CH-Schluss: Markant schwächer – Gewinnmitnahmen oder Wende?

CH-Schluss: Markant schwächer – Gewinnmitnahmen oder Wende?

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch über Tagestief markant schwächer geschlossen. Nach einer freundlichen Eröffnung wurden die Avancen zwar wieder preisgegeben, und der Markt stabilisierte sich in der Folge auf einem leicht schwächeren Niveau. In der letzten Handelsphase setzten jedoch massive Abgaben ein. Zuvor sorgten noch wenig konkrete Gründe für die Einbussen; die Abwärtsspirale habe sich mit dem Auslösen grösserer Verkaufsprogramme selbst in Gang gesetzt, hiess es unter Marktbeobachtern.

In der zweiten Handelshälfte hatte die New Yorker Börse deutlich im Minus eröffnet. Dies habe die Kurse zusätzlich belastet, hiess es weiter. Vielen Anlegern sei klar geworden, dass die Gewinnschätzungen in den USA für eine Reihe von Unternehmen zu hoch sein könnten. Zudem richtete sich der Blick auf die US-Notenbank Fed, die nach Handelsschluss in Europa ihren Konjunkturbericht vorstellen wird. Vor diesem Hintergrund hätten Investoren nun Gewinne mitgenommen, nachdem der Markt zuvor so gut nach oben gelaufen sei, hiess es weiter.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 2,38% tiefer auf 7’533,81 Punkten (Tagestief:7’517). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor um 2,45% auf 1’122,65 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 2,26% auf 7’061,89 Zähler. Bei den 30 wichtigsten Titeln kamen auf 28 Verlierer 2 Gewinner. Aus charttechnischer Sicht spricht laut ZKB-Experten der Fall unter 7’600 Punkte im SMI für eine grössere Korrektur bis 7’330. Der dennoch mittelfristige positive Ausblick würde aber erst durch einen Fall unter 7’000 zunichte gemacht.

Am meisten unter die Räder kamen am Berichtstag konjunktursensitive Titel, gefolgt von Finanzwerten. Die Sonova-Aktien (-4,0%) standen am meisten unter Druck: Der Hörgerätehersteller sieht seine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2012/13 in Gefahr. So wurde das Unternehmen von einer alten Geschichte eingeholt und von einem US-Gericht wegen eines fehlerhaften Cochlea-Implantats zu einer Zahlung von 7,25 Mio USD an einen Patienten verurteilt. Die von Sonova 2009 übernommene Advanced Bionics hatte die Geräte im Jahr 2006 zurückgerufen. Da eine solche Entschädigung in der aktuellen Ergebnisprognose nicht berücksichtigt sei, könne dies das Ergebnis für das Geschäftsjahr 2012/13 beeinträchtigen, teilte Sonova mit.

Markant schwächer schlossen auch mehrere Zykliker wie Sulzer (-5,4%), die im Nachgang zu den gestrigen Zahlen weiter sanken. Adecco (-3,9%) wurden zusätzlich von einer Rückstufung auf «Neutral» durch HSBC belastet. Weitere grössere Verlierer waren unter den konjunktursensitiven Werten Richemont (-4,1%), Geberit (-3,4%) und ABB (-3,1%).

Ebenfalls grössere Einbussen erlitten die Finanzwerte. So verloren die Banktitel Julius Bär (-3,6%), UBS (-3,4%) und CS (-2,7%) überdurchschnittlich. Dabei hätte im Speziellen der Q1-Abschluss der Bank of America belastet, so Marktbeobachter. Die Versicherer Swiss Re und Zurich Insurance gaben um 2,8 bzw. 2,7% nach.

Nach der gestrigen Zahlenflut kamen die Analysten zur Nachbetrachtung des Gezeigten. So wurden die Aktien von Actelion (-3,2%) von Jefferies und der Credit Suisse mit einem höheren Kursziel bedacht; die Papiere hatten jedoch am Vortag um 3,7% zugelegt. Auch für Givaudan (+0,2%) gab es eine Kurszielerhöhung, und zwar durch Nomura; Givaudan hatten gestern um 2,2% nachgegeben. Kühne+Nagel (+0,2%) waren einziger weiterer Gewinner unter den 30 grössten Werten, weisen aber auch als einzige SMI-/SLI-Titel bisher eine negative Jahresperformance auf.

Die defensiven Schwergewichte Nestlé (-2,4%), Novartis (-1,9%) und Roche (-1,8%) belasteten den SMI stark trotz teils unterdurchschnittlicher Abgaben. Nestlé publiziert am (morgigen) Donnerstag den Erstquartalsabschluss.

Auch der Agrochemiekonzern Syngenta (-2,1%) legt am Donnerstag die Umsatzzahlen zum ersten Quartal 2013 vor. Für die Titel hatte Nomura das Rating auf «Buy» erhöht.

Im breiten Markt hatte der Asset Manager GAM den Bestand an verwalteten Vermögen zum Ende des ersten Quartals kommuniziert. Der Abfluss von Kundengeldern wurde vom Markt nicht goutiert, schlossen doch die GAM-Valoren – zusätzlich belastet durch den allgemeinen Trend – um 5,2% leichter.

Ferner hatten die Nahrungsmittelhersteller Hochdorf (-0,4%) und Hügli (-1,4%) sowie die Jungfraubahn-Gruppe (+1,6%) ihre Jahreszahlen 2012 gezeigt.

Die prozentual grössten Einbussen erlitten Von Roll (-10,1%) und Addex (-10,0%). Gegen den Trend legten Groupe Minoteries (+7,4%) stark zu, gefolgt von Panalpina (+2,8%). Für Letztere hat Morgan Stanley die Einstufung auf «Overweight» («Equalweight») erhöht. (awp/mc/pg)

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