CH-Schluss: SMI fällt mit Corona-Sorgen zurück
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch mit neu aufkommenden Corona-Sorgen nachgegeben. Nachdem Mahner in den vergangenen Wochen vergeblich auf die längst nicht ausgestandenen Folgen der Coronakrise hingewiesen hatten, bekamen die Anleger doch noch kalte Füsse. Insbesondere die Angst vor einer zweiten Corona-Welle belastete die Börsen weltweit. Vor diesem Hintergrund hätten Anleger insbesondere in Zyklikern und Finanzaktien zuletzt aufgebaute Gewinne ins Trockene gebracht, hiess im Markt.
Die Unsicherheit habe im Markt zugenommen und neue Kurstreiber seien nicht in Sicht, fasste ein Händler die angespannte Gemütslage an der Börse zusammen. Auf Gehör stiessen etwa Experten wie der medizinische Berater des Weissen Hauses, Anthony Fauci, der vor einer zu schnellen Aufhebung der Sicherheitsmassnahmen warnte. Und US-Notenbankchef Jerome Powell verwies auf die grossen Risiken, der die Wirtschaft ausgesetzt ist. Immerhin versprach Powell, die bereits umfassenden finanziellen Hilfen auszuweiten. Nebst Corona belastete auch das Wiederaufflammen des US-chinesischen Handelsstreits die Aktien.
Der SMI verlor am Berichtstag 1,05 Prozent auf 9’631,62 Punkte. Der SLI, in dem die wichtigsten 30 Aktien enthalten sind, fiel um 1,40 Prozent auf 1’398,20 und der umfassende SPI um 0,96 Prozent auf 12’008,42 Zähler. Dabei standen den 24 Verlierern im SLI sechs Gewinner gegenüber.
Einer der wenigen Gewinner war der Augenheilkonzern Alcon (+4,9%). Als einer der letzten Blue Chips hat die ehemalige Novartis-Tochter am Dienstagabend nach Börsenschluss besser als erwartet ausgefallene Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt. Alcon gab an, dass die Gruppe weniger stark als befürchtet von der Coronakrise erfasst worden sei.
Zulegen konnten auch weitere defensive Werte wie Swisscom (+0,8%), Lonza (+1,0%), Givaudan (+0,7%) oder Roche (+0,4%). Bei Logitech (+2,1%) sorgten derweil freundliche Analysten-Kommentare nach den starken Zahlen des Vortages für einen guten Lauf. Die CS-Experten sehen beim Computerzubehör-Spezialisten ein positives Momentum und hoben das Kursziel an.
Die nebst Roche weiteren Schwergewichte Novartis (-0,9%) und Nestlé (-0,8%) konnten sich der negativen Grundstimmung nicht entziehen. Am stärksten büssten bei den Blue Chips die ohnehin recht volatilen AMS-Aktien (-8,7%) an Wert ein. Der Sensorenhersteller hatte am Vorabend angekündigt, das bedingte Kapital um rund 10 Prozent erhöhen zu wollen, um die Schuldenlast durch die milliardenschwere Übernahme von Osram zu mildern.
Darüber hinaus kamen Zykliker wie Richemont (-5,2%), Swatch (-5,3%) oder Clariant (-3,7%) unter die Räder. Richemont wird am Freitag die Zahlen zum Geschäftsjahr 2019/20 vorlegen und aufzeigen, wie stark der Uhren- und Schmuckkonzern unter den Folgen der Coronakrise zu leiden hat. Weiter belasteten zurückhaltende Aussagen des Schifffahrtsriesen Maersk den Logistiker Kühne+Nagel (-2,7%).
Unter Gewinnmitnahmen litten am Mittwoch eine Reihe von Finanztiteln angeführt von Versicherungen wie Swiss Re (-5,3%) oder Swiss Life (-4,3%). Zurich Insurance büssten am Tag vor der Veröffentlichung von Zahlen zum ersten Quartal 4,2 Prozent ein. Die schwache Börse und die weiterhin sehr tiefen Zinsen belasteten auch Bankaktien. CS (-4,5%) und Julius Bär (-4,1%) zählten zu den grössten Verlierern, UBS (-2,5%) hielten sich etwas besser.
Im breiten Markt stachen die Aktien von SoftwareOne mit zweistelligen Verlusten von 10 Prozent hervor. Wichtige Aktionäre hatten in der Nacht auf Mittwoch Aktien verkauft. Bei Dufry (-9,6%) fand der Kurssturz der vergangenen Woche eine Fortsetzung und auch Aryzta (-10%) wurden abgestossen.
Mit Kursabgaben 2,7 Prozent kamen Mobilezone ebenfalls unter Druck. Mobilezone hatte am Morgen den Ergebnisausblick für das laufende Jahr gesenkt und eine Restrukturierung in Deutschland angekündigt. Ohne News nach oben ging es etwa mit Medartis (+3,7%) oder Belimo (+3,6%).