Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Donnerstag insgesamt wenig verändert. Dabei hat der Leitindex auch schon sein Vorzeichen gewechselt. Der Markt habe nach dem jüngsten Anstieg merklich an Schwung verloren, heisst es am Markt. Die Anleger seien verunsichert über die weitere Entwicklung. Daher hielten sie sich zurück, was auch in den seit einiger Zeit dünnen Umsätzen zum Ausdruck komme. Zudem näherten sich mit September und Oktober zwei für die Börse eher schwierige Monate. «Das Resultat: Die Kurse neigen dazu abzubröckeln», sagt ein Händler.
Das am Vorabend veröffentlichte Protokoll zur jüngsten Sitzung der US-Notenbank habe nicht viel zur Klärung beigetragen, heisst es am Markt. Demnach dürften die US-Geldhüter nach Ansicht der Ökonomen den geldpolitischen Straffungskurs fortsetzen. Es gebe zwar Signale, dass sich das hohe Tempo der Zinserhöhungen auf absehbare Zeit abschwächen könnte. Es sei aber niemand im Komitee dazu geneigt, die Möglichkeit von Zinssenkungen auch nur in Erwägung zu ziehen, kommentierte ein Stratege. Das Fed werde wohl die Zinserhöhungskampagne fortsetzen, bis sie die Inflation in den Griff bekomme, sagte ein anderer. Insgesamt seien aber dadurch die Zinserhöhungswartungen leicht gesunken. Die Marktteilnehmer dürften aber auch die weiteren Konjunkturzahlen hinsichtlich der weiteren Zinsentwicklung genau analysieren.
Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 0,08 Prozent höher mit 11’136,86 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,11 Prozent auf 1715,15 und der breite SPI um 0,11 Prozent auf 14’399,24 Zähler. Im SLI stehen 22 Gewinnern acht Verlierer gegenüber.
Unter Druck stehen Geberit (-2,7%), die aber den anfänglichen Abschlag eingrenzen. Der Sanitärkonzern hat im Halbjahr zwar sein Wachstumstempo gehalten. Da sich die hohe Inflation nur mit Verzögerung abwälzen lässt, ist der Gewinn deutlich zurückgegangen. Das zweite Quartal 2022 sei eines der schwächsten Jahresviertel für Geberit gewesen. Auch die Angaben zum Ausblick seien eine Enttäuschung, kommentiert Goldman Sachs.
Die Verluste der nach Geberit folgenden Aktien belaufen sich auf klar unter ein Prozent. «Hier mutet wieder einmal mehr sehr vieles zufällig an», meint ein Händler. Manche Aktien, etwa SGS (-0,6%), Novartis (-0,4%) oder Nestlé (-0,3%), wechselten einfach das Vorzeichen von Plus auf Minus, so der Händler. Bei den Gewinnern Kühne + Nagel (+1,3%), Schindler (+1,3%), ABB (+1,1%) und VAT (+0,4%) wechselten ebenfalls die Vorzeichen.
Andere Aktien, etwa Sonova (-0,2%), hätten nach den schwachen Vortagen den Boden noch nicht erreicht. Doch gerade bei anerkannten Qualitätswerten wie Geberit oder Sonova ergäben sich für längerfristige Anleger attraktive Einstiegsgelegenheiten, heisst es weiter.
Gefragt sind die Banken CS, UBS und die Versicherer Swiss Life und Swiss Re, wie Kursgewinne von bis zu 0,4 Prozent zeigen.
Auch Richemont (+0,3%) und Swatch (+0,2%) legen zu. Ihnen dürften die im Juli um 8,3 Prozenten gestiegenen Uhrenexporte helfen.
Grössere Kursaufschläge gibt es auf den hinteren Rängen bei Zur Rose (+10%). Die Versandapotheke will die Gewinnschwelle früher als zuletzt angekündigt, nämlich bereits 2023, erreichen und braucht weiteren Angaben zufolge auch kein zusätzliches Kapital.
Auch die Aktien von Siegfried (+8,9%) reagieren mit steigenden Kursen auf den Semesterbericht. Der Pharmazulieferer hat die Analystenerwartungen geschlagen und sich gleich auch höhere Ziele gesetzt.
Die Aktien von Meyer Burger steigen um 1,9 Prozent. Der Solarmodulhersteller hat im ersten Halbjahr 2022 zwar erneut rote Zahlen geschrieben, aber dafür einen Grossauftrag aus den USA an Land gezogen. Dafür braucht es nun eine Kapitalerhöhung.
Dagegen büssen Emmi 6,7 Prozent ein. Der Nahrungsmittelhersteller hat im Halbjahr erstmals die Umsatzmarke von 2 Milliarden Franken geknackt. Doch wegen der hohen Rohstoff- und Energiepreise ist der Gewinn tiefer als erwartet. Zudem hat Emmi die EBIT-Prognose gesenkt. (awp/mc/ps)