Zürich – Die Sorge vor einer Eskalation des Ukraine-Konflikts hat zum Wochenanfang den Schweizer Aktienmarkt fest im Griff gehalten. Aus Angst vor einem Einmarsch der Russen beim Nachbarn hätten die Investoren weltweit die Finger von riskanten Investitionen wie Aktien gelassen, sagten Händler. Dagegen waren die als sicher geltenden Anlagen wie Obligationen, Gold oder auch der Schweizer Franken tendenziell gefragt. Damit befand sich die Schweiz im Einklang mit anderen wichtigen Börsenplätzen in Europa. Auch in den USA setzte der Dow Jones Index die Abwärtstendenz der vergangenen Sitzungen fort.
Nach wie vor hofften die Marktteilnehmer auf eine diplomatische Lösung im Ukraine-Konflikt. Dennoch seien viele Investoren verunsichert und etliche gezwungen, sich wegen der steigenden geopolitischen Risiken von ihren Aktienbeständen zu trennen, hiess es in einem Brokerkommentar. Nach Ansicht der Credit Suisse hat «der Ukraine-Konflikt das Diktat über die Märkte übernommen.» Weiterhin im Fokus blieben angesichts des weiter gegen 100 Dollar je Fass steigenden Ölpreises auch die Inflations- und Zinsängste. Für Aufsehen sorgte zudem der Chemiekonzern Clariant mit einer kurzfristigen Verschiebung der Jahresergebnisse.
Der SMI schloss nach einem Tagestief bei 11’925 Punkten am Ende um 1,68 Prozent tiefer mit 12’026,37 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, büsste ebenfalls 1,68 Prozent auf 1923,72 Punkte ein und der breite SPI 1,71 Prozent auf 15’206,08 Zähler. Bis auf Swatch schlossen sämtliche SLI-Werte tiefer.
Im Rampenlicht standen Clariant mit einem satten Minus von 16 Prozent. Der Chemiekonzern hat die für Mittwoch geplante Publikation seines Zahlenkranzes für das Jahr 2021 aufgrund von Anschuldigungen seitens von Whistleblowern über mögliche Falschbuchungen von Rückstellungen und Wertberichtigungen verschoben. Betroffen seien die Geschäftsabschlüsse der Jahre 2021 und 2020. Dies sorge für massive Unsicherheiten und eher unschön. «Und dies ist Gift für die Börse», sagte ein Händler.
Massiv unter Druck standen europaweit die Finanztitel. Angesichts der grossen Verunsicherung dürfte die Fantasie von recht bald steigenden Zinsen doch eher wieder etwas schwinden, erklärten Händler. Bei den Banken kamen zudem noch die zuletzt stark gestiegenen Risikoaufschläge für Anleihen minderer Schuldnerqualität hinzu. Daher habe die Bank of America die Einstufung für europäische Bankaktien auf «Marketweight» von «Overweight» gesenkt. Banken wie Julius Bär, UBS und Credit Suisse, die Versicherer Swiss Life, Swiss Re und Zurich sowie der Vermögensverwalter Partners Group büssten in der Folge zwischen 4,0 und 1,9 Prozent ein.
Darüber hinaus litten konjunktursensitive Aktien wie ABB (-3,2%), Kühne+Nagel (-2,4%), AMS Osram (-1,9%) und Sika (-1,7%) stark. SGS (-2,1% auf 2576 Fr.) wurden zusätzlich von einer Kurszielsenkung durch Goldman Sachs auf 2585 Fr. gebremst, wobei die Bank die Empfehlung «Sell» bestätigte.
Gegen den Negativtrend kletterten bei den Blue chips einzig Swatch um satte 4,5 Prozent nach oben auf 287,20 Franken. Die Bank of America hatte den Uhrentitel direkt auf «Buy» von «Underperform» hochgestuft und das Kursziel deutlich auf 335 Franken erhöht.
Vergleichsweise geringe Verluste gab es bei Vifor Pharma (-0,3%). Dagegen schwächelten die defensiven Schwergewichte Novartis (-0,7%), Nestlé (-1,7%) und Roche (-1,9%) und boten dem Markt daher auch keine starke Stütze.
Im breiten Markt fielen SNB (-13% auf 6900 Fr.), Calida (-7,3%) oder Burckhardt Compression (-7,8%) mit hohen Abschlägen auf. Die Titel der SNB waren allerdings in den drei Wochen davor um über 2000 Franken auf ein Jahreshoch bei 7900 Punkten nach oben geschossen. Die Behauptungen in einem ausländischen Börsenbrief, die hinter dem jüngsten Kursfeuerwerk standen, hätten sich als falsch erwiesen, sagte ein Marktbeobachter. Daher sei der Titel nun entsprechend unter Druck gekommen. (awp/mc/pg)