und 2,1 Prozent.
In den hinteren Reihen stiegen Clariant um 7,4 Prozent an. Der Chemiekonzern gilt nach der geplanten Auflösung des Management Agreements zwischen Clariant und Hauptaktionär Sabic wieder als Übernahmekandidat, wie es am Markt hiess.
Oerlikon legten 2,3 Prozent zu, nachdem der Industriekonzern neue Mittelfristziele bekanntgegeben hat. Das Unternehmen erwartet ein jährliches Umsatzwachstum von 4 bis 6 Prozent eine operative EBITDA-Marge von jährlich 17 bis 19 Prozent nach bisher 16 bis 18 Prozent.
Auch Aryzta (+5,6%) fielen positiv auf. Der Backwarenhersteller profitierte von einer weiteren Kaufempfehlung durch die UBS, die über die nächsten zwölf Monate mit einer Kursverdoppelung rechnet, wie es am Handel hiess.
Obseva legten nach Zahlen 2,6 Prozent zu. Medmix gingen mit einem kleinen Plus von 0,4 Prozent aus dem Handel und konnten damit den gestrigen Absturz nicht wettmachen, der auf die Nachricht folgte, dass das Geschäft in Polen eingestellt werden musste wegen der Sanktionen gegen Grossaktionär Vekselberg. Sulzer legten ebenfalls um 0,4 Prozent zu. (awp/mc/ps)