Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag etwas tiefer geschlossen. Die Indizes pendelten fast den ganzen Tag über mehr oder weniger um den Vortagesschluss, bevor sich zum Handelsende die tiefere Eröffnung an den US-Börsen durchsetze. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach einem freundlichen Wochenauftakt. Positive Stimmungsdaten, wie etwa besser als erwartete ZEW-Konjunkturerwartungen in Deutschland, vermochten keine Impulse zu setzen.
Auch die Ölpreise haben ihre deutlichen Vortagesgewinne teilweise abgegeben. Der russische Ölminister dementierte, dass das Land erwäge, die Fördermenge zu kürzen, um den Ölpreis zu stabilisieren. Negativ aufgenommen wurden auch die Quartalszahlen von Alcoa. Der Aluminiumkonzern ist traditionell das erste namhafte US-Unternehmen, das über das abgelaufene Quartal berichtet. Die Anleger warten laut Händlern nun auf weitere richtungsweisende Impulse aus der Berichtssaison.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Dienstag 0,45% tiefer bei 8’135,15 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, sank um 0,34% auf 1’247,29 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,43% auf 8’878,33 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln gingen 23 tiefer und nur sieben mit Gewinnen aus dem Handel.
An die Spitze der Blue Chips stellten sich beiden Uhrenwerte Richemont (+3,6%) und Swatch (+4,1%), gestützt von positiven Zahlen des Mitbewerbers LVHM. Der französische Luxusgüterkonzern hatte am Vorabend mit den Quartalszahlen Wachstum vermeldet, vor allem getrieben durch die Nachfrage in Asien. Das sei insbesondere aufgrund der schwachen Touristenzahlen aus China in Europa eine positive Überraschung für die Branche insgesamt gewesen, hiess es.
Auf der anderen Seite fielen die Aktien des Pharmazulieferers Lonza nachrichtenlos um 1,7%. Auffällig waren auch die Abgaben in Givaudan (-1,7%), Actelion (-1,6%) und LafargeHolcim (-1,4%). Auch die beiden Pharmaschwergewichte Novartis (-0,5%) und Roche (-0,9%) belasteten den SMI. Die am Krebskongress ESMO präsentierten Daten lieferten Analysten zufolge nur leicht positive Impulse. Offenbar hatten die Anleger höhere Erwartungen gehabt, sagten Marktteilnehmer.
Mit Abgaben auf breiter Front präsentierten sich auch die Versicherungstitel Swiss Life (-0,6%), Swiss Re (-0,7%), Bâloise (-0,6%) und Zürich (-1,0%). Besser hielten sich die derweil Bankwerte Credit Suisse (+0,2%), Julius Bär (-0,1%) und UBS (-0,2%).
Gekauft wurden dafür verschiedene Zykliker, wie etwa Aryzta (+2,4% auf 45,51 CHF). Für den Backwaren-Hersteller hat Kepler Cheuvreux die Kaufempfehlung bestätigt und das Kursziel um fünf auf 55 CHF angehoben. Der zuständige Analyst rechnet damit, dass sich die Jahre der Restrukturierung und Investitionen auszahlen werden und in einer besseren Cash-Generierung münden dürften.
Bei Adecco (+1,3%) verwiesen Marktteilnehmer auf die Belebung am französischen Arbeitsmarkt als positiven Faktor. Dufry (+1,1%) wiederum dürfte von einer Belebung des Tourismus in Südosteuropa profitieren, so Stimmen. Neuen Mut gäben etwa die jüngsten Verkehrszahlen von Lufthansa.
Das dritte Schwergewicht, Nestlé, lagen mit minus 0,5% im Marktschnitt. Der Lebensmittelkonzern hat Paul Navarre, den bisherigen Chef von Allergan, zum neuen CEO der Division Skin Health berufen. Sein Vorgänger Humberto Antunes verlässt den Konzern nach nur zwei Jahren.
Am breiten Markt korrigieren die Titel der Schweizerischen Nationalbank (-1,2%) nach den Gewinnen von letzter Woche leicht. Das Schraubenhandels- und Logistikunternehmen Bossard (Aktie +0,1%) wies ein beschleunigtes Wachstum im dritten Quartal aus und übertraf die Erwartungen leicht. Addex (+1,7%) startet gemeinsam mit dem US-Institut gegen Drogenmissbrauch eine Studie mit einem Wirkstoff bei Kokainabhängigkeit.
Mit grösseren Aufschlägen fielen zudem Evolva (+6,0%), Gottex (+3,7%), Bell (+3,0%) oder Phoenix Mecano (+2,3%) auf. Auf der Verliererseite fanden sich Feintool (-2,8%), SHL (-2,7%) oder Kardex (-2,6%) wieder. (awp/mc/upd/ps)