Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch klar schwächer geschlossen. Das Börsenbarometer setzte somit nach der kurzen Erholung vom Vortag den Abwärtstrend fort. Allgemein hat die Verunsicherung über die Politik der wichtigsten Notenbanken weiterhin für Verunsicherung gesorgt. Vor allem unterschiedliche Aussagen der Fed-Mitglieder nährten die Zweifel und liessen die Anleger nervös agieren. Dementsprechend blieb die Volatilität am Schweizer Handelsparkett hoch.
Marktdaten waren reichlich vorhanden: Die Zahlen zum Auftragseingang in der US-Industrie blieben am Nachmittag unter den Erwartungen. Besser zeigte sich die Stimmung der amerikanischen Dienstleister gemessen am ISM-Index, dieser konnte den Rückgang im April dennoch nicht kompensieren. Die Zahlen des Arbeitsmarkt-Dienstleisters ADP, die auf eine nur schwache Verbesserung bei der Beschäftigung im Privatsektor hinwiesen, lieferten derweil kaum Impulse.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,62% tiefer auf 7`747,84 Punkte, das Tagestief lag bei 7`731 Zählern. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,68% auf 1`175,02 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,55% auf 7`313,12 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 28 im Minus, einer im Plus und eine Aktie blieb unverändert.
Die grössten Verlierer waren SGS (-3,2%). Die angekündigte Übernahme der Civil Quality Assurance, einem kleinen Beratungs- und Testunternehmen im Bereich Geotechnologie und Umwelt in Australien, dürfte den Kurs allerdings kaum beeinflusst haben, steht er doch im Einklang mit der Strategie.
Weiter standen vor allem Zykliker und Finanzwerte auf dem Verkaufszettel: Sika (-2,6%), Swatch (-2,1%) oder Lonza (-1,8%) gehörten zu den grössten Verlierern.
Im Finanzspektrum erodierten CS mit -2,4% deutlich. UBS und Julius Bär (je -2,3%) erhielten ebenfalls wenig Anlegervertrauen. Die Aktien blieben am Handelstag im Fokus wegen des Steuerdeals mit den USA. Der Nationalrat hat das Gesetz dazu auf Eis gelegt. Er will die Behandlung des Geschäfts so lange aussetzen, bis der Inhalt des Programms bekannt ist, das die USA den Schweizer Banken zur Beilegung des Steuerstreits anbieten. Im breiten Markt verloren Titel von Banken, die in den Steuerstreit involviert sind oder sein könnten, ebenfalls an Wert. BKB sanken 4,4%, BCV 2,3% oder SGKB 1,4%.
Bei den Assekuranzwerten wurden Swiss Re (-2,4%) gescholten. Gerüchten zufolge seien in der Branche Rückversicherungsverträge in den USA zu tieferen Preisen erneuert worden, hiess es. Zurich Insurance verloren 1,5%. Die Zurich-Aktien wurden von Nomura auf `Neutral` von `Buy` abgestuft. Die Aussichten im US-Schaden- und Unfallversicherungssektor hätten sich eingetrübt, so die Marktexperten.
Für gehörigen Abwärtsdruck sorgten auch die defensiven Schwergewichte Novartis (-1,8%), Nestlé (-1,5%) und Roche (-0,9%). Novartis hatte am Morgen neue, positive Studiendaten zum Medikament Gilenya in der Behandlung von Multipler Sklerose (MS) veröffentlicht. Derweil erhöhte die Bank Vontobel das Kursziel für Roche und bestätigte die `Kauf`-Empfehlung. Die Genussscheine gaben die anfänglichen Kursgewinne wieder ab. Auf der Gewinnerseite im SMI/SLI standen einzig SPS (+1,5%).
Im breiten Markt kündigte der finanzielle angeschlagene Stahlhersteller Schmolz+Bickenbach (Aktie: -3,6%) an, dass er über die Ausgabe neuer Aktien 330 Mio CHF einnehmen will. Auf der anderen Seite streben die Renova und Grossaktionär Schmolz+Bickenbach GmbH & Co. KG eine umfangreichere Kapitalerhöhung an.
Auch die Industriegruppe Feintool (ungeh.) will das Kapital erhöhen und hat weitere Informationen dazu publiziert. Die Preisspanne wurde bei 60 bis 75 CHF je Aktie festgelegt.
Zudem veröffentlichte der Elektronikkomponenten-Hersteller Lem (Aktie: +0,6%) die Zahlen für das Geschäftsjahr 2012/13. Die Westschweizer steigerten den Auftragseingang sowie den Gewinn und hoben die Dividende an. (awp/mc/pg/cs)