Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Negativtrend der Vortage angeknüpft und ist erneut mit einem deutlichen Tagesverlust aus dem Handel gegangen. Damit hält die Verlustserie schon den dritten Tag in Folge an. Den ganzen Tag hindurch stand der SMI im Minus, wobei die Verluste bis zur Publikation der US-Arbeitsmarktdaten am frühen Nachmittag stetig grösser wurden. Nachdem die ADP-Zahlen schlechter als erwartet ausgefallen sind, die US-Wirtschaft also weniger Stellen geschaffen hat als erwartet, sackte er noch einmal deutlich ab. Eine darauffolgende Erholung nach besser als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturdaten war nicht nachhaltig und in der Schlussauktion ging es noch einmal deutlich bergab.
Alle Augen sind nun am Freitag auf den grossen US-Arbeitsmarktbericht gerichtet. Die US-Notenbank Fed hatte schon vorab kommuniziert, dass der Bericht entscheidend für die kommende Zinsentscheidung am 18. September sein wird. Sollte der Bericht schlecht ausfallen, dann steigt laut Händlern die Wahrscheinlichkeit, dass die Leitzinsen gleich um 50 Basispunkte gesenkt werden könnten. «Es wird nicht nur für die Anleger, sondern auch für die US-Notenbank ein Tanz auf der Rasierklinge, die Daten richtig zu deuten», sagte ein Händler. Mit Spannung werden zudem auch die Zahlen vom Chipkonzern Broadcom nach US-Handelsschluss erwartet. Diese könnten Aufschluss darüber geben, ob sich der Hype um das Thema Künstliche Intelligenz weiter abgekühlt hat, war im Markt zu hören.
Der Leitindex SMI schloss den Handel am Donnerstag 1,19 Prozent tiefer bei 12’031,34 Punkten und damit auf Tagestief ab. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, büsste 1,07 Prozent zu auf 1947,38 Punkte ein. Der breiter gefasste SPI verlor 1,06 Prozent auf 15’989,94 Zähler. Von den 30 SLI Werten schlossen bis auf acht alle im Minus.
Vor allem Technologie- und Wachstumswerte standen am heutigen Handelstag unter Druck. Besonders deutlich büssten VAT (-3,8%) ein. Die Verluste von fast 5 Prozent konnten sie nach einer positiven Eröffnung der Nasdaq jedoch etwas eindämmen. Auch andere Technologiewerte wie Comet, Inficon und AMS Osram verzeichneten im Sog Verluste zwischen 2,2 und 4,6 Prozent.
Ebenso wurden Zykliker wie Kühne+Nagel (-3,1%) und Sika (-1,5%) vermehrt aus den Portfolios entfernt. Bei Straumann (-2,5%), Richemont (-1,6%) und Logitech (-0,8%) wirkte sich laut Händlern die geringe Ausgabefreudigkeit der Konsumenten negativ aus.
Auf dem SMI lasteten zudem die defensiven Index-Schwergewichte. Allen vorn standen Novartis (-2,0%, auf 98,91 Franken) unter Verkaufsdruck. Sie rutschten damit wieder klare unter die Marke von 100 Franken zurück, nachdem Goldman Sachs die Papiere auf «Neutral» von «Buy» abgestuft hatte. Zudem senkten die Analysten das Kursziel auf 103 nach bisher 105 Franken. Etwas besser konnten sich Roche GS (-1,1%) halten.
Auch bei Nestlé (-1,3%) gingen die Verkäufe weiter. Dabei hätten vor allem die eher vorsichtigen Aussagen von Finanzchefin Anna Manz bei einem Fireside-Chat am Vorabend noch nachgewirkt. Die neue Konzernführung müsse an den Märkte erst noch Vertrauen aufbauen, hiess es am Markt. Für die «vorsichtigen» Aussagen von Manz wurden laut Händlern auch die Aktien des Aromen- und Riechstoffkonzerns Givaudan (-2,1%) in Sippenhaft genommen.
Das grösste Tagesplus fuhren Sonova (+1,1%) ein. Sie knüpften damit am Aufwärtstrend der letzten Wochen an und schlossen auf Jahreshoch.
Gegen den Negativtrend konnten sich auch Finanzwerte stellen. So zählten Swiss Life (+0,9%) und Swiss Re (+0,3%) zu den wenigen Gewinnern unter den Blue Chips. Dagegen gaben Zurich (-0,5%) etwas nach. Laut Händlern ist es nicht ungewöhnlich, dass Versicherungswerte gerade in schwierigen Börsenzeiten gefragt sind. So könnten diese Papiere etwa mit ihrer Attraktiven Dividendenpolitik punkten.
Ein klaren Tagesplus fuhren denn auch Julius Bär (+0,5%) ein, die sich damit wieder etwas von der jüngsten Schwächephase erholen können. Auch Partners Group (+0,1%) schlossen nach dem Kursdämpfer Anfang der Woche wieder leicht höher. Dagegen verbuchten die Papiere der UBS Einbussen über 0,9 Prozent.
Im breiten Markt stiegen Hochdorf um 66 Prozent. Laut Händlern wurden die Papiere von Spekulanten getrieben, die sich doch noch einen Gewinn nach dem Verkauf des Kerngeschäfts erhofften. Nach erfreulichen Halbjahreszahlen schlossen auch Helvetia (+3,9%) klar höher. Romande Energie gingen nach Halbjahreszahlen mit einem Plus von 0,8 Prozent aus dem Handel. (awp/mc/ps)