Zürich – Nach dem sehr guten Start in die neue Börsenwoche am Montag sind die Anleger am Dienstag auf die Bremse getreten. Nach wie vor umtreiben die globalen Börsen Konjunktursorgen. Die Sieger des Vortages wie Banken oder Versicherungen büssten deutlich an Wert ein. Besonders augenfällig waren am Berichtstag die Gewinnmitnahmen beim Schwergewicht Roche, während sich Novartis und Nestlé beinahe schadlos hielten.
Den Aktien habe die Aussicht auf ein neues Corona-Stimuluspaket in den USA am Vortag zwar Auftrieb gegeben, für weitere Kursgewinne habe aber Klarheit betreffend der weiteren konjunkturellen Entwicklung gefehlt, erklärten Händler. Der Risikoappetit der Anleger halte sich daher in Grenzen. Das überrasche angesichts der Unsicherheiten rund um die bevorstehende Präsidentschaftswahl in den USA, der weiter grassierenden Coronapandemie oder dem Brexit-Chaos nicht, hiess es weiter. Vor allem Sorgen zu erneuten Lockdown-Szenarien schüren Ängste.
Der SMI ging am Dienstag bei 10’229,30 Punkten aus dem Handel. Das entspricht gegenüber dem Vortag einem Rückgang von 0,77 Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab derweil um 0,53 Prozent auf 1’554,87 Zähler nach und der breite SPI um 0,56 Prozent auf 12’764,09 Punkte. Bei den Blue Chips schlossen 22 mit roten Vorzeichen und nur acht Titel gewannen dazu.
Starke Gewinnmitnahmen waren während des gesamten Handels in den Genussscheinen des Pharmakonzerns Roche (-2,4%) zu sehen. Dabei hatte die Bank Berenberg das Papier im Rahmen einer Sektorstudie mit «Hold» wieder aufgenommen und sich zurückhaltend zu künftigem Kurspotenzial geäussert.
Nur leichte Abgaben verzeichnete das Branchenpendant Novartis (-0,4%). Novartis wurde von Berenberg mit einem «Buy» ins Anlageuniversum zurückgeholt und die Titel lagen über weite Strecken des Handels im Plus. Wenig verändert ging das dritte Schwergewicht Nestlé (-0,2%) aus dem Handel.
Hinter Roche waren es Finanzaktien, die einen Teil ihrer starken Performance des Vortages preisgeben mussten. So rutschten die Grossbanken Credit Suisse und UBS um 1,9 Prozent respektive 1,4 Prozent ab, während die Versicherer Swiss Re (-1,8%), Zurich (-1,5%) oder Swiss Life (-1,1%) und die Vermögensverwalter Partners Group (-1,5%) und Julius Bär (-1,6%) ebenfalls zu den grössten Verlierern im SLI zählten.
Auch Swatch büssten mit 1,1 Prozent klar an Wert ein. Der Uhrenhersteller ist am Wochenende Opfer eines Cyber-Angriffs geworden, der verschiedene Aktivitäten betroffen hat. Die Systeme sind noch nicht wieder vollständig hergestellt und die Gruppe hat Beschwerde gegen Unbekannt einreichen. Die Aktien von Richemont verloren lediglich 0,5 Prozent.
Auf der Gewinnerseite fielen die volatilen Aktien des Sensorenherstellers AMS nach einer positiven Einschätzung durch Merrill Lynch mit einem starken Plus von 6,6 Prozent auf. Mit einigem Abstand folgten Logitech (+3,3%), die von der guten Entwicklung an der US-Techbörse profitierten. Straumann legten um 2,1 Prozent und Sika um immerhin 1,0 Prozent zu.
Im breiten Markt waren die Papiere des Pharmazulieferer Siegfried (+7,4%) gesucht. Siegfried hat von Novartis zwei Produktionsstätten in Spanien in der Nähe von Barcelona übernommen und verstärkt damit die Division der fertig formulierten Darreichungsformen. Nach Abschluss der Transaktion dürfte der Gruppenumsatz 2021 auf über eine Milliarde Franken steigen, hiess es. Analysten begrüssten den Schritt.
Gut entwickelten sich auch Leclanché (+3,7%). Am Berichtstag half den Aktien des Batterienherstellers die Nachricht zur Umsatzsteigerung im ersten Semester von über 50 Prozent. Das wecke die Hoffnung, dass die Klimadebatte sich bei den Westschweizern nun auch endlich in Erträgen niederschlägt, sagten Marktbeobachter.
Grössere Kursverluste waren derweil ohne Nachrichten bei Aktien wie Cicor (-3,9%), Implenia oder EFG International (je -3,1%) auszumachen. (awp/mc/ps)