Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einem bereits schwächeren Start kontinuierlich an Boden verloren. Der Leitindex SMI ist dabei deutlich unter die Marke von 6’600 Punkten gesunken. Am Markt wurde von einer anhaltenden Verunsicherung gesprochen. Zu den Ungewissheiten um die «Fiscal Cliff» in den USA und um die Situation in der Eurozone kämen noch die Spannungen im Nahen Osten, hiess es.
Die neusten Daten zum Wirtschaftswachstum in Europa zeigten vor allem in den Euro-Peripherieländern eine schlechter als erwartete Situation und auch neue Konjunkturzahlen aus den USA vermochten die Stimmung nicht zu verbessern. Am Schweizer Markt mussten die Titel des Versicherers Zurich nach schlecht aufgenommenen Quartalszahlen deutliche Abgaben hinnehmen, aber auch sehr schwache Börsenschwergewichte Roche, Novartis und Nestlé lasteten auf den Indizes.
Das Blue Chips Barometer SMI schloss am Donnerstag um 1,53% tiefer mit 6’574,56 Punkte fast auf Tagestief. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) ging derweil um 1,26% auf 994,13 zurück und der breite Swiss Performance Index (SPI) verlor 1,43% auf 6’048,4 Zähler.
Die stärksten Abgaben unter den Bluechips verzeichneten die Titel der Zurich Insurance (-3,9%). Zurich hatte mit Angaben zu den ersten neun Monaten die Vorgaben der Analysten verfehlt, dabei dürfte das schwächere Anlageergebnis die Hauptursache für das eher enttäuschende Abschneiden gewesen sein. Die Papiere hatten am Vortag noch leicht zugelegt.
Deutlich gaben auch die Titel der Versichererin Swiss Life (-1,8%) nach, während Bâloise 1,2% verloren. Die Rückversicherungstitel Swiss Re (-1,1%) verloren etwas weniger als der Marktschnitt. Der Dienstleister Risk Management Solutions (RMS) denkt, dass nach dem Hurrikan «Sandy» eine Rechnung von 20 bis 25 Mrd USD auf die Versicherungsindustrie zukommt. Damit liegt RMS deutlich über den Schätzungen seiner Mitbewerber AIR Worldwide und Eqecat.
Bei den defensiven Schwergewichten kam es zu starken Abgaben. So sanken die Pharmatitel Roche 1,8% und Novartis 1,7%. Auch deutliche Abgaben der Nestlé-Titel (-1,7%) in einem für die Konsumgüter wenig freundlichen Börsenumfeld lasteten auf den Indizes.
Transocean schlossen um 1,5% im Minus. In die Geschichte rund um die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im Jahr 2010 kam am Donnerstag Bewegung: Der britische Ölkonzern BP bekannte sich am Donnerstag schuldig und einigte sich mit dem US-Justizministerium auf eine Rekordstrafe von 4,5 Mrd USD. Transocean als Betreiberin der damals gesunkenen Plattform «Deepwater Horizon» hat ebenfalls Rückstellungen in Milliardenhöhe gebildet.
Für die als zyklisch geltenden Titel ergab sich kein einheitliches Bild. So schlossen Lonza (-2,3%) deutlich tiefer, aber auch die Luxusgütertitel Richemont (-1,9%) und Swatch (-0,9%) erlitten nach den Abgaben vom Vortag weitere Verluste. Weitere Zykliker hielten sich dagegen besser als der Markt, darunter Clariant (-0,2%) und Adecco (-0,3%).
Gut halten konnten sich im Einklang mit den anderen europäischen Märkten zudem die Grossbankentitel. Die Aktien der UBS (+0,1%) gehörten zu den wenigen Bluechips im Plus. CS gaben dagegen 0,5% nach. Die UBS-Titel könnten auf längere Frist nach der Ankündigung zur Redimensionierung der Investment Bank zu den Überfliegern gehören, meinte ein Marktbeobachter. Julius Bär verloren dagegen 1,6%.
Am breiten Markt sackten die Schlatter-Titel um 16,5% ab, nachdem das Unternehmen eine Kapitalherabsetzung ankündigte, um eine Belastung durch vergangene Verluste zu beseitigen. AFG Arbonia Forster (-5,8%) litten unter der Ankündigung des Unternehmens an einem Investorentag, im laufenden Jahr Abschreibungen in Höhe von 40 bis 60 Mio CHF vorzunehmen.
Mit Zahlen warteten zudem International Minerals (-2,4%), Gategroup (-6,8%) und Züblin (-1,9%) auf. Die Bank Vontobel (-1,2%) gab einen Update zu den verwalteten Vermögen heraus.
Für Bewegung sorgt der halbjährliche Indexreview des Indexanbieters MSCI. So büssten die GAM-Aktien nach dem Ausschluss aus dem MSCI-Global Standard Switzerland 6,8% ein. «Dieser Ausschluss war nicht auf dem Radar der Investoren», meinte ein Händler. Die Aufnahme von Ems-Chemie (+0,6%) und der Ausschluss von Straumann (-3,2%) sei indes schon lange antizipiert worden. (awp/mc/pg)