CH-Schluss: US-Schuldenstreit lastet zunehmend schwer auf den Börsen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die seit Wochenbeginn anhaltende Talfahrt am Mittwoch fortgesetzt. Für die schlechte Stimmung machten Marktteilnehmer einmal mehr das politische Tauziehen um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA verantwortlich. Langsam aber sicher verlören die Anleger die Geduld und den Optimismus, meinte ein Händler: Erste Marktteilnehmer begännen, Kursgewinne zu realisieren.
Prognosen des US-Finanzministeriums zufolge droht ab Anfang Juni ein Zahlungsausfall der US-Regierung, sollte die Schuldenobergrenze nicht erhöht werden. Dies könnte schwerwiegende Folgen für die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft haben. Nicht zur Verbesserung der Stimmung trug auch die Eintrübung des Ifo-Geschäftsklimaindexes in Deutschland bei. Mit einiger Spannung wurde das am Abend anstehende Protokoll zur letzten Sitzung der US-Notenbank Fed erwartet, Marktbeobachter erwarten sich davon weitere Hinweise zum künftigen Zinserhöhungspfad in den USA.
Der SMI schloss 0,89 Prozent im Minus auf 11’383,14 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel um 1,39 Prozent auf 1762,68 und der breite SPI um 0,99 Prozent auf 14’967,68 Zähler. Von den SLI-Werten schlossen 27 im Minus und nur drei im Plus.
Stark unter Druck standen bei den Blue Chips verschiedene Titel aus dem Medtech-Bereich wie Straumann (-4,9%), Sonova (-2,8%) oder Alcon (-2,6%). Im Handel wurde auf Gewinnmitnahmen der bisher gut gelaufenen Titel verwiesen. Für Sonova senkten die Analysten der französischen Oddo BHF zudem ihr Kursziel,. Deutliche Abgaben erlitten aber auch die volatilen Aktien des Bankensoftwarespezialisten Temenos (-4,8%).
Bei den Finanzwerten ging es vor allem mit Partners Group (-4,2%) und Julius Bär (-2,5%) stark abwärts. Nach den negativ aufgenommenen Viermonatszahlen von Julius Bär vom Vortag senkten am Mittwoch nun zahlreiche Analystenhäuser ihre Kursziele für die Titel der Vermögensverwaltungsbank. Bär hat seit Jahresbeginn deutlich weniger von den Turbulenzen um die Credit Suisse profitiert als von Investoren erhofft.
Unter Druck standen auch die Uhrenwerte Richemont (-2,9%) und Swatch (-2,6.%). Aber auch weitere typische Zykliker wie etwa die Aktien des Zementkonzerns Holcim (-1,7%) oder des Industriekonzerns ABB (-1,5%) schlossen tiefer. Holcim sieht sich derweil bei seinem Konzernumbau auf gutem Weg, wie CEO Jan Jenisch gegenüber AWP erklärte: Geografisch sei der Umbau zu 80 Prozent abgeschlossen.
Deutlich stabiler präsentierten sich die defensiven SMI-Schwergewichte. So schlossen Nestlé (-0,2%) nur leicht im Minus, dies trotz negativer Schlagzeilen um Kartelluntersuchungen in den USA gegen Babynahrungshersteller. Moderate Verluste gab es für die Aktien des Pharmariesen Novartis (-0,2%), während die Genussscheine der Konkurrentin Roche (+0,8%) klar fester schlossen. Händler sprachen von Umschichtungen von Novartis in die Roche-Titel.
Kursgewinne gab es auch für die Aktien des Telekomkonzerns Swisscom (+0,1%) aber auch des Warenprüfkonzerns SGS (+1,2%). SGS profitierten laut Beobachtern von guten Zahlen des Konkurrenten Intertek. Diese nährten am Markt die Hoffnung, dass auch SGS der Start ins Jahr geglückt sei – der Genfer Konzern publiziert keine Quartalszahlen.
Am breiten Markt ging es mit den Vontobel-Aktien (-5,7%) deutlich abwärts. Das Zürcher Bankhaus teilte am Morgen den Abgang seines langjährigen CEO Zeno Staub per nächsten Frühling mit, dieser strebt nun eine Karriere in der nationalen Politik an.
Mit Abgaben schlossen auch die Aktien des Medtech-Unternehmens Ypsomed (-1,5%) trotz insgesamt positiv aufgenommener Zahlen für das Geschäftsjahr 2022/23. Nach einem deutlichen Kursanstieg im laufenden Jahr hätten Anleger nun Gewinne mitgenommen, hiess es. Einen deutlichen Verlust für das erste Quartal vermeldete die auf US-Wohnimmobilien spezialisierte Varia US Properties (Aktien -2,1%). (awp/mc/pg)