Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag etwas fester geschlossen. Dabei gab er seine im frühen Geschäft errungenen Kursgewinne bis zum Handelsende weitgehend wieder ab. Dafür verantwortlich waren Abgaben in den defensiven Schwergewichten aus dem Pharmasektor. Diese hatten den Leitindex am Vortag noch massgeblich gestützt. Das Hauptthema an der Börse war weiterhin der Handelskonflikt der Vereinigten Staaten mit China.
So treten am Freitag nach den Plänen der US-Regierung Zölle auf chinesische Waren in Kraft – die entsprechende Retourkutsche Chinas dürfte gleich im Anschluss folgen. Die beiden Länder steuern also auf einen Handelskrieg zu. Dafür gibt es Anzeichen einer möglichen Entspannung im Streit mit der Europäischen Union über Autozölle. Dies liess vor allem Finanzwerte und zyklische Papiere steigen. Entspannung gab es auch auf der Währungsseite: Der Euro legte zur Schweizer Währung wieder auf über 1,16 Franken zu.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Donnerstag 0,12 Prozent höher bei 8’674,04 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,33 Prozent auf 1’428,48 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,17 Prozent auf 10’384,36 Zähler. Bei den Blue Chips kamen auf 25 Gewinner vier Verlierer; einer schloss unverändert.
Einen schweren Stand hatten am Berichtstag die defensiven Schwergewichte aus dem Pharmasektor, die am Vortag noch als Absicherung gefragt gewesen waren. Roche und Novartis büssten jeweils 0,2 Prozent ein, während Nestlé unverändert aus dem Handel gingen. Die drei Titel bestreiten rund 55 Prozent der SMI-Kapitalisierung.
Noch deutlicher nach unten ging es mit Richemont (-0,6%) und Swatch (-1,1%). Händler verwiesen auf den sich zuspitzenden Konflikt zwischen den USA und China. Das Land der Mitte und Hongkong sind die mit Abstand wichtigsten Absatzmärkte für Luxuswaren und teure Uhren.
Nicht auf Touren kamen auch die defensiven Swisscom-Aktien (+0,3% auf 456 Fr.). Für die Telekomtitel hat JPMorgan am Morgen das Kursziel um 60 Franken auf 420 Franken heruntergeschraubt. Die Einstufung belässt die US-Bank bei «Underweight».
Gefragt waren hingegen Finanzwerte. Im Banksektor legten die Kurse von Credit Suisse (+1,0%), UBS (+0,8%) und Julius Bär (+1,0%) kräftig zu. Sie hatten sich in den letzten Tagen schwach entwickelt. Nun stützten auch Berichte über Aussagen von EZB-Mitgliedern zu einer möglichen Zinserhöhung schon vor Ende 2019 die Erholung. Auch mit Versicherern wie Zurich (+0,8%) und Swiss Life (+0,6%) ging es nach oben.
Gekauft werden auch zyklische Papiere wie Logitech (+2,2%), Aryzta (+1,2%), Schindler (+0,8%) und LafargeHolcim (+0,5%). Aber auch Titel wie Vifor Pharma (+1,8%) und Lonza (+0,8%) aus dem Gesundheitssektor waren gesucht.
Die Titel des Personaldienstleisters Adecco hielten mit plus 0,3 Prozent nicht ganz Schritt. Laut der Umfrage des Personaldienstleisters ADP schufen die US-Firmen im Juni etwas weniger Stellen als erwartet. Am Freitag steht dann der viel beachtete US-Arbeitsmarktbericht auf dem Programm.
Im breiten Markt fielen die Santhera-Aktien mit einem Kursplus von 7,4 Prozent auf. Das Biopharmaunternehmen hat neue Daten vorgestellt, die einen Therapienutzen des Mittels Idebenone auf den Verlauf der Krankheit Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) zeigen. Auch die Biopharmaunternehmen Evolva (+5,7%) und Kuros Bioscience (+4,3%) wurden gekauft.
Die Comet-Aktien (-1,8%) fanden sich nach einem bewegten Handelstag beim Schlussgong im Minus wieder. Der Halbleiterzulieferer hatte am Mittwoch eine Gewinnwarnung ausgegeben, was die Papiere um 20 Prozent nach unten schickte. Nun nahmen Analysten deutliche Einschnitte bei ihren Schätzungen vor.
Bergab ging es auch mit den Ascom-Aktien (-5,4%); Vontobel hat das Kursziel gesenkt. Der zuständige Analyst hält die Ziele für 2020 für deutlich zu optimistisch – die Umsetzung der Strategie brauche mehr Zeit. (awp/mc/pg)