Zürich – Die Schweizer Börse setzte am Mittwoch ihre Talfahrt fort. Im Tagesverlauf erholte sich der SMI zwar teilweise wieder von seinen Verlusten am Vormittag, nichtsdestotrotz schloss der Leitindex klar im Minus. Wann der Boden erreicht wird, sei völlig ungewiss, hiess es am Markt. Die Turbulenzen dürften noch anhalten, bis auch die Marktteilnehmer, die ihre Anlagen mit Krediten finanziert hätten, die Positionen bereinigt hätten. Dann könnte es immerhin zu einer längeren volatilen Seitwärtsbewegung kommen, sagte ein Händler.
Nachhaltig entschärfen werde sich die Lage wohl aber erst mit einem umfassenden Rückgang der Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus Infizierten. Die Unsicherheit über die Folgen der durch das Virus ausgelösten Krise sei immer noch extrem hoch und spreche für weiterhin heftige Schwankungen an den Märkten. Denn es lasse sich eine Rezession wohl nicht mehr vermeiden, da das öffentliche und wirtschaftliche Leben zusehends zum Erliegen komme. Am Donnerstag müsse sich dann zeigen, was die SNB gegen die aktuelle Situation zu tun gedenke.
Der SMI schloss schliesslich 1,82 Prozent tiefer auf 8’338,74 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien enthält, büsste 1,69 Prozent auf 1’200,35 Zähler und der breite SPI 2,82 Prozent auf 10’005,67 Punkte ein. 18 Verlierern im SLI standen immerhin 12 Gewinner gegenüber.
Die erhöhte Volatilität am Markt zeigt sich etwa bei den Grossbankenpapieren. Bei Börsenschluss lagen etwa UBS (+0,1%) leicht im Plus, nachdem sie über weite Teile grosse Verluste verzeichnet hatten. Sie standen damit auch bei Börsenschluss noch deutlich besser da als Rivale CS (-2,6%). Gemäss Händlern kam es zu Umschichtungen aus Credit Suisse hin zu UBS. Die CS habe zwar ihr Investment Banking abgebaut, sei aber diesbezüglich weiterhin verwundbarer als die UBS, hiess es.
Händler verwiesen ausserdem auf die Aussagen der UBS an der Finanzkonferenz von Morgan Stanley. Dort sagte Finanzchef Kirt Gardner, die Bank sei bisher gut durch die Coronakrise gekommen. Die Margin Calls hätten zwar deutlich zugenommen, die Verluste aus Lombardkrediten seien bisher aber noch gering. In diesem Bereich leide die CS ausserdem klar mehr als die UBS.
Mehrere Assekuranzwerte standen ebenfalls auf der Verkaufsliste. Swiss Re fielen deutliche 6,4 Prozent. Das bedeutet ein Minus von etwa 50 Prozent seit Jahresanfang für den Rückversicherer. Ebenfalls rund die Hälfte ihres Werts verloren haben seither etwa Julius Bär (-3,5%) und die oben genannten Credit Suisse.
Besonders stark bergab ging es auch mit klassischen zyklischen Werten wie LafargeHolcim (-7,9%) oder Sika (-6,0%) sowie mit Kühne+Nagel (-5,1%). Die Clariant-Aktien gaben um 2,6 Prozent nach und die Papiere des Augenheilkundespezialisten Alcon rauschten um 2,5 Prozent nach unten.
Besser erging es Titeln wie Logitech (+3,5%), Swatch (+3,3%) Givaudan (+3,1%) oder Geberit (+1,8%). Bergauf ging es auch mit Nestlé (+0,4%), die mit ihrem Plus den SMI etwas zu stützen vermochten. Die beiden Pharmaschwergewichte Roche (-3,0%) und Novartis (-2,6%) mussten hingegen Verluste hinnehmen. Bei Roche war von aggressiven Abgaben aus dem Ausland zu hören.
Ein Händler verwies ausserdem darauf, dass demnächst die Gewichtung im SMI adjustiert werde. Dabei wird die Gewichtung von Roche und Nestlé auf noch je 18 Prozent von derzeit 21,9 respektive 20,16 Prozent reduziert.
Im breiten Markt fielen Medacta um satte 17,9 Prozent. Der ehemalige CEO von Straumann, Marco Gadola, verlässt den Verwaltungsrat der Medizintechnikfirma in Richtung Mitbewerber Medartis, dessen Papiere aber ebenfalls um 3,5 Prozent nachgaben.
Evolva sackten um 14 Prozent ab. Das Biotechunternehmen hat 2019 den Umsatz gesteigert und einen geringeren negativen freien Cashflow ausgewiesen. Für das laufende Jahr stellt das Unternehmen einen EBITDA etwa auf Vorjahreshöhe in Aussicht. (awp/mc/pg)