CH-Schluss: Zinshoffnungen hieven SMI erstmals über 10’000 Punkte
Zürich – Die Schweizer Börse hat am Dienstag erneut von Zinssenkungshoffnungen profitiert. Der Leitindex SMI schaffte genau eine Stunde vor Handelsschluss erstmals den Sprung über die Marke von 10’000 Punkten, konnte das Niveau aber zum Schluss knapp nicht verteidigen. Das neue Allzeithoch liegt nun bei 10’011,39 Punkten. Dabei hatte der Handelstag noch mit roten Vorzeichen begonnen. Auslöser für die Wende war eine Rede von EZB-Chef Mario Draghi.
An der Zentralbankkonferenz im portugiesischen Sintra sagte Draghi, falls sich die wirtschaftlichen Perspektiven nicht besserten, sei ein zusätzlicher Stimulus erforderlich. Zusätzliche Zinssenkungen und weitere Anleihekäufe seien denkbar. Mit Spannung warten die Marktteilnehmer nun darauf, ob auch die US-Notenbank am Mittwochabend eine Lockerung signalisiert. Wegen der schwächeren Weltkonjunktur und politischer Risiken wird an den Finanzmärkten auf mehrere Zinssenkungen in diesem Jahr spekuliert. Am Donnerstag werden ausserdem die Bank von Japan und die Bank von England ihre Zinsentscheidungen veröffentlichen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,39 Prozent höher auf 9’988,55 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) ging 1,46 Prozent höher bei 1’524,96 Zählern aus dem Handel und der breite Swiss Performance Index (SPI) gewann 1,31 Prozent auf 12’055,62 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen alle im Plus.
Die stärksten Gewinne unter den Blue Chips verbuchten die Aktien des Bauchemiekonzerns Sika, des Computerzubehör-Herstellers Logitech (je +2,6%) und die Titel der Luxusgüterkonzerne Richemont (+2,2%) und Swatch (+2,5%). Bei Letzteren sorgte eine positive Marktstudie für Rückenwind. Die Beratungsfirma Bain rechnet im laufenden Jahr bei den Luxusartikeln mit einem Umsatzwachstum von 4 bis 6 Prozent, vor allem getrieben durch die Nachfrage in Asien und insbesondere in China.
Neben Sika konnten auch weitere Zykliker in einem starken Schlussspurt deutlich zulegen. Darunter etwa LafargeHolcim, Lonza, ABB (je +2,0%) oder Adecco (+1,9%). Diese Titel hatten vor allem im frühen Handel noch deutlich geschwächelt.
Gefragt waren auch die Titel der Pharmakonzerne Novartis (+2,2%) und Roche (+1,6%). Die Aktien des Lebensmittelkonzerns Nestlé lagen mit einem Plus von 0,7 Prozent schon im hinteren Drittel der SMI-Liste. Händler attestierten den defensiven Schweizer Titeln eine gewisse Attraktivität als sicherer Hafen. Zudem habe die zum Wochenschluss bevorstehende SMI-Revision mit der Deckelung der Gewichtung der drei Schwergewichte bei 18 Prozent bereits im Vorfeld einen gewissen Einfluss.
Die Werte der Versicherer Swiss Life (+0,6%), Swiss Re (+0,7%) und Zurich (+0,8%) bewegten sich im unteren Mittelfeld. Die Aussichten auf sinkende Zinsen sorgten hier eher für Zurückhaltung. Klar fester schlossen demgegenüber bei den Bankentiteln die Credit Suisse mit einem Plus von 2,1 Prozent. Da konnte UBS (+1,3%) nicht ganz mithalten.
Neue Sorgen im Zusammenhang mit dem US-chinesischen Handelsstreit hatten zeitweise den Kurs von AMS deutlich belastet. Zum Handelsschluss schafften es aber auch diese Titel mit 0,1 Prozent noch knapp ins Plus. Der Wafer-Produzent Siltronic hatte seine Prognose gesenkt. Am Index-Ende lagen zudem die defensiven Swisscom-Titel mit plus 0,4 Prozent.
Am breiten Markt schnellten die Aktien von Wisekey um 9,0 Prozent in die Höhe auf 2,40 Franken. Das Cybersicherheits-Unternehmen will eigene Aktien im Umfang bis maximal 10 Prozent des Aktienkapitals zurückkaufen.
Die Aktien des Messebetreibers MCH Group legten um 4,4 Prozent zu. Die Aktie habe sehr viel an Wert verloren und habe nun ein gewisses Aufholpotenzial, sagte ein Händler. «Spekulativ kann man da ja schon einmal einen Finger hineinhalten», hiess es.
Emmi hat eine Beteiligung in Brasilien ausgebaut. Das kam bei den Investoren nicht gut an und die Titel schlossen 0,3 Prozent tiefer. Auffällig waren zudem noch die Abgaben bei Meyer Burger (-2,6%), Valartis (-3,8%) oder Gurit (-2,3%). (awp/mc/ps)