CH-Schluss: SMI büsst 1,5% auf 7’688 Punkte ein
Zürich – Dem Schweizer Aktienmarkt ist der Start ins zweite Quartal 2016 gründlich missglückt. Am 1. April kannte der hiesige Leitindex fast den ganzen Tag über nur eine Richtung: Abwärts. Bereits im ersten Jahresviertel hatte der SMI um fast 12% nachgegeben. Gegenwind kam am Freitag von den schwachen Vorgaben aus Asien, rückläufigen Ölpreisen sowie von den Abgaben im Indexschwergewicht Novartis. Auch eine drohende schlechtere Bonitätsnote für die Volksrepublik China und Hongkong durch die Ratingagentur S&P drückte auf die Stimmung.
Erst am Nachmittag grenzten die Indizes ihre Verluste spürbar ein. Auslöser dafür waren gute Konjunkturdaten aus den USA, welche die Aktien an der Wall Street ins Plus hievten. So hat sich die Stimmung in der US-Industrie im März stärker als erwartet aufgehellt. Auch die Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktdaten sind überraschend robust ausgefallen, was der Talfahrt der US-Währung ein Ende setzte. Denn nach diesen Daten rechnen immer mehr Experten mit der nächsten Zinserhöhung in den USA bereits im Juni.
Der Swiss Market Index (SMI) ging mit einem Minus von 1,53% auf 7’688,34 Punkte aus dem Tag; auf Wochensicht resultierte ein Verlust von 1,1%. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, sank am Freitag um 1,39% auf 1’188,98 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,12% auf 8’223,59 Stellen. Von den 30 SMI/SLI-Titeln schlossen 22 im Minus, sieben fester und eine (Swisscom) unverändert.
Allen voran kamen Novartis unter die Räder und büssten 1,7% ein. Nach der Citigroup am Vortag hat nun auch die UBS die Titel auf «Neutral» von zuvor «Buy» abgestuft. In den USA zeichnet sich eine Auseinandersetzung des Pharmakonzerns mit der Staatsanwaltschaft ab, was die Citigroup mit zum Anlass für ihre Abstufung genommen hat. Gleichzeitig sorgen sich die UBS-Experten um den Hoffnungsträger Entresto sowie die Wachstumsaussichten generell. Zudem bestehen Unklarheiten über angebliche Korruptionsvorwürfe in der Türkei.
Aber auch in den beiden anderen Schwergewichte Roche (-1,5%) und Nestlé (-1,0%) wurde Geld vom Tisch genommen. Nestlé droht in Indien in Sachen Instant-Nudeln von Maggi neues Ungemach. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge haben Lebensmittelinspektoren eine Klage gegen den Nahrungsmittelkonzern wegen unzulänglicher Produktionsmethoden eingereicht.
Die drohende Rating-Abstufung für China und Hongkong belastete die Luxusgüteraktien von Swatch (-2,1%) und Richemont (-2,0%). Vontobel und Barclays haben für Richemont die Kursziele gesenkt, beliessen das jeweilige Rating aber auf «Buy» bzw. «Overweight». Als Belastungsfaktoren wurden die rückläufige Zahl chinesischer Touristen in Europa und die anhaltende Marktschwäche in Hongkong angeführt.
Mit Abstand die grössten Verluste gingen auf das Konto der Zurich Insurance Group (-9,5% bzw. -21,10 CHF), deren Aktien allerdings mit 17 CHF ex-Dividende gehandelt wurden. Der Versicherer gab am Berichtstag bekannt, die Akquisition des amerikanischen Agrarversicherer RCIS für 700 Mio USD abgeschlossen zu haben. Die Grossbankenaktien Credit Suisse (-1,3%) und UBS (-2,4%) schnitten derweil uneinheitlich ab.
Am besten kamen bei den Blue Chips LafargeHolcim (+1,1%), Sonova (+0,7%) und Dufry (+0,5%) davon. Adecco (+0,3%) drehten nach den guten Daten zum amerikanischen Arbeitsmarkt ebenfalls ins Plus.
Im breiten Markt fanden die Papiere des Börsenneulings Wisekey (-6,3% auf 5,50 CHF) noch keinen Boden. Am Donnerstag waren die Aktien mit 12 CHF in den Handel gestartet und sind im heutigen Handel zwischenzeitlich bis auf 5,31 CHF abgerutscht. Am Freitag räumte der Chef des Cybersecurity-Spezialisten im Gespräch mit AWP ein, er hätte lieber noch «einige Jahre» mit dem IPO zugewartet. Der Börsengang sei vor allem darum schon erfolgt, weil man sich damit den Zugang zu einer Finanzierung durch US-Investoren gesichert habe.
Schwach entwickelten sich Mobimo (-4,8%), die allerdings Ex-Dividende gehandelt wurden. Deutlich nach oben ging es indes mit den Papieren des Solarindustrie-Zulieferers Meyer Burger (+5,5%). Die Aktien des einstigen Börsen-Highflyers waren allerdings zwischenzeitlich bei 3,30 CHF auf ein Allzeittief gefallen – so wenig hatten sie seit dem IPO im Jahr 2006 noch nie gekostet. Händler sprachen daher von einer technischen Gegenreaktion. (awp/mc/upd/ps)