CH-Schluss: Uneinheitlich – Enttäuschung über Draghi-Aussagen

CH-Schluss: Uneinheitlich – Enttäuschung über Draghi-Aussagen

Zürich – Der Schweizer Leitindex SMI hat im späten Donnerstagshandel ein Tagestief markiert und schloss gestützt durch die Indexschwergewichte nur wenig höher mit einem leichten Plus. SLI und SPI verzeichneten Abgaben. Die Aktienmärkte haben mit deutlichen Kursrückgängen auf das Ausbleiben sofortiger Hilfsankündigungen für die Eurozone durch EZB-Präsident Mario Draghi reagiert. Nach einem Start mit verhaltenen Aufschlägen hatte der Schweizer Leitindex bis zum Beginn der EZB-Medienkonferenz deutlich hinzugewonnen und bei 6’487 Punkten das Tageshoch erreicht. Danach setzte eine schnelle Abwärtsbewegung ein.

Draghi sagte an der Medienkonferenz, die EZB könne weitere aussergewöhnliche Massnahmen ergreifen und Offenmarktgeschäfte durchführen. In den kommenden Wochen würden hierfür die Modalitäten festgelegt werden, jedoch kämen Vorbehalte gegen EZB-Anleihekäufe vor allem aus Deutschland. Er forderte von den Schuldenländern, dass sie weitere Reformen entschieden umsetzen müssten. Zuvor hatten sowohl die EZB als auch die Bank of England die Leitzinsen wie erwartet bei 0,75% bzw. 0,5% belassen. In den USA gingen die Auftragseingänge Industrie überraschend zurück, die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg im Wochenvergleich leicht.

Der SMI ging um 0,13% fester bei 6’407,30 Punkten aus dem Handel. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor hingegen 0,47% auf 938,98 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,07% auf 5’910,99 Punkte.

Unterstützt wurde der SMI von den fester notierenden Indexschwergewichten. Allen voran Novartis stiegen um 1,1%, Nestlé gewannen 0,7% und Roche 0,6%.

Das an der Schweizer Börse kotierte US-Ölbohrunternehmen Transocean (Aktien: +1,3%) erlitt im zweiten Quartal aufgrund weiterer hoher Rückstellungen, die auf das Deepwater Horizon-Unglück zurückgehen, einen Verlust. Dagegen konnte der Umsatz gesteigert werden. Ohne die Sonderfaktoren wäre auch der Gewinn über den Erwartungen ausgefallen.

Bei den Finanztiteln trübte sich die Stimmung im Tagesverlauf deutlich ein und sie reagierten am stärksten auf die EZB-Medienkonferenz. Die UBS-Aktien waren mit Verlusten gestartet, erholten sich dann und lagen am Ende erneut mit 1,5% im Minus. Die enttäuschenden Quartalszahlen am Dienstag hatten einen Kursverlust von beinahe 6% auslöst. Nun haben KBW, Helvea, Natixis oder JP Morgan ihre Gewinnprognosen überarbeitet und die Kurszielerwartungen gesenkt. Der Analyst von JP Morgan begründete dies mit den schwachen Zahlen sowie dem vorsichtigen Ausblick für die zweite Jahreshälfte.

Bei der CS (-3,9%) senkten die Analysten von Keefe, Bruyette & Wood’s (KBW) das Kursziel, hielten aber an der Einschätzung «Outperform» fest. Positiv sei unter anderem, dass die Bank sich um die Sorgen bezüglich der Kapitalausstattung kümmere, die jüngst die Aktien belastet haben. Julius Bär gaben um 0,1% ab.

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hat die Versicherungsgesellschaften dazu verpflichtet, bis Ende April 2013 über ihre Liquiditätsbewirtschaftung Rechenschaft abzulegen. Die Aktien der Assekuranzen Swiss Life (-3,1%), Swiss Re (-1,6%) und Zürich (-0,9%) gaben deutlich ab. Bei Bâloise fiel das Minus mit 0,2% geringer aus. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat ihre Einschätzung für die Basler mit einem «A-» bestätigt.

Bei den Zyklikern notierte allen Holcim (+1,1%) nach guten Zahlen des deutschen Wettbewerbers Dyckerhoff im Plus. Am Vortag der Halbjahresbilanz zeigte sich zudem der Duftstoffkonzern Givaudan mit einem Plus von 0,4% fester. Schindler (-0,6%) und ABB (-0,7%) drehten gegen Handelsende in die Verlustzone. Die Titel des Agrarchemieunternehmens Syngenta (-0,2%) profitierten nicht von einer Kurszielerhöhung durch Exane.

Die Uhrenhersteller Richemont (-1,2%) und Swatch (-1,6% auf 382,40 CHF) notierten ebenfalls schwächer. Goldman Sachs hat das Kursziel für Swatch auf 691,20 CHF von zuvor 720 CHF gesenkt, hielt aber an der «Kauf»-Empfehlung fest.

Grössere Verluste waren zudem bei Nobel Biocare (-4,1%), Clariant (-3,3%), Lonza (-3,1%), Kühne+Nagel (-2,7%) oder Sonova (-2,7%) zu sehen.

Im breiten Markt verloren Acino 2,1%. Das Pharma-Unternehmen hat im ersten Halbjahr einen Margenrückgang erlitten. Die Marktvorgaben für den EBIT und den Reingewinn wurden klar verfehlt. Die Bank Vontobel wird dennoch die Gewinnprognosen nach oben korrigieren, da sich bestehende steuerliche Verlustvorträge noch positiv auf den Gewinn auswirken sollten.

Bei Panalpina (-1,5%) haben die Analysten von Goldman Sachs das Kursziel erhöht und das «Buy»-Rating bestätigt. Dagegen reduzierte Helvea das Kursziel. Die Aktien hatten am Dienstag nach Quartalszahlen deutlich zugelegt.

Metall Zug brachen um 8,8% ein. Die Bank Vontobel hat die Titel nach einer Gewinnwarnung auf «Hold» von «Buy» zurückgenommen. (awp/mc/upd/ps)

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