Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Donnerstagshandel mit tiefroten Vorzeichen beendet und der SMI schloss unter der Marke von 7’500 Punkten und damit auf dem tiefsten Stand seit Ende März. Bereits am Morgen hatte der Markt nach den Aussagen von Fed-Chef Bernanke vom Vorabend und verhaltenen Konjunktursignalen aus China schwach eröffnet. Im Handelsverlauf baute der SMI die Verluste aus, US-Konjunkturdaten am Nachmittag verstärkten den Trend.
Das bestimmende Thema blieb die US-Geldpolitik. Nach den Aussagen von Fed-Präsident Ben Bernanke steht nun fest, dass die Anleihekäufe von monatlich 85 Mrd USD ein Ende finden werden. Nur wann und in welcher Geschwindigkeit dies passiert, bleibt weiter unsicher. Die Investoren würden befürchten, dass dies eher früher als später passieren könnte, sagte ein Händler. Dass gute US-Konjunkturdaten also diese Ängste anfeuern, zeigte die Börsenreaktion auf den besser als erwartet ausgefallenen Philly Fed Index und starke Hausverkäufe. Dies sei Wasser auf die Mühlen der Entzugsstory, so ein Händler.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 3,05% tiefer bei 7’496,05 Punkten. Das Tageshoch lag mit 7’682 Punkten fast 200 Zähler darüber. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 3,20% auf 1’136,52 Punkte und der breite Swiss Performance Index 2,94% auf 7’088,59 Zähler. Alle 30 wichtigsten Titel schlossen im negativen Terrain.
Hierzulande hielt die SNB an ihrem Kurs fest. Das billige Geld soll die Schweizer Wirtschaft weiter stützen, denn die Risiken bleiben laut SNB-Präsident Thomas Jordan nach wie vor hoch. Der SNB-Stabilitätsbericht bescheinigt den beiden Grossbanken Fortschritte bei ihren risikogewichteten Kapitalquoten. Die Leverage-Ratios seien aber weiterhin tief. Die Anforderungen an die Kapitalpuffer für Hypotheken würden laufend geprüft.
In Folge standen die Papiere der CS (-4,2%) und der UBS (-3,1%) unter Abgabedruck. Julius Bär verlor mit 3,8% ebenfalls stark. Auch die Versicherer Zurich (-1,8%) und Swiss Re (-2,4%) verzeichneten Verluste. Die Experten von AIR Worldwide haben die Schadenbelastung für die Versicherungsbranche aus der Hochwasserkatastrophe in Deutschland auf bis zu 5,8 Mrd EUR geschätzt. Vorangehende Schätzungen waren von höchstens 4 Mrd EUR ausgegangen. Eine Hochstufung der Berenberg Bank für beide Assekuranz-Titel fiel angesichts des Marktumfeldes kaum ins Gewicht. Swiss Re wird nun mit ‹Hold› statt bisher ‹Sell› und Zurich mit ‹Buy› statt ‹Hold› bewertet.
Die grössten Verlierer im SMI waren die Titel der Uhrenhersteller Swatch und Richemont (je -5,2%). Hier belasteten der chinesische PPI sowie die Daten zu den Uhrenexporten. Gegenüber dem hohen Vorjahreswert betrug das Minus im Mai rund 4%. Die Korrektur sei nicht überraschend, so ein Händler.
Unter Druck zeigten sich auch die Aktien anderer Zykliker wie SGS, (4,7%), Holcim (-4,4%), Sika, (-4,3%) oder Clariant (-3,6%). Letztere haben in der EU 255 verschiedene chemische Stoffe registriert. Davon wurden 155 Dossiers als sogenannte «lead registrant» beziehungsweise federführender Registrant eingereicht. Sonova (-3,6% oder -3,90 CHF) wurden mit einem Dividendenabschlag von 1,60 CHF gehandelt.
Die Schwergewichte Nestlé (-2,1%), Novartis (-2,9%) und Roche (-3,6%) boten dem SMI ebenfalls keine Stütze.
Swisscom waren mit einem Minus von «nur» 1,6% bester Wert im SMI. Der blaue Riese plant den Einstieg in die Steuerung von Stromnetzen. Künftig soll der Stromverbrauch etwa von Wärmepumpen, Boilern oder Heizungen in Haushalten über das Telekomnetz geregelt werden.
Schindler PS (-1,7%) hielten sich im Tagesverlauf trotz einer Gewinnwarnung vergleichsweise gut und verzeichneten zum Handelsschluss die zweitschwächsten Abgaben. Der Aufzug- und Fahrtreppenbauer hat eine ausserordentliche Abschreibung von 155 Mio CHF auf die Beteiligung an Hyundai Elevator gemeldet. Der Wert der Hyundai-Anteile sei infolge einer Kapitalerhöhung stark gesunken.
Im breiten Markt legten Feintool (+8,1% auf 67,00 CHF) zu, nachdem der Maschinenbauer die Neupositionierung am Kapitalmarkt abgeschlossen hat. Die Lysser Industriegruppe konnte ein Aktienangebot von 1,49 Mio Namenaktien zu 62 CHF das Stück vollständig platzieren und löst knapp 33 Mio CHF.
Ins Auge stechen zudem Santhera mit einem Plus von 5,2% und Basilea mit einem Minus von 8,7%. Relevante News lagen zu beiden Unternehmen nicht vor. (awp/mc/upd/ps)