Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Mittwoch mit mittelgrossen Verlusten beendet. Händler verwiesen dabei in erster Linie auf den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Mittwochabend, vor dem sich kaum ein Investor gross aus dem Fenster habe lehnen wollen. Zwar rechne kaum jemand mit einer Leitzinserhöhung, im Vorfeld eines solchen Entscheides gebe es aber stets eine gewisse Nervosität, hiess es.
Das Fed befindet sich laut einem Marktbeobachter auf einer «heiklen Gratwanderung». Die US-Notenbanker müssten einerseits die Märkte auf eine Zinserhöhung möglicherweise schon im Juni vorbereiten und andererseits einen Höhenflug des US-Dollar, der die Erholung der US-Industrie abwürgen könnte, vermeiden. Hierzulande standen vor allem die Grossbanken unter Druck. Anlässlich einer Branchenkonferenz gab es eher pessimistische Äusserungen zum Geschäftsgang im ersten Quartal.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor zum Handelsschluss 0,47% auf 7’916,43 Punkte, das Tagestief lag mit 7’892 noch etwas tiefer. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, fiel um 0,70% auf 1’215,09 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,33% auf 8’392,71 Zähler. Von den 30 SMI/SLI-Titeln lagen am Abend 15 im Minus, 14 im Plus und einer (Kühne+Nagel) unverändert.
Besonders schwach schlossen bei den Blue Chips wieder einmal die Grossbanken UBS (-4,8%) und CS (-4,9%). Nachdem sich am Morgen vor allem die CS-Papiere mit sehr hohen Verlusten hervorgetan hatten, büssten am Nachmittag auch die UBS-Papiere massiv an Wert ein. Das schwierige Umfeld habe sich angesichts niedriger Zinsen und anhaltender Marktvolatilitäten fortgesetzt, sagte UBS-Chef Sergio Ermotti in London auf einer Bankenkonferenz. Ausserdem erteilte er Spekulationen über eine erneute Zusatzdividende für 2016 eine Abfuhr.
Bei der CS – der Titel war mit -7% phasenweise noch deutlich stärker unter Druck – wurde darauf verwiesen, dass Finanzchef David Mathers seinen geplanten Auftritt an der gleichen Konferenz ohne (öffentlich gewordene) Begründung abgesagt hatte. Die sei gerade im Hinblick auf die absehbar gedrückten Quartalsergebnisse diverser Investment-Banken als sehr negatives Signal ausgelegt worden und habe für vielfältige Spekulationen gesorgt, hiess es am Markt.
Aryzta (-11,9%) setzten derweil ihre seit Anfang der Woche anhaltende Talfahrt noch einmal ungebremst fort. Das Backwarenunternehmen gab bekannt, dass CEO Owen Kilian in den letzten beiden Tagen ein grösseres Aktienpaket veräussert habe, der CEO selbst äusserte kurz darauf schriftlich sein Bedauern darüber. Die Rede im Markt war von einer «Zwangsexekutierung» auf einem Teil seiner Mitarbeiteraktien. Im derzeitigen Marktumfeld werde ein solch wenig nachvollziehbarer Schritt «gnadenlos abgestraft», kommentierte ein Händler. Seit dem Schlussstand letzte Woche hat das Papier über einen Viertel eingebüsst.
Zu den grössten Verlierern gehörten auch die Papiere von LafargeHolcim (-2,3%). Der Baustoff-Hersteller wird am (morgigen) Donnerstag als letzter SMI-Wert sein Jahresergebnis 2015 präsentieren. Ebenfalls klar unter Druck standen weitere Zykliker wie Sika (-2,2%) sowie die beiden Uhrentitel Swatch (-1,3%) und Richemont (-1,2%). Letztere beiden dürften angesichts der aktuell laufenden Uhrenmesse Basel noch einige Tage verstärkt im Fokus der Investoren sein.
Deutliche Kursgewinne erzielten auf der anderen Seite Transocean (+3,4%), die am drittletzten Tag im SMI Unterstützung von einem anziehenden Ölpreis erhielten. ABB (+2,2%) profitierten von einer Heraufstufung durch das Brokerhaus Liberum auf «Buy» von bisher «Sell». Der zuständige Analyst glaubt, dass die Märkte das starke Wachstum bei Robotern und die Erholung in der Solarenergie übersehen.
Galenica (+1,7%) erholten sich etwas vom Absturz am Vortag um 14% nach durchzogenen Ertragszahlen. Die Titel hatten allerdings im vergangenen Jahr einen Höhenflug erlebt und ihren Wert beinahe verdoppelt. Mit Tecan (+7,5%) erholte sich ein weiterer Medtech-Titel ebenfalls von einem Kursdebakel am Vortag.
Am sonstigen breiten Markt notierten die Titel des Reisedetailhändlers Dufry (+1,2%) fester. Das Unternehmen hat den Umsatz dank Übernahmen um fast 50% erhöht, der Reinverlust war von den Analysten insgesamt allerdings etwas tiefer erwartet worden. Deutlich abwärts ging es beim Penny-Stock Von Roll (-12%) nach einem erneuten Jahresverlust. (awp/mc/pg)