CH-Schluss: SMI gibt 0,8% auf 9325 Punkte nach

Boerse

Zürich – Konjunktursorgen haben am Donnerstag den Schweizer Aktienmarkt belastet, und der Leitindex SMI schloss klar im Minus. Nach einem kurzen Aufbäumen, bei dem der Markt die Verluste wettmachen konnte, rutschten die Kurse bis zum Handelsende mehrheitlich wieder ab. «Das von der Europäischen Zentralbank (EZB) entfachte Kursfeuerwerk war nicht von Dauer», stellte ein Händler fest.

Die EZB überraschte am frühen Nachmittag die Märkte mit der Entscheidung, die Zinsen unverändert zu belassen und die Märkte noch längere Zeit mit Billiggeld zu versorgen. Die Banken sollen neue Geldspritzen (LTROS) erhalten, damit diese ihre Kreditvergabe ausweiten. Ausserdem revidierten die Geldhüter die Wachstums- und auch die Inflationsprognosen deutlich nach unten.

Bei ING hiess es dazu, es sei nicht klar, ob die EZB in einem Anflug von Panik agiert habe, oder ob sie versucht, dem Markt vorauszueilen. Die EZB mache das Beste aus der Situation, kommentierte Seema Shah, Senior Global Investment Strategist bei Principal Global Investors (PGI). «Zum ersten Mal in ihrer kurzen Historie zeigt sich die EZB eher vorausdenkend als nur reagierend.»

Der SMI schloss um 0,84 Prozent tiefer mit 9’324,58 Punkten und damit über dem Tagestief von 9’284 Zählern. Unmittelbar nach der EZB-Zinsentscheidung hatte sich der SMI vorübergehend erholt, bevor er wieder nach unten drehte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,02 Prozent auf 1’437,45 Punkte, während sich der breite Swiss Performance Index (SPI) mit minus 0,23 Prozent auf 11’042,46 Punkten besser schlug. Von den 30 SLI-Titeln schlossen 23 im negativen Terrain, während sieben zulegen konnten.

Neben der EZB beeinflusste vor allem die Dividendenzahlung von 8,70 Franken je Titel des Schwergewichts Roche die Marschrichtung. Denn ohne diesen Sondereinfluss hätte der Leitindex SMI wohl nur knapp im Minus gestanden. Der «Bon Roche» sank 3,15 Prozent oder 8,85 Franken auf 271,70 Franken. Der Einfluss der Dividende auf den SMI betrug laut Händlern rund 50 Punkte.

Die sehr volatilen AMS-Aktien gaben derweil 5,5 Prozent nach. China-Sorgen und die Mitteilung, dass der japanische Chip-Hersteller und Autozulieferer Renesas die Produktion wegen einer schwachen Nachfrage aus China drosseln will, trübten die Stimmung in der Chip- und Automobilbranche. Renesas büsste in Tokio mehr als 14 Prozent ein.

Auch anderen Zyklikern machten die Konjunktursorgen zu schaffen. ABB (-1,8%), Adecco (-1,5%), Clariant (-2,3%), Dufry (-2,5%) und Kühne+Nagel (-3,3%) reihten sich bei den Verlierern ein. Bei Vifor (-3,3%) äusserten sich die Experten von Vontobel und Kepler Cheuvreux eher zurückhaltend vor den Jahreszahlen in einer Woche.

Generell schwächer präsentierte sich auch die Finanzindustrie, wobei sich Versicherer Swiss Re (-0,2%), Swiss Life (-0,6%) und Zurich (-1,1%) besser hielten als die Banken. UBS, CS und Julius Bär gaben um 2,2 bis 2,8 Prozent ab. Händler verwiesen auf den Bankenstresstest der US-Notenbank Fed. Diese lockert zwar den Test für heimische Banken, nicht aber für die Ableger von fünf ausländischen Banken, darunter die beiden Schweizer Grossbanken.

Zu den Gewinnern zählten die als defensiv taxierten Pharma- und Lebensmitteltitel Novartis (+0,4) und Nestlé (+1,3%) sowie die ebenfalls als wenig konjunktursensitiv geltenden Swisscom (+1,2%), Givaudan (+0,2%) und Sonova (+1,0%).

Im breiten Markt büssten Santhera nach Gewinnmitnahmen 17 Prozent ein. Sensirion (-13%) litten unter dem schwachen Ergebnis und der durch Renesa eingetrübten Branchenstimmung.

Die Aktien von Autoneum (-4,5%) setzten am Tag nach den Zahlen den Abwärtstrend fort. Mit dem Autozulieferer sackten noch weitere Branchenvertreter wie Feintool (-1,8%) und Georg Fischer (-1,9%) ab. «Die Aussichten für die Autoindustrie haben sich verdüstert», sagte ein Händler und erwähnte dabei als einen der Hauptgründe den Handelsstreit der USA vor allem mit China, zunehmend aber auch mit Europa.

Dagegen schossen Ascom nach den Jahreszahlen um 11 Prozent nach oben. (awp/mc/pg)

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