Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag klar tiefer aus dem Handel gegangen. Nach einem bereits verhaltenen Start in den Tag des grossen Verfallstermins vor dem zweiten Semester, verstärkte sich am Nachmittag der Verkaufsdruck mit den schwach eröffnenden US-Börsen noch einmal. Der Dow Jones hat nach einer insgesamt schwachen Woche das Abwärtstempo noch etwas beschleunigt. Unter Druck standen insbesondere Finanzwerte.
Geprägt wurde das Geschehen vor dem Wochenende nebst der nicht unüblichen Volatilität anlässlich des «Hexensabbats» insbesondere von der Entwicklung im globalen Handelsstreit. US-Präsident Donald Trump hat Strafzölle gegen China auf Waren im Wert von 50 Milliarden US-Dollar angekündigt, worauf Chinas Replik nicht lange auf sich warten liess. Der Wirtschaftsgigant im Osten kündigte an, man werde umgehend reagieren und die erforderlichen Massnahmen zum Schutz der eigenen Interessen ergreifen. Dem globalen Handel droht damit eine weitere schwere Belastung, welche sich rasch auf die Stimmung an den Aktienmärkten niederschlagen könnte.
Der Swiss Market Index (SMI) fiel schliesslich um 0,55 Prozent auf 8’642,6 Punkte zurück. Auf Wochensicht ergab sich dennoch ein Plus von 1,5 Prozent; es ist das erste nach vier Verlustwochen. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) büsste 0,85 Prozent auf 1’444,81 Punkte ein und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,56 Prozent auf 10’399,71 Punkte. Die Zahl der Verlierer überstieg diejenige der Gewinner im Verhältnis fünf zu seins.
Die grössten Abgaben verzeichneten nebst Aryzta (-2,2%) vor allem einige Finanzwerte, wobei die Banken UBS (-2,0%), CS (-1,8%) und Julius Bär (-2,1%) am meisten zurückgebunden wurden.
Aber auch Swiss Life und Bâloise (je -1,7%) gehörten zur erweiterten Schlussgruppe. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in anderen europäischen Ländern lastete die Aussicht auf eine unverändert sehr lockere Geldpolitik der EZB auf den Kursen der Finanzaktien. Die Unterschiede im transatlantischen Zinsgefüge führe zu Umschichtungen aus europäischen Bankenwerte in solche der USA, hiess es in Marktkreisen. Dies in erster Linie, weil die EZB die Leitzinsen mindestens bis zum Sommer 2019 unverändert lassen wolle.
Deutlichere Verluste erlitten aber auch zyklische Aktien wie ABB (-2,0%) oder LafargeHolcim und Sika (je -1,9%).
Auf der Gewinnerseite fanden sich insbesondere defensive Werte wie die beiden Pharmatitel Novartis (+0,1%) und Roche (+0,3%), welche damit den Gesamtmarkt vor grösserem Schaden bewahrten. Roche standen noch immer unter dem Eindruck der am Vortag publizierten Daten zum Medikament Ocrevus. Diese offenbarten ein immenses Umsatz-, Wachstums- und Gewinnpotenzial, hiess es in Marktkreisen.
Auch Nestlé (+0,1%) unterstrichen ihren Status als sicherer Hafen in nervösen Börsenzeiten. Als Tagessieger gingen Sonova (+1,4%) aus dem Handel hervor.
Zur kleinen Schar der Gewinner zählten auch die ebenfalls als defensiv eingestuften Givaudan (+0,6%), dies nach einer Kurszielerhöhung durch die Deutsche Bank verbunden mit einem wohlwollenden Kommentar.
Im breiten Markt fielen Valora um 4,9 Prozent zurück. Grund dafür war vor allem die Ankündigung der SBB, die Verkaufsflächen der Kioske und Verpflegungsstände an den Schweizer Bahnhöfen neu auszuschreiben. Denn Ende 2020 laufen diverse Mietverträge für Kiosk- und Convenience-Flächen mit dem Handelsunternehmen Valora in Bahnhöfen der SBB aus. Valora gab sich diesbezüglich zwar gelassen, dennoch lastete die Unsicherheit laut Händlern auf den Titeln.
Im Fokus standen auch Oerlikon (+1,3%) nach der Ankündigung, dass das Segment Drive Systems unter dem Namen GrazianoFairfield im dritten Quartal an die Schweizer Börse gebracht werden soll.
Georg Fischer (+2,6%) erhielten von einer markanten Kurszielerhöhung durch die Credit Suisse etwas Unterstützung. Die Bank sieht bei GF ein anhaltendes solides Wachstum in allen drei Sparten. (awp/mc/ps)