Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag die Talfahrt beschleunigt, die bereits seit vergangenem Freitag anhält. Klötze am Bein des SMI waren die UBS und die defensiven Schwergewichte. Das Geschäft konzentriere sich auf die Aktien der Unternehmen, die mit Zahlen aufgewartet hätten, sagte ein Händler. Ansonsten sei der Markt eher von einer abwartenden Haltung geprägt. «Die Marktteilnehmer warten auf Impulse für die nächste Aufwärtsbewegung.» Die Lage sei ruhig, die Volumen seien sehr dünn, sagten Händler.
Doch die Impulse seien wohl erst nach dem Zinsbeschluss der US-Notenbank Fed an diesem Mittwoch und der Quartalsergebnisse von Facebook und Apple zu erwarten. Von der Fed dürften nach Ansicht von Analysten keine Überraschungen eintreffen. Zudem gehe der bange Blick nach Asien, wo die Corona-Infektionszahlen vor allem in Indien in die Höhe schnellten. Kaum Auswirkungen hatten Konjunkturdaten aus den USA, wo das US-Verbrauchervertrauen sich im April deutlicher aufgehellt hat als erwartet. Der Privatkonsum ist das Rückgrat der US-Wirtschaft.
Der SMI schloss 0,63 Prozent tiefer auf 11’092,08 Punkten. «Wir sind aber immer noch über 11’000 Punkten», betonte ein Händler. Das Niveau sei immer noch relativ hoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der einzelnen Titel gekappt ist, fiel um 0,57 Prozent auf 1800,71 Zähler, und der breite SPI um 0,62 Prozent auf 14’286,89 Punkte. Bei den Blue Chips gaben 19 Titel nach, 10 zeigen Gewinne und einer SGS schloss unverändert.
Von den SMI-Konzernen standen UBS (-2,0%) im Zentrum des Interesses. Die Grossbank hat zwar den Gewinn im ersten Quartal auf 1,8 Milliarden Dollar gesteigert. Aber die Pleite des US-Hedgefunds Archegos hat auch dem grössten Schweizer Geldhaus einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Debakel zog den Reingewinn der UBS um 434 Millionen Dollar nach unten.
Dagegen kletterten die Titel von Rivalin Credit Suisse um 2,0 Prozent nach oben. Die Aktien der Nummer zwei vom Paradeplatz würden erstmals wieder von Umschichtungen aus UBS und Julius Bär (-0,4%) profitieren, sagte ein Händler. In den letzten Wochen waren die Gelder in genau die umgekehrte Richtung geflossen. Weitere Händler sagten, möglicherweise starte die CS-Aktie nun die längst überfällige Gegenbewegung.
Optisch wiesen Swiss Life mit -5,5 Prozent oder 26 Franken das grösste Minus aller SMI-Titel aus. Allerdings wurde die Aktie des Lebensversicherers ex-Dividende von 21 Franken gehandelt. Auch die anderen Finanztitel wie Zurich (-0,8%) und Swiss Re (-1,1%) gaben nach.
Kühne+Nagel mussten ebenfalls einen Rückschlag hinnehmen (-2,1%). Allerdings hat die Aktie des Logistikkonzerns im laufenden Jahr schon rund 40 Prozent an Wert gewonnen. «Kein Wunder kommt es zu Gewinnmitnahmen», sagte ein Händler. Auch bei LafargeHolcim (-1,4%), Swatch (-2,4%) und Richemont (-1,4%) machten Investoren Kasse.
Novartis tauchen um 1,6 Prozent. Dem Pharmakonzern Novartis hat das schwache Abschneiden der Generika-Sparte Sandoz im ersten Quartal zu schaffen gemacht. Aber auch im restlichen Geschäft machte sich die anhaltende Coronapandemie bemerkbar. Die Menschen scheuen sich, zum Arzt zu gehen, was auf den Absatz von Medikamenten drückt. Der Kern-Betriebsgewinn fiel schlechter aus als vom Management in Aussicht gestellt und lag auch knapp unter dem AWP-Konsens der Analysten-Schätzungen.
Rivalin Roche sanken um 0,4 Prozent. Das dritte Schwergewicht Nestlé tauchte um 0,4 Prozent.
Hinter CS lag ABB (+0,9%) weit oben bei den Gewinnern unter den Blue Chips. Dabei waren die Zahlen mehrheitlich bereits bekannt. Analysten lobten, dass die operative Marge noch etwas besser ausgefallen sei als vorangekündigt. Erfreulich war auch, dass ABB unüblicherweise mit einer Guidance für das 2. Quartal aufwartete, die zum Teil deutlich über den Erwartungen lag. Unterstützung erhielt der Titel auch von Verkaufs- und IPO-Fantasien.
Am breiten Markt übernahmen Adval Tech die rote Laterne (-10,3%). Der Autozulieferer will die Dividende für das Geschäftsjahr 2020 wegen der unsicheren Lage halbieren. Bucher Industries kamen trotz eines überraschend hohen Auftragseingangs im ersten Quartal unter Druck (-0,7%). (awp/mc/ps)