CH-Schluss: SMI schliesst mit deutlichen Verlusten
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Montag mit Verlusten aus dem Handel gegangen und hat sich damit dem leicht positiven Trend an anderen europäischen Märkten entzogen. Unter Druck waren vor allem defensive Werte, bei denen die im Laufe des Jahres gewonnenen Gewinne wieder eingestrichen wurden. Das Wahlergebnis in Deutschland, das vorerst mit einem regelrechten Cliffhanger endet, hat die Märkte nicht verschreckt.
Aus Sicht der Wirtschafts- und Finanzmärkte sei die Nachricht, dass eine mögliche Links-Grün-Links-Koalition mit SPD, Grüne und Linke keine Mehrheit finde, positiv zu werten, weil sie die Unsicherheit für im Vorfeld der Koalitionsverhandlungen verringere, hiess es am Markt. Dennoch war auch im deutschen Dax die anfängliche Euphorie über das Aus der Rot-Grün-Rot-Regierung schnell wieder verflogen. Zudem schienen die Märkte die Krise um den in Schieflage geratenen Immobilienkoloss Evergrande als ein vollständig kontrollierbares Ereignis einzupreisen, das nicht über Chinas Grenzen hinaus übergreifen werde. Dies führe laut Händlern aber dazu, dass die vorsichtigen Anleger eher einen Bogen um den sicheren Hafen Schweiz machten, was auch die Underperformance des SMI gegenüber ausländischen Indizes zeige.
Der SMI schloss um 1,07 Prozent tiefer bei 11’691,18 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sackte um 1,17 Prozent auf 1916,37 und der breite SPI um 1,01 Prozent auf 15’183,14 Zähler ab. 21 SLI-Werte gaben zum Teil deutlich nach und stehen neun festeren gegenüber.
Stark unter Druck schlossen die als defensiv geltenden Straumann (-5,0%), die im bisherigen Jahresverlauf allerdings bereits mehr als 80 Prozent zugelegt haben und damit die Gewinnerliste der Blue Chips weiter anführen. Weitere defensive Werte wie Givaudan (-3,1%), Sonova (-2,7%), Lonza (-2,8%) und Alcon (-1,3%) standen ebenfalls deutlich unter Druck.
Die zyklischen Kühne + Nagel, mit einem bisherigen Jahresplus von fast 75 Prozent an zweiter Stelle, gaben ebenfalls deutlich nach (-4,1%). Der Chef des Logistikkonzerns, Detlev Trefzger, äusserte sich am Sonntag zudem in einem Interview zu den globalen Lieferengpässen: Ihm zufolge dürften die Engpässe im weltweiten Lieferverkehr noch weit bis in das nächste Jahr anhalten.
Zykliker wie Sika (-4,7%), Geberit (-3,6%) und Partners Group (-2,2%) mussten ebenfalls Federn lassen.
Besonders gewichtig waren zudem die Verluste des defensiven Schwergewichts Nestlé mit einem Minus von 1,7 Prozent. Das belastete den Gesamtmarkt stark. Die Pharmariesen Roche (-0,8%) und Novartis (-0,4%) konnten sich dem Trend ebenfalls nicht entziehen.
Auf der Gewinnerseite standen Finanzwerte, allen voran die CS mit einem Plus von 2,5 Prozent. Die Nachricht, dass die Bank weitere Gelder an die Anleger der von der Greensill-Pleite betroffenen Fonds zurückbezahlt, schien den Aktien offenbar weiteren Auftrieb verliehen zu haben. Julius Bär schlossen mit 2,0 Prozent ebenfalls deutlich positiv.
Die Papiere der UBS legten um 1,2 Prozent zu. Bei der Bank wartete der Handel heute gespannt auf das Gerichtsurteil im Steuerstreit mit Frankreich. Dieses wurde nun allerdings vorerst vertagt. Grund dafür ist ein erkrankter Richter, wie der Vorsitzende Richter am Montag in Paris erklärte.
Gefragt waren auch die Papiere der Bankensoftwarefirma Temenos (+1,7%). Die Versicherer Swiss Re (+1,3%), Swiss Life (+1,0%) und Zurich (+0,7%) standen ebenfalls auf den Einkaufslisten der Händler.
Sehr gesucht waren ausserdem die Aktien des Baustoffkonzerns Holcim (+1,5%), der seine Übernahme in den USA abgeschlossen hat und gleichzeitig einen weiteren Firmenkauf in Polen ankündigte.
Auf den hinteren Rängen zogen Polyphor um 2 Prozent an, nachdem das Unternehmen einen ausserordentliche GV für den Enbiotix-Zusammenschluss angekündigt hat. Auch Santhera (+2,3%) fielen positiv auf. Das Biotechunternehmen hat weitere 8,1 Millionen Aktien ausgegeben. Dufry gewannen knapp 5 Prozent und setzten damit ihre Erholung fort. Die Erleichterungen der pandemiebedingten Reiserestriktionen in den USA sowie eine Kaufempfehlung von Baader Helvea sorgen für Auftrieb.
IGEA Pharma meldeten zudem die Kotierung neuer Namenaktien, was den Titeln mit fast 9,4 Prozent den zweitgrössten Auftrieb am breiten Markt verschaffte. (awp/mc/ps)