Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Dienstag klar im Plus beendet. Lange hatte es allerdings nicht so ausgesehen: Die wichtigsten Indizes lagen aufgrund schwächerer Konjunkturdaten aus Deutschland sowie erneuten Sorgen um die Lage Griechenlands die meiste Zeit mehr oder weniger klar im Minus und erholten sich erst so richtig in den letzten zwei Handelsstunden. Über die genauen Gründe dafür waren sich Marktteilnehmer aber nicht ganz einig.
Händler sprachen von Gerüchten, wonach die spanische Regierung bald Hilfe bei der EU beantragen würde, was die Märkte irgendwie beruhigen würde. Andere wiederum verwiesen auf Berichte, wonach der Interbanken-Markt wieder besser funktioniere, was ebenfalls ein positives Zeichen wäre. Nicht zuletzt wurde auch auf die Entwicklung an den US-Aktienbörsen verwiesen, wo die Märkte im dortigen frühen Geschäft ebenfalls deutlich anzogen.
Zum Schluss lag das Blue-Chips-Barometer SMI 0,39% höher und nahe dem Tageshoch auf dem Stand von 6’722,76 Punkten, dies bei einem Tagestief von 6’660 Zählern. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte derweil um 0,44% auf 1’015,25 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,23% auf 6’176,81 Punkte zu. Von den 30 SMI/SLI-Titeln lagen am Ende des Tages zwanzig im Plus und zehn im Minus. Anfänglich waren die Verlierer klar in der Überzahl gewesen.
Während sich die Kursveränderungen bei den meisten Blue Chips einigermassen in Grenzen hielten, ragten Sonova mit einem Plus von 8,5% klar hervor. Der Hörgeräte-Hersteller hatte am Morgen seine Halbjahreszahlen vorgelegt und dabei die Erwartungen bei Umsatz und Gewinnzahlen übertroffen. Laut Händlern hatten vor allem auch Deckungskäufe für Avancen gesorgt. Einige Investoren hätten sich im Vorfeld wegen schlechter Resultate von Konkurrenten auf eine Enttäuschung eingestellt und seien dann zu Käufen gezwungen worden, sagte einer.
Nach einer Berg- und Talfahrt waren auch Swiss Life (+0,9%) am Schluss bei den besten Titeln zu finden. Der Lebensversicherer hatte die Prämienentwicklung für die letzten drei Monate kommuniziert und mit den vorgelegten Zahlen die Erwartungen übertroffen. Ausserdem sei in einem schwierigen Finanzmarktumfeld eine ansprechende Anlagerendite und eine robuste Solvenzquote erarbeitet worden, hiess es. Als Grund für die zwischenzeitlich deutlichen Abgaben nannten Händler denn auch vor allem Gewinnmitnahmen nach der guten Performance in den vergangenen Wochen.
Sehr uneinheitlich entwickelten sich die konjunktursensitiven Titel. Während etwa Adecco (+2,0%) und Geberit (+1,3%) unter den Top-Drei waren, lagen Lonza (-1,9%), Clariant (-0,9%), Sika (-0,9%) oder ABB (-0,5%) am Schluss der Tabelle. Die Aktien der Luxusgüterkonzerne Richemont (-0,1%) und Swatch (+0,3%) litten lange Zeit unter Gewinnmitnahmen nach den Kursgewinnen vom Vortag, bis es aber zum Schluss doch wieder zu einigen Käufen kam.
Auch die Finanzwerte waren lange bei den Verlierern, aufgrund der diversen positiven News oder Gerüchte legten aber auch sie deutlich zu und waren am Schluss in der ersten Tabellenhälfte zu finden, mit UBS +0,8% und CS +0,6%. Auch Julius Bär (+0,2%) schafften es knapp ins Plus. Die Privatbankengruppe wird am Mittwoch über die Entwicklung bei den Verwalteten Vermögen bis Ende Oktober berichten.
Die defensiven Schwergewichte gehörten die ganze Zeit zu den Gewinnern und waren am Schluss im Mittelfeld zu finden: Roche (+0,6%), Novartis (+0,5%) und Nestlé (+0,3%).
Firmennews gab es nicht allzu viele. Der Agrochemiekonzern Syngenta (+0,6%) kam hingegen grad mit zweien. Er hat das im September angekündigte Kaufangebot für die belgische Agro-Biotech-Gesellschaft Devgen lanciert. Zudem hat er in der EU die Zulassung für das Fungizid Isopyrazam erhalten. Für die Aktien hätten jedoch beide Meldungen höchstens eine beschränkte Bedeutung gehabt, hiess es in Analystenkommentaren.
Im breiten Markt enttäuschte Weatherford (-13,8%) mit Zahlen zum dritten Quartal. Das am Schweizer Markt kotierte US-Erdöl-Serviceunternehmen hat zwar nach vorläufigen Zahlen einen Rekordumsatz verbucht, jedoch einen geringeren Vorsteuergewinn ausgewiesen. Belastet haben hohe Kosten für Steuer-Neuberechnung sowie Abschreibungen auf Lagerbestände. Ausserdem hat das Unternehmen nachträglich den Gewinn für das zweite Quartal markant nach unten revidiert. Weiter legten Unternehmen wie Tornos (-4,6%), PSP (-0,8%) oder Lem (+0,2%) Zahlen zur Geschäftsentwicklung vor. (awp/mc/pg)