Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag kaum verändert geschlossen. Von Unternehmensseite gab es am Berichtstag nur wenige Neuigkeiten. Deshalb habe sich der Fokus der Anleger wieder stärker auf Makrodaten und die geopolitischen Risiken in Russland und im Nahen Osten konzentriert, kommentierte ein Marktbeobachter.
Belastet wurde die Stimmung der Investoren am Mittag durch die Ankündigung der EU über neue Wirtschaftssanktionen gegen Russland noch vor dem Wochenende. Zudem wurde an den Märkten weiter spekuliert, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen schneller als erwartet anheben könnte. Neue Daten vom US-Arbeitsmarkt, die schlechter ausfielen als prognostiziert, konnten die diesbezüglichen Befürchtungen nicht zerstreuen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,15% im Plus auf 8’829,01 Punkten. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor dagegen 0,05% auf 1’315,73 Stellen, während der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,14% auf 8’706,12 Punkte zulegte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 20 im Minus, 9 im Plus und eine unverändert.
Die deutlichsten Abgaben erlitten im SMI/SLI die Titel des Versicherers Swiss Life (-1,3%), aber auch zahlreiche zyklische Werte wie Clariant, Holcim und Dufry (alle -1,0%), SGS (-0,8%) oder Adecco (-0,7%) schlossen schwach.
Die Uhrenwerte Swatch (-0,8%) und Richemont (-0,6%) gehörten ebenfalls erneut zu den klaren Verlierern – beide Titel hatten bereits am Mittwoch als Reaktion auf die Präsentation der «Apple Watch» Kursverluste hinnehmen müssen. Swatch-Chef Nick Hayek betonte am Donnerstag in einem Zeitungsinterview, dass er die «Smartwatches» nicht als Risiko sondern als Chance sehe. Die trendigen «Spielzeuge» der Elektronikhersteller könnten den Prestigenutzen einer Schweizer Uhr nicht ersetzen, kommentierten zudem die Analysten der ZKB.
Bei den Finanzwerten zeigten sich vor allem die Bankentitel mehrheitlich schwach: So gaben CS 0,3% und UBS 0,4% nach, Julius Bär schlossen dagegen unverändert. Bei den Versicherern gaben neben Swiss Life auch Swiss Re (-0,1%) nach, dagegen konnten Bâloise (+0,2%) und Zurich (+0,3%) leicht zulegen.
Gestützt wurden die Indizes dagegen von den festen Pharmawerten Roche (+1,3%) und Actelion (+0,9%) und leicht positiven Novartis (+0,2%). Die Analysten von Berenberg bestätigten am Donnerstag ihre Kaufempfehlung sowohl für Novartis wie auch für Roche und erhöhten die Kursziele für beide Titel. Die schwergewichtigen Nestlé schlossen mit -0,1% leicht im Minus.
Zu den weiteren Gewinnern gehörten auch Kühne+Nagel (+0,4%), Transocean (+0,7%), Sonova (+0,8%) und Lonza (+2,2%). Das Life-Science-Unternehmen wird am Markt immer wieder als möglicher Übernahmekandidat eingeschätzt: Es figuriere auf der Einkaufsliste der grössten Chemiekonzerne, heisst es im Handel.
Im breiten Markt legten die Titel des Zahnimplantateherstellers Nobel Biocare (+1,7%) zu, um den die Übernahmespekulationen anhalten. Vereinzelt raten Händler allerdings auch zu Gewinnmitnahmen, da weiterhin nichts unterschrieben sei. Das Unternehmen hatte Ende Juli über Verkaufsverhandlungen mit potenziellen Käufern informiert.
Die Titel des im breiten Markt notierten Versicherers Helvetia gaben 0,5% nach. Die genossenschaftlich organisierte Konkurrentin Mobiliar gab bekannt, ihre Beteiligung von 19,2% an der Nationale (Aktien +0,2%) der Helvetia anzudienen.
Der Energiekonzern BKW (Aktie +2,0%) gab seine Zahlen zum ersten Halbjahr 2014 bekannt; der Betreiber des umstrittenen Kernkraftwerks Mühleberg wies bei einer etwas höheren Gesamtleistung einen geringeren Gewinn aus. Bereinigt um positive Sonderfaktoren des Vorjahres hat sich das Ergebnis allerdings leicht verbessert.
Die Titel des österreichischen Chipherstellers AMS (+3,4%) legten deutlich zu. Die Analysten von Kepler Cheuvreux sehen in dem Unternehmen dank der Integration der NFC-Technologie in die neuen iPhones einen der grössten Gewinner im «Apple-Produktzyklus». Der Technologiekonzern Kudelski (+3,1%) hat mit der indischen DEN Networks einen neuen Kunden für Anycast- und Opentv-Lösungen von Nagra gewonnen. (awp/mc/pg)