CH-Schluss: Konjunkturängste schicken Börsen nach unten
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat einen schwachen Start in die Woche erwischt. Der US-chinesische Handelsstreit war (einmal mehr) zurück auf dem Tapet, dazu kamen schwache Konjunkturdaten aus Europa. Das sorgte für eine Flucht in sichere Häfen. Daneben belastete die Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook den Markt. Gesucht waren höchstens einige konjunkturresistente Aktien; auch der Schweizer Franken wertete am Montag deutlich auf.
Als Stimmungsbremse angesehen wurde einerseits die Absage eines geplanten Besuchs chinesischer Delegationsteilnehmer in den landwirtschaftlich geprägten US-Bundesstaaten Montana und Nebraska. Besonders schwer wogen am Markt die jüngsten Stimmungsindikatoren aus der Industrie vor allem in Deutschland. Besonders kritisch aufgenommen wurde der Fakt, dass die seit längerem bestehenden Probleme der Industrie jetzt auf den bisher stabilen Dienstleistungssektor übergreifen. Das ist für Experten ein Zeichen, dass eine Rezession im Euroraum näher rückt.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss zum Wochenauftakt 0,59 Prozent tiefer bei 9’997,39 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) büsste 0,74 Prozent auf 1’531,54 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,47 Prozent auf 12’129,21 Punkte ein. IM SLI standen 24 Verlierern nur 6 Gewinner gegenüber.
Kursgewinne verzeichneten denn auch ganz wenige Werte, allen voran die defensiven Papiere Nestlé (+0,8%) und Sonova (+0,2%). Wie es am Markt hiess, griffen Investoren beim Nahrungsmittelkonzern zu, da sie die Titel als eine Art Absicherung gegen eine mögliche Rezession in der Euro-Zone sähen. Gesucht waren auch Kühne+Nagel (+0,5%), Alcon (+0,4%), Swiss Re (+0,4%) und Swatch (+0,5%).
Die ebenfalls defensiven Pharmawerte Novartis (-0,7%) und Roche (-0,8%) hielten hingegen nicht mit.
Am Index-Ende bewegten sich die Papiere der Credit Suisse mit minus 2,8 Prozent. Für Gesprächsstoff sorgte die «Detektivgeschichte» rund um den künftigen UBS-Banker Iqbal Khan. Die Grossbank sprach von «sensationsgetrieben» und «nicht akkurat beschriebenen Vorgängen» in den Medien. Doch auch die UBS-Papiere büssten 1,8 Prozent ein und Julius Bär gingen 1,3 Prozent tiefer aus dem Handel.
Die Bankaktien litten ebenso wie die europäische Konkurrenz unter den jüngsten Signale wichtiger Notenbanken für eine noch lockerere Geldpolitik. Niedrige Zinsen sind Gift für das Tagesgeschäft der Branche mit Einlagen und Anleihen. In der Vorwoche noch hatte die erleichterte Freigrenzen-Regelung der SNB für Negativzinsen bei ihr eine kurze Erholung angestossen.
Weit hinten bewegten sich mit Logitech und Temenos (je -2,2%) zwei Technologiewerte, neben Papiere wie ABB (-1,9%), Richemont (-1,8%) sowie Sika und Adecco (je -1,7%), die stark von der Konjunkturentwicklung allgemein und teilweise auch den asiatischen Märkten abhängig sind.
Die Flucht in sichere Anlagen sorgte denn auch beim Franken für eine verstärkte Nachfrage und liess ihn gegenüber US-Dollar und Euro aufwerten. Entsprechend ist das Euro/Franken-Paar wieder unter die Marke von 1,09 gefallen und der US-Dollar konnte die 99 Rappen zum Franken auch nicht halten.
Mit Nachrichten stach im breiten Markt der Solarzulieferer Meyer Burger (-5,6%) hervor. Der Verwaltungsrat des Unternehmens hat seinen Aktionären empfohlen, keinen Vertreter des aktivistischen Aktionärs Sentis in den Verwaltungsrat zu wählen. Das belaste den Aktienkurs, erklärte die ZKB hierzu.
Bei Polyphor (-1,6%) war es vor allem ein Kommentar der Deutschen Bank, der die Titel nach unten zog. Der zuständige Analyst hat das Kursziel um annähernd zwei Drittel gekappt. Die Vorhersagen zur weiteren Zukunft des Unternehmen seien schwer einzuschätzen.
Nach Zahlen stachen die Papiere der BVZ mit einem Plus von 9,4 Prozent positiv heraus. In diesem Schlepptau verteuerten sich die Titlisbahnen um 3,9 Prozent. (awp/mc/ps)