Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag etwas leichter aus dem Handel gegangen. Nach einem volatilen Handelsverlauf mit deutlich schwächeren Kursen setzten die Dividendenpapiere in der letzten Handelsstunde zu einer veritablen Aufholjagd an. Auslöser waren starke Konjunkturdaten aus den USA und auch der zumindest vorläufige Aufschub eines westlichen Militärschlags in Syrien stützten die Notierungen. Die Unsicherheit an den Märkten sei nach wie vor sehr gross, hiess es im Handel.
In den USA sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche etwas stärker gefallen als erwartet. Zudem nimmt die weltgrösste Volkswirtschaft Fahrt auf: Von April bis Juni stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf das Jahr hochgerechnet um 2,5%; vorläufige Zahlen wurden damit deutlich um 0,8 Punkte nach oben gesetzt. Die Zahlen stützten jedoch die Erwartungen einer QE3-Rückführung bereits im September, meinten Händler.
Der Swiss Market Index (SMI) büsste am Berichtstag 0,16% auf 7’763,55 Punkte ein. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,04% auf 1’184,40 Stellen, während der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,07% auf 7’368,48 Zähler nachgab. Von den 30 wichtigsten Titeln gingen 18 mit höheren Notierungen aus dem Handel, elf im Minus und einer unverändert (Sonova).
Tagesthema war der abrupte und sofortige Rücktritt von Josef Ackermann als Verwaltungsrats-Präsident des Erstversicherers Zurich Insurance (Aktie: -2,5%). Er reagierte damit offenbar auf eine Forderung der Familie von Finanzchef Pierre Wauthier, der sich zu Wochenbeginn das Leben genommen hatte. Der unerwartete Tod Wauthiers und der plötzliche Abgang Ackermanns liessen viele Fragen offen und würden Investoren verunsichern, hiess es im Handel. Der Versicherer hat für den Freitag eine Telefonkonferenz zu dem Thema anberaumt.
Die Aktien der Branchenkollegin Bâloise (+2,5%) besetzten das andere Ende des Tableaus. Trotz hoher Schadenkosten hat der Versicherer die Profitabilität auf gutem Niveau gehalten, sagten Experten. Dank besseren Ergebnissen des Lebens- und Nichtlebensgeschäfts wurden die Schätzungen der Analysten mehrheitlich übertroffen. Uneinheitlich schnitten Swiss Re (-1,1%) und Swiss Life (+0,8%) ab.
Die Bankaktien schüttelten ihre Abgaben im Tagesverlauf mehrheitlich ab, allen voran Julius Bär verteuerten sich um 1,6%. Dahinter lagen Credit Suisse (+0,6%) und UBS (-0,2%).
Als Hemmschuh für den hiesigen Aktienmarkt erwiesen sich die drei Schwergewichte Roche (-0,2%), Novartis (+0,1%) und vor allem Nestlé (-0,7%). Der Nahrungsmittelriese will das gegenseitige Vorkaufsrecht mit der französischen Familie Bettencourt für die Beteiligung am französischen Kosmetikkonzern ‹L’Oréal› nicht weiterführen. Viel ändern soll sich bezüglich der Beteiligung sonst aber nicht, sagte VR-Präsident Peter Brabeck in einem Zeitungsinterview.
Actelion (-0,1%) zogen keinen Profit aus Daten einer zulassungsrelevanten Studie für das Medikament Macitentan/Opsumit. So verringere der Produktkandidat das Risiko für Morbiditäts- oder Mortalitätsereignisse «signifikant», hiesst es. Die in der Fachpublikation «New England Journal of Medicine» publizierten Ergebnisse der SERAPHIN-Studie seien weitgehend bekannt, hiess es in Analystenkommentaren. Das Spitzenumsatzpotenzial von Opsumit wird auf 1,7 bis 2 Mrd CHF geschätzt.
Tiefer wurden auch ABB-Titel (-0,8%) gehandelt. HSBC stufte auf «Underweight» zurück. Nach oben ging es hingegen mit den Papieren des Luxusgüterkonzerns Richemont, die mit plus 1,5% einen Teil der Vortagesverluste aufholten. Mit Adecco (+1,4%), Sika (+1,3%) sowie Kühne+Nagel (+0,7%) waren auch andere Zykliker auf dem Vormarsch.
Im breiten Markt fielen nach dem Zahlenrapport Implenia (+6,4%) auf. Der Baukonzern hatte die Erwartungen der Analysten auf allen Ebenen deutlich übertroffen. Fest präsentierten sich auch Bobst (+2,6%) nach Verbesserungen bei den Gewinnzahlen sowie einer Erhöhung der Umsatzprognose. Die Titel von Valora gewannen nach der Zahlenvorlage 0,8%.
Grössere Verluste verzeichneten Edisun (-4,3%). Das im Bereich Solarenergie tätige Unternehmen wollte ursprünglich die Halbjahreszahlen 2013 am gestrigen Mittwoch vorlegen, vorschob aber die Publikation kurzfristig um rund einen Monat. Ein neues Energierahmengesetz in Spanien veranlasste Edisun dazu, die Werthaltigkeit seine spanischen Anlagen vertieft zu prüfen, hiess es.(awp/mc/pg)