Zürich – Der Schweizer Leitindex SMI hat am Dienstag leicht schwächer geschlossen. Dabei bewegte sich das Börsenbarometer während des Handelstages mehrheitlich in einem ziemlich engen Kursband, bevor der SMI gegen Handelsschluss wegen einer deutlich freundlicher tendierenden US-Börse fast wieder in den grünen Bereich vorzustossen vermochte. Der Blue-Chip-Index konnte dadurch die 6’500er-Marke verteidigen.
Grund für die verhaltene Börsensitzung war das von Vorsicht geprägte Marktsentiment. Die Investoren übten sich in Geduld und harrten den bedeutenden Gerichtsentscheid des deutschen Bundesverfassungsgerichts zum Euro-Rettungsschirm ESM morgen Mittwoch aus. Auch die anberaumte Sitzung der US-Notenbank Fed am Donnerstag liess die Investoren behutsam agieren. Marktakteure erwarten von Fed-Chef Ben Bernanke Aussagen zu möglichen stimulierenden Massnahmen um die Konjunktur der weltgrössten Volkswirtschaft zu stützen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,07% tiefer auf 6’503,30 Punkte ein. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 0,06% auf 976,18 und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 0,04% auf 6’022,10 Zähler.
Deutliche Einbussen erlitten die am Vortag sehr starken Luxusgüteraktien Richemont (-5,1%) und Swatch (-2,2%). Die Marktteilnehmer wurden von einer Umsatz- und Gewinnwarnung des Mitbewerbers Burberry auf dem falschen Fuss erwischt. Die Rahmenbedingungen seien generell schwieriger geworden, liess das britische Unternehmen verlauten. Am Markt schürte dies Ängste, dass sich unter anderem das Wachstum im für die Luxusgüterindustrie wichtigen Markt China abgeschwächt hat.
Die Grossbanken Credit Suisse (+0,9%) und UBS (+0,7%) standen wegen eines Investorentages der Deutschen Bank im Fokus. Die neue Unternehmensführung des deutschen Branchenprimus stellte ihre künftige Strategie vor. Als wichtigste Quintessenz der ersten Aussagen aus Frankfurt zogen Händler heraus, dass die Bank keine Kapitalerhöhung vornehmen will. Derweil wurde in den USA bekannt, dass der ehemalige UBS-Banker Bradley Birkenfeld von der US-Steuerbehörde 104 Mio USD erhält. Er hat den Steuerfahndern Insiderinformationen geliefert.
Die Papiere des Pharmakonzerns Actelion stiegen um 0,7%. Das Unternehmen einigte sich mit seinen Angestellten auf die Ausgestaltung des im Juli angekündigten Kostensparprogramms. So wurde die Zahl der auszusprechenden Kündigungen am Hauptsitz in Allschwil auf maximal 40 von 70 gesenkt. Die seinerzeit ausgegebene Guidance wurde bestätigt. Die Höhe des Restrukturierungsaufwands war immer noch unklar, er soll aber im laufenden Quartal verbucht werden.
Die am Vortag stark verkauften Roche-Genussscheine (+0,2%) hielten sich bis zum Handelsschluss in der Gewinnzone. Novartis (-0,1%) erhielten weniger Zuspruch, während Nestlé (+0,2%) den Gesamtmarkt ebenfalls etwas stützten.
Swisscom (Aktie +0,8%) hat ihr Auslandsgeschäft mit dem Erwerb von Telecom Liechtenstein etwas ausgebaut. Der staatliche liechtensteinische Anbieter mit 19’000 Kunden schrieb im vergangenen Jahr allerdings einen Verlust von 1,8 Mio CHF.
Transocean büssten 1,3% ein. Der Ölservice-Konzern hat zwei Anleihen über insgesamt 1,5 Mrd USD emittiert zur Finanzierung von vier neuen Ultra-Tiefsee-Schiffen. Zudem kam das Unternehmen mit den US-Justizbehörden für die Ölpest im Golf von Mexiko aus dem Jahr 2010 noch zu keiner Vergleichseinigung. Die US-Justiz wirft Transocean und dem britischen Öl- und Gasmulti BP «grobe Fahrlässigkeit» vor, was teuer zu stehen kommen könnte.
Im breiten Markt standen Meyer Burger (Aktie unv.) im Fokus. Der Solarzulieferer reagierte auf den Verlust im ersten Semester 2012 und wird die Produktion auf vier Hauptstandorte weltweit konzentrieren.
Mit Halbjahreszahlen hat der Versicherer Vaudoise (+2,2%) aufgewartet, diese fielen im Urteil von Analysten im Nicht-Lebensversicherungsgeschäft «sehr solide» aus. Auch die Messebetreiberin MCH (+2,8%) und die Jungfraubahnen (+0,5%) haben Zahlen vorgelegt. (awp/mc/pg)