Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag sehr schwach geschlossen; der Leitindex SMI wurde auf den Stand von letztem August zurückgeworfen. Der befürchtete ganz grosse Kurseinbruch ist aber – zumindest vorerst – ausgeblieben, damit hat der hiesige Börsenplatz dem Abwärtssog der US-Börsen einigermassen widerstanden. An der Wall Street zeigten sich die Anleger nach dem heftigen Absturz am Vortag unentschlossen, der Dow Jones Industrial schwankte am Dienstag zwischen Gewinnen und Verlusten.
Von einem Crash könne noch nicht die Rede sein, hiess es im Schweizer Handel. Vielmehr seien die Märkte angesichts der hohen Bewertungen anfällig für eine Korrektur gewesen. Als Auslöser habe es nicht viel gebraucht, in diesem Fall sei es der beschleunigte Anstieg der Langfristzinsen gewesen. Darüber hinaus kehrte nach einer langen Abwesenheit die Volatilität an die Börsen zurück, was Anleger abschreckte. So sprang etwa der Volatilitäts-Index VSMI, er wird auch «Angstbarometer» genannt, um 25% nach oben.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 2,90% tiefer bei 8’836,71 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gab um 2,99% auf 1’448,92 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 2,67% auf 10’179,98. Alle 30 Blue Chips schlossen im Minus.
Der Schweizer Franken fiel hingegen nicht als Fluchtwährung auf – auch Gold und Anleihen nicht. «Es war keine Flucht in Sicherheit – es war eine Flucht aus dem Risiko», erklärten Marktbeobachter. Damit sässen Anleger nun auf Barbeständen, die schon bald ihren Weg in Aktien zurück finden könnten, so die Hoffnung.
Deutliche Abgaben gab es bei den Finanztiteln, die üblicherweise am stärksten unter Verwerfungen an den Finanzmärkten leiden. Allen voran Credit Suisse büssten 6,0% ein. Die Grossbank trat am Mittag Medienberichten entgegen, sie habe mit einem Investmentvehikel grosse Verluste eingefahren. Zuvor hatten Finanzportale berichtet, der CS könnte wegen der stark gestiegenen Volatilität mit einem Volatilitäts-ETN ein Verlust von 500 Mio USD drohen.
Deutlich im Minus schlossen aber auch Julius Bär (-3,3%) und UBS (-4,0%). Mit den Papieren des Rückversicherers Swiss Re ging es um 3,8% nach unten, Zahlen des Branchennachbarn Munich Re belasteten hier die Stimmung. Naturkatastrophen brockten dem weltgrössten Rückversicherer 2017 einen herberen Gewinneinbruch ein als erwartet. Swiss Life (-3,6%), Bâloise (-3,5%) und Zurich Insurance (-3,4%) kamen aber auch nicht viel besser weg.
Auch diverse Zykliker standen auf den Verkaufszetteln; wie etwa Logitech (-3,9%), ABB (-3,5%), Dufry (-3,2%) oder SGS und Adecco (je -3,1%). Dufry hatte am Morgen bekannt gegeben, dass der Börsengang der US-Tochter Hudson erfolgreich abgeschlossen wurde. Bereits am Vortag hatten die Valoren nach dem Ausstieg eines Grossaktionärs zu den Tagesverlierern gehört.
Defensive Aktien hielten sich etwas besser, wie Swisscom mit minus 1,7% am Vortag der Ergebnispublikation. Roche (-1,9%) konnten mit einer Erfolgsmeldung aus der Forschungspipeline aufwarten: Die Tochter Genentech legte am Morgen positive Daten aus einer Studie zu einem Krebs-Präparat vor. Ebenfalls über dem Gesamtmarkt schnitten Sonova (-1,1%) ab, während Novartis (-3,0%) und Nestlé (-2,3%) im späten Handel von Verkäufen erfasst wurden.
Zu den wenigen Gewinnern zählten am breiten Markt AMS (+13,2%). Der Halbleiterhersteller hat 2017 den Betriebsgewinn gesteigert und die Erwartungen der Analysten zumindest beim Reingewinn übertroffen.
Ebenfalls positiv aufgenommen wurden Jahreszahlen von Idorsia (+4,5%); das Biotech-Unternehmen hat etwas besser als erwartet abgeschnitten. Das Industrieunternehmen Dätwyler (-1,1%) hat derweil die Dividende und das Ziel für die operative Marge angehoben – geholfen hat es aber nicht.
Im Fokus standen auch Santhera (+4,4%). Das Biopharmaunternehmen lanciert in den USA ein erweitertes Zugangsprogramms mit Idebenon für Patienten mit Duchenne-Muskeldystrophie. (awp/mc/ps)