Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Donnerstagshandel knapp im Minus beendet, konnte sich zum Handelsende jedoch von den Tiefstständen wieder spürbar erholen. Rückenwind kam aus Italien und von einer Kurserholung der US-Börsen nach zunächst enttäuschenden Konjunkturdaten. Für einen Vorzeichenwechsel reichte dies jedoch nicht aus, da weiter die schwächeren Kurse bei ABB und Nestlé nach der Zahlenvorlage den Leitindex merklich belasteten.
Für Bewegung sorgte am Nachmittag die politischen Entwicklungen in Italien. Der Chef der Demokratischen Partei (PD) Matteo Renzi drängte hier auf die Ablösung der Regierung unter seinem Parteifreund Enrico Letta. Italien brauche den Wechsel und eine neue Regierung, forderte er. Die Makrodaten aus den USA sorgten zeitweise für Enttäuschung, dann drehten aber auch an der Wall Street die Kurse wieder in den grünen Bereich. So hatten die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe einen leichten Anstieg verzeichnet. Die Einzelhandelsumsätze im Januar fielen etwas schwächer aus als erwartet.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,22% tiefer mit 8’383,90 Punkten. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) lag 0,07% schwächer auf 1’286,50 Zählern und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,11% auf 8’012,22 Stellen. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 13 im Minus, 15 im Plus und zwei unverändert.
Die schwergewichtigen Nestlé-Valoren (-1,5%) zogen den SMI nach unten. Der Nahrungsmittelkonzern hatte mit den vorgelegten Wachstumszahlen die Erwartungen in etwa erreicht, beim Reingewinn allerdings leicht verfehlt. Die Ergebnisentwicklung im Schlussquartal wurde in Analystenkreisen denn auch teilweise als durchzogen umschrieben. Nach der jüngsten Kursavance kam es zu Gewinnmitnahmen enttäuschter Anleger. CEO Paul Bulcke stellte für 2014 ein Wachstum um 5% sowie Verbesserungen der Margen, des nachhaltigen Gewinns zu konstanten Wechselkursen und der Kapitaleffizienz in Aussicht.
Auch ABB (-2,4%) kamen nach der Zahlenvorlage unter Druck. Der Industriekonzern hatte im vierten Quartal etwas mehr umgesetzt als im Vorjahr, dafür etwas weniger Aufträge erhalten. Über das Gesamtjahr gesehen zog der Reingewinn leicht an, weshalb ABB eine weitere Dividendenerhöhung anstrebt. Analysten bemängelten insbesondere das gesenkte Umsatzziel des Industriekonzerns. Die Zahlen selbst enthielten wenig Überraschungen, nachdem ABB bereits im Dezember eine Gewinnwarnung ausgegeben hatte.
Zurich Insurance (+1,2%) schlossen hingegen nach anfänglichen Verlusten merklich fester. Zwar konnte der Versicherer den Gewinn steigern und will deshalb erneut eine hohe Dividende auszahlen, die Einnahmen gingen derweil um 4% zurück. Analysten monierten vor allem die Performance im letzten Quartal. Der BOP für das vierte Quartal sei zwar im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, der Nettogewinn aber wegen unerwartet hoher Restrukturierungskosten darunter, so ein Analyst. Insgesamt sei das Ergebnis aber im Rahmen der Erwartungen, weshalb es nun auch Käufer gegeben hatte, meinte ein Händler.
Swiss Life (-0,5%) konnten von der Trendumkehr bei den Zurich-Papieren nicht profitieren und blieben weiterhin klar im roten Bereich stecken. Swiss Re (-0,1%) gaben leicht ab und Bâloise (+0,9%) notierten derweil über dem Vortagesschlusskurs. Die Grossbanken UBS (-0,1%) und CS (+0,1%) notierten ebenfalls uneinheitlich, Julius Bär (-0,02%) schloss fast unverändert.
Swatch (+0,3%) und Richemont (unv.) litten zeitweise unter der Stimmungseintrübung für China, erholten sich dann aber zum Handelsschluss wieder. Schwächster Wert war Transocean mit -2,5%. Auch Zykliker wie Holcim (-1,2%) oder Kühne + Nagel (-0,7%) verloren überproportional. Sika (+0,8%) bekamen hingegen Rückenwind von einer Kurszielerhöhung durch Goldman Sachs.
An der Spitze der Tabelle standen nachrichtenlos Givaudan (+1,7%), Clariant (+1,5%) und Actelion (+1,2%). Die beiden übrigen SMI-Schwergewichte Roche (+1,0%) und Novartis (+0,1%) stützten die Schlusserholung.
Aus der zweiten Reihe haben vier Unternehmen Zahlen präsentiert. Beim Pharmaunternehmen Cytos (-3,1%) war der Verlust 2013 nach 2012 wieder deutlich gestiegen. Andererseits hatte die Gesellschaft ihre flüssigen Mittel deutlich gesteigert. Aufgrund der Phase-IIb-Studie für den Produktkandidaten CYT003 waren aber auch die Nettobetriebskosten um rund zwei Drittel höher ausgefallen. Mobimo (+2,1%) profitierten von einem höheren Verkaufserfolg. Zudem hatten die Bank Linth (-0,4%) und Advanced Digital Broadcast (+4,5%) Ergebnisse vorgelegt. (awp/mc/upd/ps)