Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag nach gutem Beginn deutlich im Minus abgeschlossen. Der Leitindex SMI startete zu Handelsbeginn mit Unterstützung guter US-Vorgaben vom Vorabend einen Erholungsversuch, brach diesen allerdings am Nachmittag abrupt ab als klar wurde, dass die Wall Street am Freitag schwach in den Handel starten würde. Der Risikoappetit der Anleger habe seit den jüngst veröffentlichten US-Inflationsdaten deutlich abgenommen, hiess es im Handel. Am Mittwoch hatte der über Erwarten deutliche Anstieg des Konsumentenpreisindex die Börsianer aufgeschreckt. Am Freitag liess derweil das in den USA deutlich eingetrübte Konsumklima aufhorchen.
Die Inflationsaussichten und die noch unbeantworteten Fragen zum Zeitpunkt möglicher Zinssenkungen in den USA und in der Eurozone bleiben an der Börse das bestimmende Thema. Die vergangenen Tage hätten gezeigt, dass die Zinswende wohl kommen werde, dass aber Geduld gefragt sei, hiess es im Handel. «Das Motto laute weiterhin: Die Zinswende kommt, einfach etwas später.» Belastend kommt hinzu, dass verstärkt geopolitische Krisenherde an der Börse zum Thema werden. Vor allem die Sorge vor einer Eskalation des Konflikts zwischen Iran und Israel nehme zu, so ein Händler. Vor diesem Hintergrund verteuert sich Öl und im unsicheren Umfeld kletterte der Goldpreis weiter in die Höhe.
In der Schweiz schloss der SMI den Handel mit 0,75 Prozent tiefer auf 11’379,58 Punkten ab, das Tageshoch war im frühen Geschäft bei 11’530,34 Stellen gesetzt worden. Über die gesamte Woche betrachtet verlor der SMI rund 1 Prozent. Derweil gab der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien enthält, am Berichtstag um 0,86 Prozent auf 1864,80 Zähler und der breite SPI um 0,50 Prozent auf 15’051,28 Punkte nach. Im SLI standen sich am Ende 21 Verlierer und 9 Gewinner gegenüber.
Bei den Blue Chips verbuchten die Aktien der Versicherungsgruppe Zurich (-3,8% bzw. 17,70 Fr.) die deutlichsten Einbussen. Das hatte jedoch einen Grund, denn die Titel wurden mit 26 Franken ex-Dividende gehandelt. Klare Abgaben verzeichneten derweil die Uhrenwerte Richemont (-3,0%) und Swatch (I: -2,5%). Die Titel bleiben von Sorgen zur schwächelnden chinesischen Wirtschaft belastet, während bei Swatch noch eine Analysten-Abstufung hinzukam.
Weit oben auf der Verliererseite waren zudem Titel wie jene des Verpackungshersteller SIG (-3,2%), des Aroma- und Riechstoffkonzerns Givaudan (-2,2%) oder des Vakuumspezialisten VAT (-1,7%). Givaudan und VAT hatten am Vortag Quartalszahlen publiziert und damit die Anleger wohl nicht vollends überzeugt. Baunahe Werte wie Sika (-1,6%), Schindler (PS: -1,4%) oder Geberit (-1,5%) reihten sich ebenfalls auf den hinteren Rängen ein, während die Titel des Medtech-Unternehmens Straumann um 2,1 Prozent nachgaben.
Bei den Schwergewichten drückten die Abgaben von Nestlé (-0,9%) und Roche (GS: -0,5%) auf den Gesamtmarkt, während Novartis (+0,6%) den Markt etwas stützten. Logitech, Swiss Re (je +0,6%) und vor allem Sandoz (+3,0%) waren weitere Gewinner.
Die UBS-Titel waren nach dem deutlichen Rücksetzer an den beiden letzten Handelstagen im Zuge der Publikation des Bundesrats-Berichts zur Bankenstabilität in der Schweiz im Freitagsgeschäft lange Zeit auf Erholungskurs und rutschten erst gegen Handelsende ins Minus. US-Konkurrent JPMorgan geriet nach Vorlage von Quartalszahlen unter Druck, wobei Zahlen zum Zinsgeschäft sowie Aussagen zum Ausblick enttäuscht aufgenommen wurden.
Im breiten Geschäft rückten Adecco mit einer Kaufempfehlung von Barclays um 0,6 Prozent vor, wobei die Titel im frühen Geschäft deutlich stärker zugelegt hatten. Auch bei DocMorris (+5,2%) erklärte sich das Plus mit positiven Analystenkommentaren. Jefferies hatte das Kursziel erhöht und die Einstufung «Buy» bestätigt.
Bei den Aktien von Leonteq (-1,4%) sorgte die mit Raiffeisen bis 2030 verlängerte Kooperation nur in der ersten Handelshälfte für Zukäufe. Derweil wurden Galenica (-2,8%) und Schweiter (-5,6%) durch Dividendenabgänge unter Druck gesetzt. (awp/mc/ps)