Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Dienstag klar im Minus beendet. Zum Teil widersprüchliche Nachrichten zur Griechenland-Saga hinterliessen sichtbar Spuren an den Finanzmärkten. Das traf auch auf den Schweizer Markt zu, der den Tag über zwischen der Gewinn- und der Verlustzone pendelte. In der Schlussauktion kam es dann nochmals zu einer deutlichen Abwärtsbewegung, bei der alle SMI-Werte in die Verlustzone gedrückt wurden.
Im Schuldenstreit mit Griechenland lautete der letzte Nachrichtenstand, dass die Eurogruppe Dienstagabend (19.00 Uhr) in einer Telefonkonferenz über ein neues griechisches Hilfsgesuch debattieren wolle. In dem Gesuch bittet die Regierung in Athen offenbar die Euro-Partner um ein neues, drittes Hilfsprogramm. Laut Händlern ist die Verwirrung der Anleger mittlerweile sehr gross, keiner wisse mehr, was nun wirklich Stand der Dinge ist. Dies sei durch angebliche Äusserungen vom deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble nochmals verstärkt worden. Dieser soll erklärt haben, Griechenland bliebe auch bei einem Nein im Referendum im Euro-Raum. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, Deutschland wolle vor einem Referendum nicht über den neuen Antrag Griechenlands beraten.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Dienstag 0,99% tiefer auf 8’780,91 Punkten. Die Bewegungsspanne war beachtlich: Das Tagestief lag bei 8’769,41 Punkten und das Hoch bei 8’896,26 Punkten. Die erhöhte Nervosität spiegelt auch der Volatilitätsindex VSMI wider, der zuletzt wieder deutlich gestiegen ist. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) ging mit einem Minus von 0,94% auf 1’318,98 Punkten aus dem Handel und der breite Swiss Performance Index (SPI) mit einem Abschlag von 0,90% auf 8’918,62 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 28 im Minus und nur 2 im Plus.
Als Belastungsfaktor erwiesen sich die Kursverluste beim Schwergewicht Nestlé (-2,1%). Die Papiere des Nahrungsmittelherstellers zeigten sich vor allem im späten Handel von der allgemeinen Unsicherheit angesteckt und bauten ihre Verluste klar aus. Genauso gross fielen die Verluste beim Bachwarenhersteller Aryzta aus. Damit bringen die Papiere ihr Jahressaldo nun auf annähernd 40% und sind damit der mit Abstand grösste Verlierer unter den Blue Chips. Mit deutlichen Verlusten schlossen auch die Aktien der beiden Uhrenhersteller Swatch (-2,6%) und Richemont (2,1%). Bei den Zyklikern gaben Schindler (-2,3%) und ABB (2,2%) mit am deutlichsten nach.
Die beiden Pharmawerte Roche (-0,5%) und Novartis (-0,2%) fielen mit der Schlussauktion ebenfalls zurück. Wenige Minuten vor Handelsschluss hatten Roche-Genussscheine noch mit einem Plus von knapp einem halben Prozent freundlich tendiert. Hier hatten positive Studienergebnisse zum Medikament Ocrelizumab gegen Multiple Sklerose tagsüber unter Investoren für gute Laune gesorgt. Aufgrund der «überzeugenden Resultate» sollen voraussichtlich im ersten Quartal 2016 in den USA und in der EU Zulassungsanträge gestellt werden. Die ZKB sprach von einem «positiven Signal» für den Aktienkurs. Inwieweit ein Blockbusterpotenzial zu erwarten sei, bleibe aber abzuwarten.
Bei den Finanztiteln ergab sich ein ähnliches Bild: Während sie sich im Handelsverlauf überwiegend dem schwachen Markttrend entziehen konnten, ging es mit der Schlussglocke abwärts. Am Ende geben UBS um 0,4% nach, Julius Bär um 0,6%.
Lediglich Galenica (+0,2%) und Lonza (+0,1%) schlossen im Plus.
Im breiten Markt hat der Schliesstechnikkonzern Kaba (Aktie -1,2%) eine Sammelklage in den USA aus dem Jahr 2010 beigelegt. Die Einigung sieht nicht monetäre Leistungen seitens Kaba vor. Diese Leistungen sowie die Rechtskosten seien durch die im Geschäftsjahr 2010/2011 vorgenommene Rückstellung gedeckt. Analysten schätzen die Rückstellungen auf einen einstelligen Millionenbetrag und werten die News «leicht positiv». (awp/mc/upd/pg)