CH-Schluss: SMI schliesst im Minus – Nestlé und Franken belasten
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat zur Wochenmitte leicht nachgegeben. Der Leitindex SMI verharrte während des ganzen Tages im Minus, wobei vor allem das Schwergewicht Nestlé belastete. Etwas auf die Stimmung drückte ausserdem der starke Franken. Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran erhöhten die Nachfrage nach sicheren Anlagen wie dem Franken. In der Folge fiel der Euro-Franken-Kurs klar unter die Marke von 1,08 und damit auf den tiefsten Stand seit Frühling 2017.
Abgesehen davon war die Eskalation im Nahen Osten nur zeitweise eine grössere Belastung, zumal sich die Schäden nach den iranischen Raketenangriffen auf US-Stützpunkte im Irak offenbar in Grenzen hielten. Entscheidend sei nun die Antwort von US-Präsident Donald Trump, lautete der Tenor an der Börse. Seine erste Reaktion liess vermuten, dass er keine komplette Eskalation will. Er trat jedoch erst nach Schweizer Handelsschluss vor die Medien.
Das Aktienbarometer SMI verlor zum Handelsschluss 0,32 Prozent auf 10’652,16 Punkte. Der Swiss Leader Index (SLI), der die 30 wichtigsten Werte umfasst, büsste 0,06 Prozent auf 1’643,45 und der breite SPI 0,34 Prozent auf 12’881,10 Zähler ein. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 14 im Minus und 16 im Plus.
Prägend für den Gesamtmarkt waren die Verluste beim Schwergewicht Nestlé. Das Papier gab um 1,6 Prozent nach und damit so stark wie kein anderer SLI-Titel. Die Aktien des Nahrungsmittelmultis wurden von einer Abstufung durch Exane BNP Paribas auf «Underperform» von «Neutral» gebremst. Der Preis der Aktie reflektiere die gute Leistung des Managements bereits ausreichend, hiess es dazu. Es dürfte Nestlé schwer fallen, das Wachstum im laufenden Jahr noch zu beschleunigen. Auch andere grosse Nahrungsmittelhersteller hatten am Mittwoch europaweit Mühe.
Verluste in ähnlichem Ausmass erlitt bei den Blue Chips nur noch Schindler (-1,5%). Beim Lift- und Rolltreppenbauer kommt es bei den dominanten Familienaktionären zu einem Generationenwechsel. Das Ziel, den Familienstatus und den Standort Schweiz im heutigen Umfang langfristig zu sichern, kommt offensichtlich nicht bei allen Investoren gut an. In diesem Zusammenhang äusserte ein Analyst auch die Vermutung, dass die Familienaktionäre auf eine Stimmenmehrheit für den Fall abzielen, sollte irgendwann die Einheitsaktie eingeführt werden.
Leicht unterdurchschnittlich entwickelten sich ausserdem noch die defensiven Papiere von Novartis und Alcon (je -0,5%). Roche hingegen zog um 0,1 Prozent an.
Tagesgewinner waren jedoch mit grossem Abstand AMS (+2,3%). Händler berichteten von aggressiven Deckungskäufen aus dem Ausland. Es würden vom österreichischen Halbleiterhersteller positive Quartalszahlen erwartet.
Avancen von mehr als 1 Prozent verzeichneten ausserdem nur noch Partners Group (+1,5%), Julius Bär (+1,3%) und Vifor Pharma (+1,0%). Bei Bär wurden die Gewinne mit neuen Dividenden- und Rückkaufsfantasien begründet. Auch die Grossbankenpapiere CS und UBS (+0,7%) reihten sich bei den Gewinnern ein.
Bei Adecco (+0,7%) halfen positive Daten vom US-Arbeitsmarkt. Die Privatwirtschaft der USA hat Ende 2019 deutlich mehr Stellen geschaffen als erwartet.
Im breiten Markt fielen Stadler Rail mit einem Minus von 5,3 Prozent auf. Hier reduzierte die UBS die Gewinnschätzungen und das Kursziel für die Aktien.
Auch bei anderen Verlierern waren negative Analysteneinschätzungen der Grund für die Abgaben, etwa bei Rieter (-3,8%) oder U-blox (-2,5%).
Den Aktien von Meyer Burger (-2,5%) setzte Händlern zufolge das Nachrichtenvakuum zu. Seit Wochen sei der Solarzulieferer den Aktionären Neuigkeiten schuldig. Einige Anleger hätten das Warten satt und würden sich entnervt von ihren Aktien trennen.
Auf der anderen Seite profitierten Ypsomed (+4,4%) von der Wiederabdeckung durch die Bank Vontobel mit dem Rating «Buy». Und auch Basilea (+8,4%) waren nach einem positiv gestimmten Kommentar von Bryan Garnier gefragt. (awp/mc/pg)