Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat seine anfänglichen Verluste im Tagesverlauf nicht nur eingedämmt, sondern vor Handelsschluss gar ins Plus gedreht. Unterstützung erhielt der Leitindex SMI aus Übersee. Dort eröffnete die Wall Street zum Beginn des Monats Oktober klar positiv. Einige Anleger setzten einerseits auf eine Erholung im Schlussquartal, für gewöhnlich die stärkste Börsenphase des Jahres, sagte ein Händler. Andererseits solle man das heutige Plus aber nicht überbewerten. «Der Markt ist überverkauft, sodass es jederzeit zu einer Erholung kommen kann, sogar zu einer deutlichen», sagte er.
Auch gehe er davon aus, dass die Talsohle des Bärenmarktes noch nicht erreicht sei, da der Aktienmarkt eine Rezession noch nicht vollständig eingepreist habe. Zumindest in den USA folge die Erholung ausserdem auf die drittschlechteste Performance des Aktienmarktes in den ersten neun Monaten eines Jahres seit 1931. Von Konjunkturseite her erreichten den Markt am Nachmittag derweil noch einige Neuigkeiten aus den USA. Die Aktivität des Verarbeitenden Gewerbes verlangsamte sich im September zwar stärker als erwartet, nahm aber dennoch weiter zu. Händlern zufolge interpretierten Anleger dies als Kaufsignal.
Der SMI stieg bis Börsenschluss um 0,23 Prozent auf 10’290,71 Punkte. Im frühen Handel hatte er noch ein Tagestief bei 10’097 Punkten markiert. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 0,43 Prozent auf 1544,71 Punkte und der breite SPI 0,15 Prozent auf 13’186,46 Stellen. Im SLI standen die Gewinner den Verlierern im Verhältnis 2:1 gegenüber.
Gewinne bei den Blue Chips fuhren am Berichtstag Papiere aus ganz unterschiedlichen Branchen ein, allen voran Kühne+Nagel (+2,8%), VAT (+2,5%) sowie Swisscom (+2,1%) und AMS-Osram (+1,3%). Aber auch einige Finanzwerte wie Partners Group (+1,9%), UBS (+1,4%) oder auch Julius Bär (+0,9%) legten nach einem negativen Start schliesslich überdurchschnittlich stark zu.
Die Aktien der CS (-0,9%) setzen ihren Kursverfall hingegen erneut fort. Nach einem tiefroten Start im frühen Handel sahen die Papiere bei 3,518 Franken ein neues Rekordtief, erholten sich im Tagesverlauf von diesem aber immerhin grösstenteils wieder.
Auslöser für die Volatilität bei den Aktien waren erneute Medienberichte und Spekulationen über die Zukunft der Bank. Es werde derzeit wild über die Finanzkraft der Gruppe und die anstehenden Restrukturierungen diskutiert, hiess es im Handel. Ausdruck dieser Spekulationen ist, dass die Kurse für Absicherungen gegen eine Pleite der Bank – die sogenannten Credit Default Swaps – massiv angestiegen sind.
Den grössten Verlust fuhren unter den Blue Chips allerdings ABB ein (-5,6% auf 24,35 Franken). Hier machte sich vor allem die Abspaltung der Turboladersparte Accelleron (Schlusskurs 18,10 Fr.) bemerkbar, die ab dem heutigen Tag als eigenständiges Unternehmen gehandelt werden. Ohne das Spin-Off hätten die ABB-Papiere aber trotzdem ein Minus von um die 2 Prozent eingefahren.
Überdurchschnittlich starke Kursverluste verbuchten auch einige der Technologie-Werte unter den Blue Chips. So sackten Logitech um 1,7 Prozent ab. Temenos gaben um 2,2 Prozent nach. Die UBS hielt in einem aktuellen Kommentar fest, dass Wachstumswerte in diesem Jahr schlechter abgeschnitten haben als etwa Value-Titel. Vor dem Hintergrund höherer Zinsen und einer sich abschwächenden Nachfrage sei davon auszugehen, dass dies so bleiben werde.
Allerdings performten gerade auch einige der sogenannten Value-Titel am Berichtstag schlecht, wie ein Blick auf die schwergewichtigen Roche (-0,4%) und Nestlé (-0,6%) zeigte. Nur von Novartis (+0,6%) kam etwas Unterstützung.
In den hinteren Reihen bewegten zum Wochenstart vor allem Analystenkommentare. Während bei TX Group (+7,5%) eine Kaufempfehlung von Stifel positiv aufgenommen wurde, litten Oerlikon (-0,9%) und Dätwyler (-1,1%) unter einer negativen UBS-Studie. Aryzta verloren derweil nach Jahreszahlen 6,3 Prozent. (awp/mc/ps)