CH-Schluss: SMI zum Wochenausklang mit klarem Minus
Zürich – Für die Schweizer Börse hat die verkürzte Handelswoche mit Verlusten geendet. US-Präsident Donald Trump heizte den Handelskonflikt mit China an, und Peking kündigte prompt Vergeltung an. Diese schlechten Nachrichten drückten die Kurse und damit auch den Schweizer Leitindex SMI klar ins Minus. Vor allem am Nachmittag sanken die Kurse immer weiter ab. Trump glaube, dass die Chinesen auf Zeit spielten und die logische Folge daraus sei für ihn, neue Strafzölle im Handelskonflikt zu erheben, sagte ein Börsianer.
Die Liste der betroffenen Produkte besteht dieses Mal fast nur aus Konsumgütern. Der eskalierende Handelskrieg verschärfe gar die Sorge vor einer globalen Rezession, hiess es aus Börsenkreisen. Auch in den USA war die Stimmung am Freitag bei Börseneröffnung entsprechend schlecht. Kaum Unterstützung bot hier der US-Arbeitsmarktbericht. Der Aufschwung am US-Arbeitsmarkt verlangsamte sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte angesichts der Konjunkturabkühlung nämlich, wie am Freitag bekannt wurde.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,17% Prozent im Minus bei 9’803,69 Punkten. Gegenüber der Vorwoche ergibt sich damit ein Minus von knapp 1,7 Prozent. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,54 Prozent auf 1’497,23 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) gab 1,06 Prozent auf 11’937,15 Zähler nach. Von den 30 grössten Aktien notieren am Schluss alle ausser Roche im Minus.
Heftige Abschläge erlitten dabei vor allem zyklische Werte und Bankentitel. Neben den Konjunktursorgen balasten auch die Aussichten auf längerfristig tiefe Leitzinsen sowie der wiedererstarkte Franken. So sackte die volatile Aktie des österreichischen Chipherstellers AMS (-5,6%) regelrecht ab. Allerdings verwiesen Händler auf die grosse Jahresavance des AMS-Titels von rund 120 Prozent, die auch Raum auch für eine massive Korrektur bietet. Auch die Aktien des Computerzubehör-Herstellers Logitech (-4,1%) gaben stark nach.
Die Bankenwerte waren europaweit stark unter Druck. In der Schweiz standen Julius Bär (-4,0%), Credit Suisse (-4,5%) und UBS (-1,9%) auf den Verkaufszetteln. Die CS-Titel hatten am Mittwoch nach einem positiven Halbjahresergebnis noch deutlich im Plus geschlossen. Klar im Minus schlossen auch die Aktien des Bankensoftware-Spezialisten Temenos (-3,0%).
Bei den weiteren konjunktursensitiven Titeln erlitten LafargeHolcim (-3,3%), Adecco (-2,5%) und ABB (-2,6%) starke Abschläge. Und auch die stark in China exponierten Swatch (-3,7%) und Richemont (-3,4%) litten unter den Neuigkeiten zum Handelsstreit.
Klare Verluste verzeichneten zudem die Versicherungswerte Swiss Life (-1,9%) und Zurich (-1,5%). Der Konkurrent Axa Schweiz hatte für das erste Halbjahr zwar eine Gewinnsteigerung bekanntgegeben, dabei profitierte er aber vor allem vom Ausstieg aus dem Geschäft mit Vollversicherungen in der beruflichen Vorsorge.
Etwas besser erging es einigen defensiven Werten. So schlossen die schwergewichtigen Nestlé (-0,4%) weniger stark im Minus als der Leitindex. Die Genussscheine von Roche (+0,2%) legten gar als einziger Blue Chip zu. Anleger wollten sich derzeit nicht von Roche-Titeln trennen, meinte ein Händler. Für Novartis gab es hingegen ein Minus von 1,2 Prozent.
Am breiten Markt hatte das Immobilienunternehmen Mobimo (-0,2%) für das erste Halbjahr einen Gewinnanstieg vermeldet und gab sich auch zuversichtlich für das zweite Halbjahr. Das Unternehmen sei auch offen für Zukäufe und prüfe Optionen, erklärte der Mobimo-CEO an einer Telefonkonferenz.
Das Fintech-Unternehmen Crealogix (-0,4%) legte provisorische Jahreszahlen vor und vermeldete dabei einen Rutsch in die Verlustzone. Die Umstellung des Lizenzmodells drücke während der ersten Jahre auf die Profitabilität, teilte das Unternehmen mit. Der Schokoladehersteller Lindt&Sprüngli (+0,5%) vermeldete derweil die Beendigung seines Aktienrückkaufprogramms.
Die Aktien von Sulzer (-3,5%) wurden für die schwache Ölpreisentwicklung abgestraft. Damit einher ging die Angst vor einer geringeren Investitionsbereitschaft der Kunden aus der Öl- und Gasindustrie. (awp/mc/pg)