Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch seine Gewinne bis Börsenschluss halten können. Der Leitindex SMI kam im Tagesverlauf teilweise knapp an die Marke von 9’600 Punkten heran, schloss aber etwas tiefer. Er profitierte auch davon, dass der Ständerat eine Motion des Nationalrates für ein Dividendenverbot hierzulande ablehnte.
Daneben lag der Fokus auf den US-Arbeitsmarktdaten. Die Zahlen der privaten Arbeitsmarktagentur ADP zeigten mit rund 20 Millionen den massiven Stellenabbau in der US-Privatwirtschaft. Die Stimmung schwankte in dem Umfeld hin und her, sagten Händler.
Anleger hofften mit Blick auf die Corona-Pandemie, dass die angekündigten Lockerungen für die Wirtschaft den Abschwung, wenn nicht auffangen, so nun doch abbremsen können. «Der Fokus vieler Investoren liegt vollends auf der Beendigung des Lock-Downs und einer schnellen Rückkehr zum Normalzustand», sagte ein Börsianer. Doch die neue Normalität werde nicht mehr die altgewohnte sein, betonte er. Ausserdem stiegen die Kurse vieler Titel aktuell bloss deshalb, weil Anleger innerhalb des Marktes von den Verlierern der Krise massenweise zu den Gewinnern umschichteten, gab er zu bedenken.
Der SMI schloss schliesslich um 0,63 Prozent höher mit 9’571,70 Punkten. Seinen Tagesbestwert hatte er am Mittag bei 9’597,33 Punkern markiert. Der SLI, in dem die wichtigsten 30 Werte enthalten sind, gewann 0,49 Prozent auf 1’391,55 Zähler und der breite SPI 0,80 Prozent stieg auf 11’917,13 Punkte. 18 der 30 SLI-Titel legten zu, zwölf gaben nach.
Starke Gewinne verzeichneten die Aktien der Softwarefirma Temenos (+4,4%), des Hörgeräteherstellers Sonova (+2,7%) und des Vermögensverwalters Julius Bär (+1,4%).
Deckungskäufe sorgten bei AMS (+4,2%) für Auftrieb. Die Aktie habe ihre Erholung fortgesetzt, allerdings habe sie im laufenden Jahr doch rund die Hälfte ihres Werts eingebüsst, hiess es am Markt auch. Manche Käufer hofften zudem, dass der Lichtkonzern Osram am Donnerstag einen positiven Zwischenbericht veröffentlicht. Der Schweizer Chiphersteller hat die Mehrheit an dem deutschen Unternehmen übernommen.
Die als defensiv geltenden Schwergewichte Nestlé (+0,9%), Novartis (+1,4%) und Roche (+2,0%), die den Markt schon am Vortag angeschoben hatten, legten weiter zu. Mit Vifor (+0,5%) stand ein weiterer Arzneimittelhersteller auf den Einkaufslisten der Investoren.
Uneinheitlich zeigten sich die Versicherer Swiss Life (+0,1%) und Zurich (-0,6%). Sie werden kommende Woche ihre Ergebnisse veröffentlichen. «Gut möglich, dass einige sich schon einen Kauf überlegen derzeit, weil sie auf gute Zahlen hoffen», sagte ein Händler. Ihm sei es angesichts der volatilen Märkte dafür allerdings noch etwas zu früh, er werde sich vorerst zurückhalten.
Dagegen gaben die Aktien von Adecco (-2,7%) klar nach. Der Personalvermittler wurde von der Coronakrise getroffen und hatte am Dienstag unerwartet über einen Verlust im ersten Quartal informiert. Das stiess den Anlegern erneut sauer auf.
Etwas moderatere Abschläge verzeichneten Richemont (-0,2%) und Swatch (-1,0%). Börsianer verwiesen auf die neuerlichen Spannungen zwischen den USA und China. Zudem sei in den kommenden Monaten mit einem neuerlichen Rückgang der Uhrenexporte zu rechnen, lautete ihre Vermutung.
Bei den Aktien aus der zweiten Reihe stiegen Aryzta um knapp 12 Prozent. Veraison – ein als aktivistisch geltender Investor – hatte über eine Beteiligung an dem Backwarenhersteller von 3,19 Prozent informiert. Händler sprachen hier von vielen Trittbrettfahrern, die den Kurs antrieben.
Landis&Gyr (-8,5%) standen nach der Ergebnisvorlage unter Druck. Umsatz und Ergebnis waren zwar etwa wie erwartet ausgefallen, aber der Auftragseingang war enttäuschend. Zudem will die Firma nun vorerst auf die Ausschüttung einer Dividende verzichten.
Schmolz+Bickenbach (-0,1%) erlitten einmal mehr einen Umsatzeinbruch. Der Konzern schrieb ausserdem rote Zahlen im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2020. (awp/mc/pg)