CH-Schluss: Deutliche Verluste und hohe Volatilität
Zürich – Am Mittwoch hat der Schweizer Aktienmarkt klar im Minus geschlossen. Für Aufregung sorgt bereits seit einigen Tagen die Währungsentwicklung in verschiedenen Schwellenländern. Am Dienstagabend hatte die türkische Notenbank mit einem überraschenden und massiven Zinsschritt für Stabilität in der Lira gesorgt, am Mittwoch hatte die südafrikanische Notenbank nachgezogen, allerdings deutlich weniger erfolgreich. In der Schweiz standen Novartis nach der Publikation des Jahresergebnisses im Fokus der Anleger.
Die Jagd auf die Währungen der Schwellenländer scheine eröffnet zu sein, sagte ein Marktexperte. Drastische Zinserhöhungen wie jetzt in der Türkei seien kein nachhaltiges Mittel zur Währungsstabilisierung, mahnte der Experte. Diese wirkten kurzfristig, ruinierten aber langfristig über erhöhte Kreditzinsen die Wirtschaft. Nun müsse die US-Notenbank Fed handeln und falls nötig die Straffung ihrer Geldpolitik aussetzen, so der Marktbeobachter. Am Abend entscheiden die US-Währungshüter über eine weitere Drosselung ihrer Anleihekäufe. Erwartet wird eine Senkung der monatlichen Käufe.
Bis zum Schluss büsste der Swiss Market Index (SMI) 0,62% auf 8’135,81 Punkte ein. Die Volatilität am Markt war hoch. Der Tageshöchstwert lag bei 8’249, der Tiefstwert bei 8’080 Punkten. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,66% auf 1’249,89 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,58% auf 7’782,97 Zähler. Von den 30 wichtigsten Titel an der Schweizer Börse schlossen 23 im Minus und 6 im Plus und Novartis unverändert.
Novartis (unv.) standen nach Jahreszahlen im Mittelpunkt des Interesses. Experten sprachen von einem uneinheitlichen Ergebnis, das insgesamt aber den Erwartungen entsprochen habe. Etwas über den Schätzungen fiel dabei die Dividendenausschüttung aus. Die Titel lagen im frühen Handel klar im Plus und stemmten sich auch noch lange gegen die auf breiter Front einbrechenden Kurse. Am Ende schlossen die Papiere auf dem Niveau des Vortages.
Deutlich im Minus schlossen die Genussscheine des Mitbewerbers Roche (-1,1%). Der Pharmakonzern wird am Donnerstag seine Zahlen für 2013 präsentieren. Analysten rechnen mit einem über dem Vorjahr liegenden Ergebnis. Die Aktien des Nahrungsmittelhersteller Nestlé (-0,6%) notieren ebenfalls tiefer.
Von den Turbulenzen in den Schwellenländern wurden beinahe alle Sektoren in Mitleidenschaft gezogen. So büssten auch die Valoren von UBS (-1,3%) und CS (-0,6%) klar an Wert ein, aber auch Sonova (-1,1%), Swiss Life (-0,8%) oder Dufry (-0,6%) verzeichneten Verluste.
Bis zum Schluss rutschten Lonza (-3,2%) ans Tabellenende. Eine Organisation heizte die Debatte um die Quecksilberbelastung bei Visp weiter an. Das Chemieunternehmen könnte viel mehr Quecksilber in die Umwelt abgeleitet haben, als bisher angenommen. Zu diesem Schluss kommt die Organisation «Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz» (AefU) und beruft sich auf Aussagen von Mitarbeitern und interne Dokumente.
Klar tiefer schlossen auch Transocean (-2,3%). Dem Ölplattformbetreiber schlug eine Branchenanalyse von Barclays auf den Magen. Die Briten sagen für den Sektor durchschnittliche Kursrückschläge von 35% voraus. Syngenta (-1,3%) kamen nach Kurszielsenkungen durch Goldman Sachs und Morgan Stanley unter Druck.
Auf der anderen Seite der Tabelle stemmten sich Sika (+0,4%), Bâloise (+0,2%) oder Geberit (+0,2%) gegen fallende Kurse.
Im breiten Markt legten die Aktien des Biotechunternehmens Cytos mit plus 10,3% deutlich zu. Das Unternehmen meldete einen erfolgreichen Abschluss einer klinischen Studie der Phase 1 für einen Grippeimpfstoff. Nach Umsatzzahlen für 2013 legten zudem Hügli um 3,1% zu. Der Nahrungsmittelproduzent weitete seine Verkäufe vor allem akquisitionsbedingt um 13% aus und hatte damit die eigenen Ziele und die Schätzungen übertroffen.
Die Aktien des Immobilienentwicklers Orascom (-0,4%) erhielten Zuspruch von Goldman Sachs: Die US-Bank erhöhte ihr Rating auf «Neutral» von zuvor «Sell», was den Fall ins Minus allerdings nicht verhindern konnte. (awp/mc/pg)