CH-Schluss: SMI verliert 0,6% auf 8741 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch im Minus geschlossen. Dabei schlugen vor allem die erneute Zinsangst sowie geopolitische Sorgen auf die Kauflaune der Investoren. Aussagen von US-Präsident Donald Trump hatten Sorgen um das Atomabkommen mit Teheran hervorgerufen. Noch grössere Beachtung fanden an den Märkten aber die steigenden Renditen für US-Staatsanleihen. Diese erwiesen sich als grösster Belastungsfaktor. Die Papiere rentieren inzwischen so gut wie seit Januar 2014 nicht mehr, was ihre Attraktivität gegenüber den Aktien steigen lässt.
«Viele Anleger fühlen sich gerade daran erinnert, dass sie gegen steigende Zinserwartungen und das Ende einer Politik des billigen Geldes anstehen müssen», kommentierte ein Marktbeobachter das Geschehen. Nachdem kurz vor Börsenschluss in der Schweiz die Wall Street ihre anfänglichen Verluste weitgehend abschütteln konnte, erholte sich auch der SMI immerhin etwas von seinen Tagestiefstwerten. Gestiegene Rohöllagerbestände in den USA liessen den Ölpreis zurückfallen und dämpften ein wenig die Inflationssorgen. Hierzulande stemmte sich die Credit Suisse-Aktie klar gegen den Negativtrend, nachdem die Grossbank einen überraschend hohen Gewinn im ersten Quartal erzielt hatte.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Mittwoch -0,64 Prozent tiefer bei 8’740,96 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,86 Prozent auf 1’445,45 Zähler nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) verlor 0,67 Prozent auf 10’350,30. Bei den 30 wichtigsten Titeln schlossen 27 im Minus und lediglich drei Plus.
Entgegen dem Gesamtmarkt zogen Credit Suisse um 3,6 Prozent an. Die Grossbank hatte am Berichtstag mit ihren Quartalszahlen die Finanzgemeinde erfreut. Erträge und Gewinne nahmen deutlich stärker zu als erwartet. Zudem sprudelten die Neugelder wie seit sieben Jahren nicht mehr. Damit hat die Aktie gemeinsam mit den Gewinnen der letzten Tage einen Teil ihrer Kursverluste von Ende März wieder wettgemacht.
UBS büssten hingegen 1,5 Prozent ein, Julius Bär 1,1 Prozent. Händler sprachen von Umschichtungen aus UBS- in CS-Aktien. Zudem hatte Barclays das Kursziel für UBS auf 15,60 von 16,00 Franken gesenkt und stufte den Titel weiterhin mit «Untergewichten» ein. Nach den Quartalszahlen würden die Schätzungen insbesondere wegen der Lage in der Vermögensverwaltung nach unten angepasst, hiess es.
Der zweite Gewinner bei den Blue Chips waren Vifor (+2,8%). Die Aktie profitierte von einer Kaufempfehlung durch JPMorgan: Die Vifor-Aktie biete das grösste Wachstumspotenzial unter den europäischen Spezialpharma-Unternehmen in Europa – und das auch, wenn Vifor nur das untere Ende der vom Management in Aussicht gestellten Wachstumsspanne erreiche, so der Analyst.
Auf der anderen Seite mussten Clariant herbe Kursverluste hinnehmen. Die Titel tauchten um 7,4 Prozent, nachdem der Chemiekonzern ebenfalls Quartalszahlen vorgelegt hatte. Diese zeigten zwar einen schwungvollen Start ins Geschäftsjahr 2018 mit einem deutlichen Wachstum beim Umsatz, dennoch waren die Analysten über die stagnierende Betriebsgewinnmarge enttäuscht.
Einen Kursknick mussten auch Adecco mit einem Minus von 3,6 Prozent hinnehmen. Dieser war aber hauptsächlich mit der Auszahlung der Dividende von 2,50 Fr. je Titel zu erklären. Clariant und Adecco gehörten somit zu den grössten Verlierern an der Schweizer Börse am Mittwoch.
Ebenfalls Einbussen erlitten Zykliker wie Sika (-2,2%), ABB (-2,9%) oder aus dem breiten Markt Titel wie Tornos (-2,0%) und Sulzer (-2,6%). Aus Händlerkreisen hatte es geheissen, dass Anleger aus dem angelsächsischen Raum ihre Gelder aus zyklischen Schweizer Papieren abzögen. In New York waren am Vortag bereits Industrieaktien wie Caterpillar eingebrochen.
Schliesslich konnten auch Kühne+Nagel (-2,0%) den Schwung vom Vortag nicht halten. Der Broker Bernstein hatte das Kursziel für Kühne+Nagel auf 155 von 158 Franken gesenkt, die Einstufung aber weiterhin auf «Market Perform» belassen.
Von den Börsenschwergewichten kam ausserdem auch keine Unterstützung. Novartis und Roche GS sanken um je 0,7 Prozent, während der Lebensmittelriese Nestlé um 0,2 Prozent einbüsste. Roche veröffentlicht am Donnerstag Quartalszahlen.
Im breiten Markt mussten ausserdem noch Titel wie Edisun Power (-8,7%), Kudelski (-4,4%) oder Carlo Gavazzi (-4,0%) deutliche Verluste hinnehmen. (awp/mc/pg)