CH-Schluss: Verluste – Konjunktursorgen belasten

CH-Schluss: Verluste – Konjunktursorgen belasten

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Donnerstagshandel mit Abgaben beschlossen. Erneut aufkommender Konjunkturpesssimismus vor den BIP-Zahlen aus China belastete den Handel. Das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed sowie die Signale von asiatischen Notenbanken wurden von den Investoren mit Zurückhaltung quittiert. Die Zentralbanken hätten die Hoffnungen der Anleger enttäuscht, hiess es in Handelskreisen.

Auch die Bank of Japan habe die Hoffnungen auf ein beherzteres Vorgehen enttäuscht. Die Leitzinssenkung der südkoreanische Zentralbank schürte ebenfalls Konjunktursorgen. Am Nachmittag sorgten die besser als erwartet ausgefallenen US-Daten zu den Im- und Exportpreisen und den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe nur für einen kurze Erholung. Mit Spannung wurden die Daten zum Wirtschaftswachstum in China erwartet. Volkswirte befürchten, dass die BIP-Zahlen aus China auf eine Abschwächung hindeuten.

Das wichtigste Schweizer Börsenbarometer SMI schliesst 0,44% tiefer bei 6’147,57 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 0,80% auf 903,00 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,58% auf 5’693,22 Zähler.

Der Sektor der Luxusgüter litt unter einem verlangsamten Wachstumstempo in China. Was bereits zu Wochenbeginn vom weltweit grössten Luxus-Uhren-Detailhändler Hengdeli angedeutet wurde, bestätigte zuletzt der CEO der zum Richemont-Konzern gehörenden Marke Cartier in einem Interview. Richemont (-4,2%) und Swatch (-4,0%) waren die grössten Verlierer im SLI.

Auch Nobel Biocare (-3,8) verzeichneten in Nachlauf der Indexanpassung durch die SIX Exchange grosse Abschläge. Die ebenfalls aus dem SLI absteigende Logitech (-0,4%) notierte lange im Plus, gab an Schluss aber ebenfalls ab. Hier wirkte die angekündigte Einmaldividende positiv nach.

Die anderen zyklischen Papiere wurden mit den erneut gewachsenen Konjunktursorgen verkauft. So büssten Lonza 3,1%, Adecco 2,7%, Sika 1,8%, Holcim 1,5% und Clariant 1,6% ein. Schindler PS (-0,5%) gaben deutlich weniger ab. Das Unternehmen meldete einen Grossauftrag aus Australien und liefert 106 Aufzüge für ein neues Stadtviertel am Hafen von Sydney. Zudem installiert das Unternehmen dort sein Leit- und Zutrittsmanagementsystem «Port». Kühne+Nagel (-0,7%) betreut künftig das Lager- und Logistikgeschäft von Pepsi in Polen. Der Logistikdienstleister wird am Montag Halbjahreszahlen publizieren.

Die Banken standen mit den Steuer-Razzien in Deutschland bei Kunden der Credit Suisse (Aktie: -1,9%) im Fokus. Bei der UBS (-1,0%) hatte die französische Justiz am Mittwoch die Niederlassungen in Bordeaux und Lyon wegen des Verdachts auf Geldwäscherei und Steuerbetrug durchsucht. Julius Bär verloren um 0,9%. Laut Presseberichten will die Bank ihre Italien-Aktivitäten im Tausch gegen ein Aktienpaket mit dem Mailänder Asset-Manager Kairos zusammenlegen.

Die Versicherer Swiss Life (-0,7%) und Bâloise (-0,8%) schlossen ebenfalls leichter, bei Swiss Re (+0,2%) und Zurich (-0,1%) sah das Bild jedoch freundlicher aus.

Das Biotechnologie-Unternehmen Actelion (-1,8%) will das im Mai angekündigte Kostensparprogramm bis Ende Jahr umsetzen und plant den Abbau von bis zu 135 Stellen. Die zuletzt abgegebene finanzielle Guidance wurde bekräftigt. Die Nachricht komme nicht ganz überraschend, merken Marktbeobachter an. Zudem sei die Höhe des einmaligen Restrukturierungsaufwands noch nicht kommuniziert worden.

Leichte Unterstützung für den Leitindex kam von Novartis (+0,1%) und Nestlé (unv.) während das Pharma-Schwergewichte Roche (-0,2%) leicht tiefer schloss.

Im breiten Markt sackten die Aktien des Bankensoftware-Herstellers Temenos um satte 28,1% ab. Die Aktie reagierte auf den plötzlichen Abgang des CEO Guy Dubois sowie eine leichte Senkung der Umsatz-Guidance. Analysten sprachen von einer neuerlichen Beeinträchtigung der Glaubwürdigkeit bei Temenos.

In Kuoni (-5,6% auf 235 CHF) hielten die von einem Zeitungsinterview des CEO ausgelösten Abgaben an. Credit Suisse senkte ihre Gewinnschätzungen um 23% und das Kursziel auf 300 (400) CHF. Nach der starken Korrektur am Mittwoch (-7,4%) wurde die Einstufung «Outperform» bestätigt.

Der Anlagenbauers Schlatter (-6,8%) meldete eine Verlustprognose für 2012 und kündigte einen Stellenabbau an. Nach Zahlen sanken auch Hypo Lenzburg um 0,6% und Partners Group um 0,1%.

Der Urner Industriekonzerns Dätwyler (Aktie +0,8%) übernimmt per Anfang September die niederländische Nedis Gruppe, einen Grosshändler mit Zubehör für Unterhaltungselektronik.

Mondobiotech stiegen um 11,1% auf 0,20 CHF. Das Unternehmen hat für seinen Produktkandidaten «DasKloster 0039» zur Behandlung von Hepatitis-B von der US-Patentbehörde Patentschutz zugesprochen bekommen. Die Papiere wurden im Jahr 2009 zu ihren besten Zeiten zu über 380 CHF gehandelt. (awp/mc/upd/ps)

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