Zürich – Die Schweizer Aktienbörse hat am Dienstag den Rückzug angetreten und nach drei positiven Sitzungen schwächer geschlossen. Am Vortag hatte der SMI noch ein neues Jahreshoch bei 11’616 Punkten erreicht, dieses aber nicht halten können. Auslöser der Schwäche waren laut Händlern der US-Schuldenstreit sowie Zins- und Konjunktursorgen. In Europa deutete der ZEW Index der Konjunkturerwartungen auf eine Rezession hin und in den USA zeugten die enttäuschenden Detailhandelsumsätze sowie die Quartalszahlen des Baumarktriesen Home Depot von einer Konsumzurückhaltung. Ausserdem hiess es seitens der US-Notenbank, wegen der immer noch hohen Inflation gebe es keine Notwendigkeit, in diesem Jahr die Zinswende einzuläuten.
Der Fokus der Marktteilnehmer sei nun auf die Gespräche von US-Präsident Joe Biden mit hochrangigen Vertretern der Republikaner und Demokraten wegen der Schuldenobergrenze gerichtet, hiess es weiter. Laut Finanzministerin Janet Yellen könnte der Regierung am 1. Juni das Geld ausgehen, wenn es keine Einigung gebe. Dies hätte ihrer Einschätzung nach einen Kollaps an den Finanzmärkten und eine massive Rezession zur Folge. Dabei habe die Tonalität in dem Streit deutlich an Schärfe zugenommen, sagte ein Marktexperte. Dies sorge zusätzlich für Verunsicherung an den US-Börsen.
Der SMI schloss um 0,50 Prozent tiefer auf 11’519,87 Punkten und damit über dem Tagestief bei 11’498. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,66 Prozent ein auf 1790,48 und der breite SPI 0,54 Prozent auf 15’186,93 Zähler ein. Im SLI gaben 22 Titel nach und acht waren fester.
Massiv unter Druck standen Sonova (-11%). Der Hörsystem-Spezialist hat mit seinem Jahresergebnis die Erwartungen klar verfehlt. Unter anderem litt das Unternehmen unter dem Verlust eines wichtigen US-Kunden. Zudem sorgte auch der Ausblick sorgt für Ernüchterung bei den Analysten.
Im Sog von Sonova wurde laut Händlern auch Straumann (-2,5%), ein weiterer Medtech-Vertreter, zu tieferen Kursen gehandelt. Der vorsichtige Sonova-Ausblick dämpfe die Hoffnungen, wonach Straumann die eigenen Jahresvorgaben anheben könnte, hiess es am Markt.
Ansonsten trennen sich Investoren verstärkt von Finanzwerten wie Partners Group (-2,2%), Julius Bär (-1,6%) und Swiss Life (-1,5%) sowie von den konjunktursensiblen Titeln Adecco, Geberit, Kühne + Nagel und Schindler, die zwischen 2,0 und 0,9 Prozent an Wert einbüssten.
Tiefer notierte der Technologiewert VAT (-0,7%). Möglicherweise habe die Meldung, das UBS Fund Management habe die Beteiligung auf unter drei Prozent reduziert, Gewinnmitnahmen ausgelöst, sagte ein Händler und verwies auf das Jahresplus von mehr als einem Viertel.
Auch der Kursgewinner der vergangenen Tage, Richemont (-0,6%) und Swatch (-0,4%), gaben nach. Händler erwähnten die am Morgen veröffentlichten schwachen chinesischen Konjunkturdaten. Die Erholung in dem wichtigen Absatzmarkt verliere bereits wieder an Schwung.
Bei den Schwergewichten belasteten Roche (-0,7%) und etwas weniger auch Nestlé (-0,4%) den Gesamtmarkt. Dagegen waren die Anteile des Pharmariesen Novartis (+0,01%) nahezu unverändert.
Auf der anderen Seite legten die Titel des Spezialchipherstellers AMS Osram (-3,5%) deutlich zu. Seit der Mitteilung vom vergangenen Freitag, als der kanadische Aktionärsaktivist Letko, Brosseau & Associates eine Beteiligung von mehr als 3 Prozent bekannt gegeben hatte, werde am Markt auf einen Aktionärsaufstand spekuliert, meinte ein Marktbeobachter. Zu den Gewinnern zählten zudem die Techtitel Temenos (+0,9%) und Logitech (+0,6%). Sika (+0,3%) profitierten von einer Kurszielerhöhung von Goldman Sachs.
Am breiten Markt legten Group Minoteries (+4,6%) zu. An der GV sei der Vorschlag der zusätzlichen Sonderdividende gutgeheissen worden, sagte ein Händler. Varia US Properties (-3,0%) standen nach Angaben zum Geschäftsverlauf im ersten Quartal unter Druck. (awp/mc/ps)