Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag moderat im Plus geschlossen. Der Leitindex SMI beendete dabei den Handel knapp über der 8’000-Punkte-Marke, wobei er diese aber erst gegen Handelsende im Zuge anziehender Kurse in den USA klar hinter sich liess. Die Avancen fielen im Vergleich zu den beiden Vortagen, als fast die ganzen «Brexit-Verluste» wettgemacht wurden, gleichwohl bescheiden aus. Viele Analysten sprachen denn auch von einem Marschhalt. Ein Highlight des Tages war am breiten Markt der Börsengang der Immobiliengesellschaft Investis.
Die Investoren schwankten nach dem Brexit zwischen Optimismus und Pessimismus, erklärten Händler die Stimmung. Es sei inzwischen allen klar, dass der Brexit eine «politische und keine finanzielle Krise» sei und die Situation somit nicht mit jener von 2007/2008 zu vergleichen sei. Auf der anderen Seite blieben die Unsicherheiten gleichwohl gross, und das globale Wachstum werde wohl durch den Austritt Grossbritanniens aus der EU beeinträchtigt. Euphorie, wie sie an den beiden Vortagen herrschte, sei daher fehl am Platz.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,52% höher bei 8’020,15 Punkten – und damit ziemlich genau auf dem Stand vor dem Brexit. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, legte um 0,50% auf 1’180,93 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,56% auf 8’690,22 Stellen zu. Von den 30 Blue Chips schlossen 22 im Plus und acht im Minus.
Bei den Blue Chips war am Berichtstag kein eindeutiges Branchenmuster erkennbar. Am deutlichsten zeigte sich dies anhand der Bankentitel. Julius Bär gehörten mit +2,2% zu den grössten Gewinnern, CS (+0,1%) zogen ganz leicht an, während UBS mit -1,0% zu den Hauptverlierern zählten. Eine Erklärung für das gute Abschneiden von Julius Bär liefert eine Hochstufung durch die US-Bank Morgan Stanley. Nach Ansicht der Experten ist die Privatbank in dem aktuell stürmischen Umfeld besser positioniert als ihre Konkurrenten.
Auch bei den Zyklikern gab es grosse Unterschiede: Während Schindler (+2,4%) und LafargeHolcim (+1,9%) kräftig zulegten, schlossen Adecco (-0,4%) im Minus. Auch hier kann eine Beurteilung durch Finanzanalysten – konkret ein Kommentar von Citigroup zu Adecco – als Erklärung dienen.
Die deutlichsten Gewinne verzeichneten bei Handelsende Aryzta (+3,5%), ohne dass konkrete Nachrichten vorlagen. Auch die drei Schwergewichte trugen mit anziehenden Kursen zum Plus des Gesamtmarkts bei. Die Roche-Valoren (+0,8%) setzten sich dabei leicht von Nestlé und Novartis (je +0,5%) ab.
Unter die Gewinnern reihten sich auch die Uhrenhersteller Swatch (+0,9%) und Richemont (+0,4%) ein. Laut dem Präsidenten des Verbands der Schweizer Uhrenindustrie dürften sich die Uhrenexporte im laufenden Jahr «wahrscheinlich im einstelligen Prozentbereich» verringern, wie er an der Generalversammlung des Verbands sagte. Das ist nach dem Rückgang von 9,5% in den ersten fünf Monaten fast schon ein Lichtblick.
Klare Verluste erlitten unter anderen Syngenta (-0,9%). Dabei dürfte es sich um Nachwehen der Monsanto-Zahlen vom Vortag gehandelt haben, die für Analysten eine Enttäuschung waren. Noch stärker ging es – abgesehen von der UBS – nur noch mit Galenica (-1,8%) abwärts.
Der letzte Handelstag des ersten Semesters ist auch Stichtag für eine Zwischenbilanz. Der SMI hat seit Anfang Jahr fast 9% eingebüsst. Von den Blue Chips weisen rund zwei Drittel eine negative Entwicklung seit Anfang Jahr auf. Dabei erlitten die zwei Grossbankentitel von CS (rund -50%) und UBS (rund -35%) die massivsten Verluste. Das kleine Gewinnerfeld wird von einem Trio angeführt: Actelion, SGS und Sika vermochten seit Anfang Januar als einzige zweistellig zuzulegen – in der Grössenordnung von 12% bis 17%.
Am letzten Tag des ersten Halbjahres kam es ausserdem zum dritten Börsengang an der SIX im laufenden Jahr: Die Immobiliengesellschaft Investis wagte sich aufs Parkett. Die Aktien beendeten den ersten Handelstag mit 57,30 CHF klar über dem ersten Kurs, der bei 53,75 CHF gestellt wurde. Emittiert worden waren die Aktien zu 53 CHF und damit eher am unteren Ende der zuvor angestrebten Bandbreite 49 bis 68 CHF. (awp/mc/pg)