CH-Schluss: SMI gibt 0,5% auf 8666 Punkte nach
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag erneut deutlich zurückgekommen und hat damit den fünften Tag in Folge Verluste eingefahren. Nach schwachem Beginn und einem wiederum sehr volatilen Verlauf hat der SMI am Nachmittag für kurze Zeit die Gewinnzone erreicht, ehe gegen Handelsende die Kurse wieder nach unten purzelten. Grosse Ausnahme waren LafargeHolcim nach starken Zahlen. Nach wie vor sei die Stimmung von Nervosität geprägt, lautete der Tenor in Handelskreisen.
Die Spätphase des globalen Konjunkturzyklus und das wachsende Risikobewusstsein habe an den Märkten den Herbstblues aufkommen lassen, hiess es in einem Börsenkommentar zur allgemeinen Stimmungslage. Dies zeige sich an der auf breiter Front erhöhten Volatilität oder an den auf Mehrjahreshochs gestiegenen Renditen für Staatsanleihen. Das moderatere Wirtschaftswachstum und die Trendwende bei den Unternehmensgewinnen würden nun eingepreist, wie üblich mit einigen Verwerfungen.
Der Swiss Market Index (SMI) gab schliesslich 0,47 Prozent auf 8’665,80 Punkte nach. Im Wochenvergleich ergab sich ein markantes Minus von 2,3 Prozent. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) büsste 0,43 Prozent auf 1’357,56 Punkte ein und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,37 Prozent auf 10’222,78 Punkte. Von den 30 SLI-Titeln beendeten 18 den Handel im Minus.
Das Zünglein an der Waage spielten vorübergehend die defensiven Schwergewichte Nestlé (-0,3%), Roche (-0,2%) und Novartis (-0,5%). Unter ihrer Führung schaffte der Leitindex am Nachmittag den kurzzeitigen Sprung in die Gewinnzone. Allerdings ging es im Anschluss mit allen dreien wieder rasch bergab.
Am Vortag bereits hatten Novartis und insbesondere Roche unter Meldungen gelitten, die US-Regierung mache nun Ernst mit tieferen Medikamentenpreisen. In der Zwischenzeit wurde in Analystenkreisen auf die begrenzte Wirkung dieser Pläne hingewiesen, was den Druck auf die Pharmaaktien wieder etwas gelindert hatte, allerdings nur vorübergehend. Die Aktien konnten sich dem allgemeinen Abwärtstrend vor dem Wochenende nicht mehr entziehen.
Absolutes Highlight und mit Abstand grösster Gewinner waren LafargeHolcim (+2,9%). Der Baustoffkonzern hat mit soliden Zahlen zum dritten Quartal positiv überrascht und selbst die optimistischsten Analystenerwartungen übertroffen. Die bisherigen Zielvorgaben für den Umsatz im Gesamtjahr wurden zudem leicht angehoben, jene für das operative Gewinnwachstum allerdings etwas gesenkt. Letzteres wurde in Marktkreisen aber auch so erwartet.
Daneben verzeichneten einzig noch Dufry (+2,1%), Sonova (+0,8%), Lonza und Swatch (je +0,7%) Gewinne von über einem halbem Prozent. Um 0,3 Prozent zogen Richemont an, nach Bekanntgabe einer strategischen Partnerschaft mit Alibaba.
Die lange Verliererliste wurde von ABB (-2,8%) angeführt. Die Aktien zeigten sich seit der Publikation der Resultate im dritten Quartal vom Donnerstag ziemlich volatil, was die unterschiedliche Wertung der Ergebnisse durch die Analysten gut spiegelt. Gaben die Titel am Vortag zu Börsenbeginn bis um über 4 Prozent nach, erholten sie sich bis Handelsschluss auf ein relativ moderates Minus unter einem Prozent. Am Berichtstag standen die Titel wieder stärker unter Druck, belastet insbesondere von eher kritischen Kommentaren einiger amerikanischer Institute.
Dahinter gaben auch UBS (-1,8%) deutlich nach, während sich CS (-0,6%) etwas besser hielten.
Auch im breiten Markt zeigte sich die erhöhte Volatilität, zum Beispiel an der Aktie von Bucher Industries. Am Vortag zog die Aktie gegen den schwachen Gesamttrend nach gut aufgenommenen Zahlen um gut 3 Prozent an, am Berichtstag nun fielen die Titel um 4,9 Prozent zurück. Wie viele andere Aktien stehen sie damit im Bereich des Jahrestiefs.
Weitere Industrietitel wie Carlo Gavazzi (-1,4%), Burckhardt Compression (-4,1%) oder auch Sulzer (-2,6%) standen ebenfalls auf den Verkaufslisten.
Gegen den Trend zogen Landis+Gyr (+4,4%) nach den Halbjahreszahlen kräftig an.
(awp/mc/pg)