Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch im Vorfeld des mit Spannung erwarteten Zinsentscheids in den USA nachgegeben. Nach einem gehaltenen Start in den Handel fiel der Leitindex SMI im Verlauf des Tages zurück unter die Marke von 12’000 Punkten und konnte sie bis Börsenschluss nicht mehr zurückerobern. Das Geschäft mit Dividendenpapieren war von einem Mix aus Abwarten und Unsicherheit geprägt. Zwar gingen die Marktteilnehmer einhellig davon aus, dass die Notenbank Fed die Wende in der Geldpolitik einleiten und die Zinsen senken wird. Unklar blieb jedoch, ob es zu einem Schritt von 25 oder von 50 Basispunkten kommen wird.
Die Investoren hätten diesem Event seit langem entgegengefiebert, wobei es sowohl für eine Senkung um 25 wie auch um 50 Punkte zuhauf Argumente gebe, hiess es in einem Händlerkommentar. Je näher der Entscheid rückte, gewann jedoch die Erwartung eines grösseren Zinsschritts an Gewicht. Das berge einiges an Enttäuschungspotenzial, sollte die Fed zunächst den kleineren Schritt bevorzugen, hiess es in einem anderen Kommentar. Zugleich könnte die Senkung um 50 Basispunkte Rezessionssorgen wecken und die Aktien ebenfalls unter Druck setzen. Ein wichtiger Faktor wird sein, wie sich Powell zum weiteren Zinspfad äussert.
Der SMI fiel am Mittwoch um 0,50 Prozent auf 11’982,30 Punkte zurück; das Tagestief lag bei 11’944 Zählern. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, verlor indessen 0,63 Prozent auf 1950,87 und der breiter gefasste SPI 0,48 Prozent auf 15’945,27 Zähler. Zu Börsenschluss standen sich im SLI 25 Verlierer und nur fünf Gewinner gegenüber.
Die grössten Abgaben unter den Schweizer Blue Chips verbuchten Sonova (-2,3% auf 295 Fr.). Die Analysten von Barclays stuften die Titel des Hörgeräteherstellers im Rahmen einer Branchenstudie auf «Equal Weight» ab und senkten das Kursziel um 10 Franken auf 310 Franken. Sie schätzen die Marktstellung von Sonova zwar nach wie vor als gut ein, doch sehen sie beim Gewinn und beim Aktienkurs kaum noch Luft nach oben.
Auch Lonza (-1,0%) wurden nach einem Analystenkommentar tiefer gestellt. Händler verwiesen auf eine Abstufung durch die Analysten von Intron Health. Grössere Abgaben waren auch bei Papieren wie jenen des Aromen- und Riechstoffkonzerns Givaudan (-1,8%), der Bauchemiegruppe Sika (-1,5%) oder dem Augenheilmittelkonzern Alcon (-1,7%). Bei Alcon begründeten Händler den Rückgang mit Gewinnmitnahmen, nachdem die Titel seit Jahresbeginn bislang sehr gut performt hätten.
Bei den Schwergewichten drückten Nestlé (-0,9%) stark auf die Entwicklung des Gesamtmarkts, während sich Novartis (+0,01%) kaum vom Fleck bewegten. Der Pharmakonzern hatte sowohl zum Krebsmedikament Kisqali als auch zum MS-Mittel Kesimpta positive News geliefert.
Derweil ging es mit den Genussscheinen von Roche um 0,8 Prozent nach oben. Am Markt halten die Diskussionen an, wie stark der Konzern vom Boom von Medikamenten gegen Fettleibigkeit profitieren kann. Zu den weiteren Gewinnern im SLI zählten Sandoz (+0,9%) oder Holcim (+0,1%).
Im breiten Markt fielen indes Meyer Burger um 12 Prozent zurück. Die angeschlagene Solargruppe hatte ein Restrukturierungsprogramm angekündigt, das laut Expertenmeinung für die Rettung der Gruppe zu spät kommen dürfte.
Die Aktien der Hochdorf-Gruppe büssten bis zur Handelsaussetzung am Nachmittag über 12 Prozent ein. An der anschliessend durchgeführten ausserordentlichen Generalversammlung gaben die Aktionäre des hoch verschuldeten Milchverarbeiters grünes Licht für den Verkauf des operativen Geschäfts an die schweizerisch-britische AS Equity Partners.
AMS Osram kletterten dagegen mit positiven Aussagen des Finanzchefs Rainer Irle in einem Interview um 5,9 Prozent hoch. Dieser hatte in einem mit der «Finanz und Wirtschaft» geführten Interview unter anderem erklärt, dass der Technologiekonzern dank der im letzten Jahr durchgeführten Kapitalerhöhung finanziell gut dastehe. (awp/mc/pg)