Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag schwächer geschlossen. Nach einem leicht positiven Vormittagshandel rutschte der Leitindex SMI am frühen Nachmittag nach der Publikation der neuen US-Inflationsdaten deutlich ins Minus. Dass die US-Teuerung im Januar weniger stark zurückging als erhofft, habe den Hoffnungen der Märkte auf eine baldige geldpolitische Kehrtwende in den USA einen Dämpfer versetzt, hiess es.
Die US-Notenbank werde nun erst einmal abwarten und die Zinsen im März nicht senken, kommentierte ein Marktökonom: «Wir erwarten die geldpolitische Kehrtwende derzeit nicht vor Juni.» Am Vormittag hatten dagegen noch neue Inflationsdaten aus der Schweiz positiv überrascht: Die Teuerung ist im Januar gegenüber dem Vorjahr überraschend von 1,7 auf 1,3 Prozent gesunken, was dem tiefsten Stand seit Herbst 2021 entspricht. Damit könnte die SNB als erste wichtige Zentralbank in diesem geldpolitischen Zyklus die Zinsen senken, meinte ein Ökonom.
Der SMI schloss um 0,33 Prozent im Minus tiefer auf 11’142,79 Punkten, nachdem er am Nachmittag noch bis auf ein Tagestief von 11’101 Punkten abgerutscht war. Der 30 Titel umfassende SLI verlor 0,48 Prozent auf 1802,45 Punkte und der breit gefasste SPI 0,36 Prozent auf 14’581,33 Zähler. Von den 30 SLI-Titeln schlossen 17 im Minus und 13 im Plus.
Die deutlichsten Abgaben erlitten im SMI/SLI die Titel der vom Signa-Konkurs getroffenen Privatbank Julius Bär (-2,1%). Aber auch weitere Finanzwerte standen unter Druck: So gaben die Aktien des Private Equity-Spezialisten Partners Group (-1,2%) ebenso nach wie die UBS-Titel (-1,6%). Die Analysten der französischen Oddo bekräfigten ihr «Underweight»-Rating für die Aktien der Grossbank angesichts des «herausfordernden Jahres 2024».
Zu den klareren Verlierern gehörten auch die baunahen Titel Geberit und Sika (beide -1,9%). Im Handel wurde auf eine «Katerstimmung» bei den europäischen Bauzulieferaktien nach der Stärke des Vortages gesprochen: Nun würden Gewinne mitgenommen. Abwärts ging es auch mit den Uhrenwerten Richemont (-1,8%) und Swatch (-1,6%).
Schwächer schlossen ausserdem die Titel des Chipzulieferers VAT (-1,4%), wobei Marktbeobachter auf den jüngsten Dämpfer des «Techrallys» in den USA verwiesen. Die ABB-Titel (-0,8%) wurden laut Händlern von einem vorsichtigen Analystenkommentar von Bernstein Research belastet. Die Titel des Lift- und Rolltreppenbauers Schindler (-0,2%) gingen vor der Zahlenvorlage vom Mittwoch leicht schwächer aus dem Handel.
Bei den SMI-Schwergewichten ging es mit den Titeln des Nahrungsmittelriesen Nestlé (-0,4%) nach einem positiven Vortag wieder abwärts. Dagegen setzten die Roche-Genussscheine (+0,4%) den Anstieg moderat fort. Eine am Morgen bekanntgegebene Zusammenarbeit zu künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich Diagnostik wurde am Markt positiv kommentiert. Fester schlossen auch die Titel der Basler Konkurrentin Novartis (+0,4%).
In der Gunst der Anleger standen am Dienstag auch Versicherungstitel wie Zurich (+0,9%) oder Swiss Re (+1,5%). Die Titel des Telekomkonzerns Swisscom (+0,7%) gingen ebenfalls fester aus dem Handel. Die Aktien seien offenbar wieder auf Erholungskurs eingeschwenkt, nachdem sie nach den Zahlen 2023 und darauffolgenden negativen Analystenkommentaren unter Druck gestanden hatten, hiess es. Angeführt wurde die SLI-Gewinnerliste von den volatilen Titeln des Generikaherstellers Sandoz (+2,2%).
Am breiten Markt ging es mit den Basilea (+8,8%) kräftig aufwärts. Das Biopharmaunternehmen schloss das Geschäftsjahr 2023 besser ab als erwartet. Für das laufende Geschäftsjahr stellte es zudem weiteres Wachstum und eine Gewinnverdoppelung in Aussicht.
Bei AMS Osram (-3,2%) kam es erstmals nach Tagen zu einer Konsolidierung. Das Unternehmen hatte in der vergangenen Woche die Anleger mit seinem Ausblick überzeugt. Mit den Anteilen von Comet und U-blox (beide -1,8%) und Inficon (-1,2%) gaben weitere Technologietitel nach. (awp/mc/ps)