Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist sehr gut in die neue Börsenwoche gestartet: Nach festeren Notierungen am Montag, kletterte der Leitindex SMI am Dienstag weiter in die Höhe und steuerte auf die Marke von 6`800 Stellen zu. Auf diesem Niveau ging der Index zuletzt vor über zweieinhalb Jahren aus dem Handel. Nebst positiv aufgenommenen Unternehmenszahlen und soliden Wirtschaftsdaten, habe vor allem die Hoffnung auf eine baldige Rettung Spaniens die Anleger zuversichtlich gestimmt, hiess es im Handel. Insbesondere Finanzaktien profitierten davon.
Bereits im frühen Handel war in Berichten der «Financial Times» und des «Wall Street Journal» mit Informationen aus spanischen Regierungskreisen über die Annäherung des südeuropäischen Staates an einen Hilfsantrag spekuliert worden. Zusätzlich stützten die Aussagen eines CDU-Politikers, Deutschland sei offen für eine vorläufige spanische Kreditlinie beim Rettungsschirm ESM. Dass Standard & Poor`s die Kreditwürdigkeit von elf spanischen Banken zurückgestuft hat, kam wenig überraschend. In den USA stieg die Industrieproduktion im September stärker als erwartet, was den Aktien zum Ende hin leichten Auftrieb verlieh.
Bis Börsenschluss gewann der Swiss Market Index (SMI) 1,04% auf 6`774,02 Punkte, das neue Jahreshoch lag bei 6`777,77 Zählern. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 1,43% über die 1`000er-Marke auf 1`009,60 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,02% auf 6`241,30 Punkte.
Die Blue Chips wurden von Finanztiteln angeführt: Bei den Banken kletterten UBS um 3,0%, Credit Suisse um 1,7% und Julius Bär gar um 3,4% in die Höhe. Bei den Versicherern standen Swiss Re (+2,8%), Swiss Life (+2,7%) oder Baloise (+2,6%) weit vorne in der Tabelle.
Ein Hilfsantrag Spaniens mache den Weg für die von der Europäischen Zentralbank (EZB) in Aussicht gestellten Anleihenkäufe frei, hielten Händler fest. Dies würde Ruhe in den Finanzsektor bringen und die Unsicherheit im Markt reduzieren. Besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen von Goldman Sachs gaben den Banken zusätzlichen Halt. Derweil hatte in New York der überraschende Rücktritt des Citigroup-CEO Vikram Pandit für Aufsehen gesorgt.
In der Schweiz standen Roche (+0,4%) mit den Umsatzzahlen für die ersten neun Monaten im Zentrum des Interesses. Überzeugt habe die wichtige Pharma-Division, während die Diagnostics-Division etwas hinter den Erwartungen zurück lag, meinten Analysten. Als leichten Dämpfer wurde der bestätigte Ausblick gewertet. Mit Novartis (+0,9%) und Nestlé (+0,4%) hatten es aber auch die beiden anderen defensiven Index-Schwergewichte nicht leicht, dem Gesamtmarkt zu folgen. Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé wird am Donnerstag Zahlen vorlegen, Novartis in der kommenden Wochen.
Zykliker wie Sika (+2,6%), Adecco (+2,8%) oder die Luxusgütertitel Richemont und Swatch Group (je +2,1%) legten deutlicher zu. Händler rechnen beim Personaldienstleister Adecco nach einer Marktaufhellung im September mit einer weiteren Belebung im vierten Quartal. Richemont und Swatch arbeiteten sich nach anfänglichen Kursverlusten in die Gewinnzone vor. Eher enttäuschende Umsatzzahlen des französischen Mitbewerbers LVMH hatten zunächst belastet.
Kühne+Nagel gewannen im Nachgang zu den gestrigen Zahlen immerhin noch 1,1%, nachdem die Deutsche Bank und JPMorgan ihre Kursziele für die Papiere gesenkt hatten. Der Logistiker werde zwar weiterhin Marktanteile gewinnen können, es sei derzeit aber unklar, wie sich dies auf das Gewinnwachstum auswirke, hiess es. Panalpina sanken um 0,7%; bereits am Vortag war es nach einer Gewinnwarnung deutlich nach unten gegangen. Deutsche Bank und Sarasin empfahlen die Aktien neu zum Verkauf.
Im breiten Markt gewannen etwa Tornos 2,3%. Das Management des finanziell angeschlagenen Drehmaschinenherstellers stellte ein umfassendes Massnahmenpaket zur Erhöhung der strukturellen Profitabilität vor. Als Wermutstropfen wurde eine angekündigte Kapitalerhöhung genannt.
Der Schraubenhändler Bossard (Aktie +2,8%) hatte Umsatzzahlen vorgelegt, die über den Erwartungen der Analysten lagen. Zudem waren im dritten Jahresviertel in Europa und in Asien leichte Aufhellungen ersichtlich. (awp/mc/ps/cs)