Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag mit Abgaben abgeschlossen. Dabei setzte der besser als erwartet ausgefallene November-Bericht zum US-Arbeitsmarkt und die damit aufkommenden Zinssorgen der Börse nur vorübergehend deutlicher zu. Am Ende konnte der Leitindex SMI die Marke von 11’200 Punkten knapp nicht halten. Unter anderem die Kursverluste der Schwergewichte Nestlé und Roche verhinderten ein besseres Abschneiden. Dagegen boten für einmal die Titel der angeschlagenen Grossbank Credit Suisse, die sich von dem am Vortag gesetzten Allzeittief absetzten, eine Stütze.
Der US-Arbeitsmarkt läuft heiss: Sowohl der Beschäftigungszuwachs als auch der Anstieg der Stundenlöhne fielen im November stärker als von Ökonomen erwartet aus. Die für die Konjunktur eigentlich gute Botschaft dämpft die Hoffnung der Anleger auf ein gemächlicheres Vorgehen der US-Notenbank Fed im Kampf gegen die Inflation. Immerhin hatte Fed-Chef Jerome Powell während der Woche Hinweise geliefert, dass die Zinsen im Dezember «nur» noch um 50 Basispunkte anstatt wie viermal zuvor um 75 Punkte erhöht werden könnten. Die drohende Lohn-Preis-Spirale könne aber dafür sorgen, dass die Inflation noch lange auf hohem Niveau bleibe, befürchtete ein Händler.
Bis Handelsschluss verlor der SMI 0,36 Prozent auf 11’198,13 Punkte und ging aber zur Vorwoche mit einem Plus von 0,3 Prozent ins Wochenende. Kurz nach Vorlage der US-Arbeitsmarktdaten am Nachmittag war der Index noch auf ein Tagestief von 11’123 Stellen abgerutscht. Der breite SPI verlor 0,20 Prozent auf 14’308,82 Punkten und der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,20 Prozent auf 1717,02 Zähler ein. Dort standen sich 16 Gewinner und 14 Verlierer gegenüber.
An der Spitze der Schweizer Bluechips standen zu Wochenschluss die Aktien der Credit Suisse. Sie erholten sich mit einem Plus von 9,3 Prozent auf 2,95 Franken nachdem die Papiere am Donnerstag noch auf ein Allzeittief von 2,663 Franken zurückgefallen waren. Damit verbuchten sie das grösste Plus seit Mai 2020. Auch die zur Kapitalbeschaffung ausgegebenen Bezugsrechte (+138%) erholten sich stark.
Händler verwiesen darauf, dass nebst der technischen Gegenbewegung auch beruhigende Aussagen aus den Reihen der CS-Führung den Fall der Aktie ins Bodenlose aufgehalten haben dürften. VR-Präsident Axel Lehmann etwa versicherte erneut, dass die massiven Kapitalabflüsse vom Oktober mittlerweile gestoppt seien.
Ansonsten standen Finanzwerte mehrheitlich unter Druck: Am stärksten gaben die Papiere des Vermögensverwalters Partners Group (-3,8%) und der Versicherungsgruppe Zurich (-0,8%) nach. Etwas besser zog sich die UBS (-0,5%) aus der Affäre.
Grössere Einbussen verzeichneten ohne News Sika (-1,8%), Lonza oder Swisscom (beide -1,0%). Und auch die Schwergewichte Roche und Nestlé (je -0,6%) übten Druck auf den Gesamtmarkt aus, während Novartis kaum verändert aus dem Handel gingen.
Auf der Gewinnerseite waren nebst CS im Bluechips-Segment auch Zykliker wie Schindler PS (+2,6%), Straumann (+2,2%) oder Logitech (+1,8%) weit vorne zu finden. VAT gewannen am Kapitalmarkttag immerhin 1,4 Prozent. Der Vakuumventil-Hersteller wusste bei den Investoren mit neuen Geschäftszielen für die Periode von 2023 bis 2027 zu überzeugen.
Am breiten Markt brachen Polypeptide um gut einen Drittel ein. Der Pharmazulieferer hatte erneute eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Verschiedene operative Probleme hätten den Umsatz und die Profitabilität beeinträchtigt, dazu kämen höhere Kosten und ein anhaltender Inflationsdruck, hiess es.
Dagegen setzten Zur Rose (+12,9%) den Aufschwung des Vortages fort. Die Aktien der auf Maschinen für Blechverarbeitung spezialisierten Bystronic (+1,9%) profitierten Händlern zufolge von einem verteidigenden Analystenkommentar. Auch mit Titeln wie V-Zug (+6,2%) oder Addex (+4,8%) ging es steil nach oben. (awp/mc/pg)