CH-Schluss: Defensive Werte bewahren SMI vor stärkerem Kursrückgang
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach einem über weiten Strecken negativen Verlauf im Spätgeschäft die Verluste eingrenzen können und ein wenig schwächer geschlossen. Unerwartet gute US-Konjunkturzahlen und die Kursgewinne defensiver Werte sorgten laut Händlern für eine Erholung. Das Thema Coronavirus beherrschte laut Händlern das Geschehen über weite Strecken. Vor allem, weil der iPhone-Hersteller Apple die Anleger mit der Kassierung seiner Umsatzerwartungen aufgeschreckt habe, hiess es weiter.
Die Kurseinbussen an den Aktienbörsen und die Gewinne der als sichere Häfen geltenden Staatsanleihen, des Frankens und des Goldpreises bestätigten, dass das Virus-Thema noch nicht abgehakt sei, sagte ein Händler und verwies dabei besonders auf den Goldkurs, der erstmals seit fast sieben Jahren wieder über die Marke von 1’600 Dollar pro Unze stieg. In den kommenden Wochen dürften weitere Unternehmen ihre Erwartungen wegen des Virus nach unten revidieren. Erste Hinweise auf die Folgen der Pandemie könnten möglicherweise am Freitag die diversen Einkaufsmanagerindizes geben.
Der SMI schloss nach einem Tagestief auf 11’094 Punkten um 0,20 Prozent im Minus bei 11’146,28 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte einschliesst, ging um 0,46 Prozent tiefer auf 1’707,66 und der umfassende SPI um 0,25 Prozent niedriger auf 13’424,11 Zählern aus dem Markt. Von den 30 SLI-Werten sanken 22 und 8 zogen an.
Belastet vom gesenkten Apple-Ausblick fielen AMS (-1,8%) deutlich. Die Aktien von Logitech (-1,9%) kamen ebenfalls unter Druck und im breiten Markt stiessen Anleger wegen der Apple-Warnung Titeln ab. Dazu zählten U-Blox (-2,0%) und Cicor (-1,7%). Apple begründete die Revision mit den Folgen des Coronavirus.
Noch stärker unter Druck standen Vifor Pharma (-5,5%). Baader Helvea hatte die Schätzungen für den Spitzenumsatz des Präparats Veltassa gesenkt und darauf verwiesen, dass das Konkurrenzprodukt von AstraZeneca «Lokelma» nach deren Angaben Veltassa bei den Verschreibungen bereits übertroffen habe. Daher stufte der Broker den Titel auf «Reduce» von «Add» herab.
Wie schon in der Vergangenheit setzten die Wachstumsängste in China und Asien den beiden Uhrenherstellern Richemont und Swatch (jeweils -2,5%) stark zu. Damit seien die Swatch-Aktien wieder auf den unteren Rand des seit über einem Jahr bestehenden seitwärts gerichteten Trendkanals gesunken und damit reif für eine technische Erholung, erklärte ein Händler.
Unter Abgaben litten zudem Aktien zyklischer Firmen, bei denen zunehmende Konjunktursorgen eingepreist würden, hiess es. So büssten Adecco (-2,0%), LafargeHolcim und Sika (je -1,6%) und Geberit (-1,5%) Terrain ein.
Schindler verloren 1,4 Prozent. Der Liftkonzern hatte wegen des Virus am vergangenen Freitag vor heftigem Gegenwind gewarnt. Die Folgen des Virus könnten den Konzern im ersten Quartal «hunderte Millionen Franken» an Umsatz kosten, hatte CEO Oetterli an der Bilanzpressekonferenz gesagt.
Bei den Grossbanken sackten die Aktien der UBS um 1,0 Prozent und die der Credit Suisse um 0,4 Prozent ab.
Besser hielten sich die Anteile des Versicherers Swiss Life (-0,2%). Die Branchennachbarn Zurich (+0,1%) und Swiss Re (+0,2%) legten sogar zu.
Ein Gegengewicht bildeten die als defensiv geltenden Anteile des Pharmazulieferers Lonza (+0,7%), des Pharmariesen Roche (+0,7%) und des Telekomkonzerns Swisscom (+0,6%). Givaudan (+0,4%) und Alcon (+0,1) waren ebenfalls bei den Gewinnern zu finden.
Am breiten Markt sackten Basilea (-5,8%) ab. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach dem Jahresbericht der Biotechnologiefirma.
Die Aktien von Straumann schlossen mit 2,1 Prozent im Plus. Der Medizintechnikkonzern will nach einem guten 2019 weitere Marktanteile gewinnen.
Spekulative Käufe hoben Calida um 2,2 Prozent an. Der Wäschehersteller könnte sich von Bereichen trennen und in andere lukrative Nischen vorstossen, hiess es am Markt. (awp/mc/ps)