CH-Schluss: Versöhnlicher Wochenabschluss
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat eine Woche mit deutlichen Abgaben einigermassen versöhnlich abgeschlossen. Zwar startete der Leitindex SMI am Freitag belastet von Euro-Schuldensorgen sowie nach einem Skandal in der Handelsabteilung der US-Bank JP Morgan mit Abgaben und der Leitindex SMI fiel unter die Marke von 5’900 Punkten. Hinweise auf eine politische Entspannung in Griechenland liessen die Verluste in der Folge abbröckeln und am Nachmittag führten überraschend positive Konjunkturdaten aus den USA den SMI gar in die Gewinnzone. Dennoch beendete dieser die dritte Woche in Folge im Minus.
In den USA hat sich das von der Universität Michigan ermittelte Konsumklima im Mai aufgehellt, während Ökonomen einen Rückgang des Index erwartet hatten. Ganz anders die Situation in Europa. Dort verteilte die EU-Kommission in ihrer Konjunkturprognose Spanien und Frankreich mit Blick auf die Defizitziele schlechte Noten. Immerhin gibt es einen Hoffnungsschimmer in Griechenland: Nach jüngsten Meldungen sind offenbar auch die Konservativen im Athener Parlament zu einer Koalition mit Sozialisten und den Demokratischen Linken bereit.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss mit 0,48% im Plus bei 5’954,88 Punkten. Im Wochenvergleich verlor er aber 1,7%, dies nach einem Abschlag von 1% in der Vorwoche und einem Minus von 1,9% in der letzten April-Woche. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann am Freitag 0,37% auf 902,02 Punkte und der breite SPI 0,47% auf 5’573,12 Zähler dazu.
Bei den Blue Chips behielten am Ende die Gewinner die Oberhand. Weit vorne in der Tabelle fanden sich einige konjunkturabhängige Titel wie jene von Holcim (+1,9%), Sonova (+1,8%), Syngenta (+1,9%) oder Kühne + Nagel (+1,4%). Die Aktien des Zementkonzerns Holcim holten somit zum Wochenende hin einen Teil der Verluste wieder auf, den sie im Nachgang an Quartalszahlen vom Mittwoch hinnehmen mussten.
Tagessieger im SMI/SLI waren Actelion (+2,2%). Das Biopharma-Unternehmen profitierte von einer Kurszielanhebung durch JP Morgan sowie von dem gemeldeten Beteiligungsausbau der US-Finanzgesellschaft Blackrock. Als gute Marktstütze dienten die Schwergewichte Novartis (+1,2%) und Nestlé (+0,8%), während Roche (+0,5) im Rahmen des Gesamtmarktes lagen.
Uneinheitlich tendierten die Luxusgüteraktien von Richemont (+0,2%) und Swatch (-0,6%). Richemont veröffentlicht am Mittwoch vor Auffahrt den Bericht für das Geschäftsjahr 2011/12. Gleichentags hält die Swatch Group die Generalversammlung ab. Julius Bär wird den Anlegern am Dienstag ein Update zum Geschäftsgang in den ersten vier Monaten vorlegen. Die Bär-Aktien gewannen im Freitagshandel 0,7% dazu.
Ansonsten gehörten einige Finanzaktien zu den Verlierern. Allen voran weiteten die Papiere der Versicherungsgruppe Zurich Insurance (-2,0%) die Abgaben des Vortages aus. Am Donnerstag hatte die Zurich über ein eigentlich gutes erstes Quartal berichtet. Analysten vermuten, dass die Anleger nach den guten Nachrichten Gewinne realisierten.
Mit Blick auf die Vorgänge bei JP Morgen und die wachsenden Sorgen um die Eurozone verloren andere Versicherer wie Swiss Life 1,5% oder Swiss Re 0,9% ebenfalls an Wert. Bei den Banken gaben Credit Suisse um 0,4% nach, wogegen UBS mit 0,3% leicht im Plus schlossen. JP Morgan hatte mit riskanten Finanzwetten innert weniger Wochen rund 2 Mrd USD verloren. Nun wird befürchtet, dass auch andere Finanzinstitute mit ähnlichen Derivat-Geschäften Geld verloren haben und dass der Fall Wasser auf die Mühlen der Behörden zu schärferen Regulierungsvorschriften sein könnte.
Ebenfalls tiefer notierten ABB (-1,2%). Der Technologiekonzern gab bekannt, dass mit der Zustimmung der EU-Kartellbehörden alle regulatorischen Bedingungen für die Übernahme der US-Firma Thomas & Betts nun vorlägen.
Im breiten Markt hatte PSP Swiss Property (Aktie: +0,6%) mit den Zahlen zum ersten Quartal die Erwartungen der Analysten erfüllt. Reingewinn und Liegenschaftsertrag stiegen gegenüber dem Vorjahr an. Der Baukonzern Implenia (+2,4) hatte einen Bauauftrag aus Norwegen für ein Wasserkraftwerk mit einem Volumen von 75 Mio CHF erhalten. (awp/mc/pg)