CH-Verlauf: Zoll-Streit hat Märkte wieder im Griff

Zürich – Die Unsicherheiten im Zoll-Streit haben die Märkte wieder fest im Griff. Und so gibt auch der Schweizer Leitindex SMI am Mittwoch nach. «Das bisherige Gepolter aus dem Weissen Haus hinterlässt nun erste reale Bremsspuren», sagte ein Händler mit Blick auf die Belastungen, die der US-Chipkonzern Nvidia wegen der Exportbeschränkungen ankündigte. «Die Nervosität ist zurück und die jüngste Erholung könnte sich durchaus als Strohfeuer entpuppen», beschreibt ein weiterer Börsianer die Stimmung am Markt.
Denn die Warnung von Nvidia dürfte nicht die einzige bleiben, sollte sich der Zollstreit nicht in Luft auflösen. Zuletzt machten Gerüchte die Runde, dass China wohl gesprächsbereit sei. Derweil ebnet Trump mit einer Untersuchung den Weg zu neuen Zöllen für Rohstoffe. Am Nachmittag stehen dann noch einige US-Konjunkturdaten auf der Agenda, bevor am Abend eine Rede von Fed-Chef Jerome Powell die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Anleger bereiten sich zudem bereits auf die morgige Zinssitzung der EZB als letzten Höhepunkt vor dem langen Osterwochenende vor.
Der Leitindex SMI fällt gegen 10.50 Uhr um 0,57 Prozent auf 11’544,13 Punkte. Sein bisheriges Tagestief markierte er bei gut 11’470 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,87 Prozent auf 1856,78 Punkte, während der breite SPI um 0,73 Prozent auf 15’546,65 Zähler nachgibt. Im SLI sind nur fünf Werte im Plus, die übrigen 25 weisen rote Vorzeichen auf.
Durch die Ankündigung von Nvidia wird insbesondere die Tech-Branche belastet. Denn der Chip-Gigant rechnet durch die Exportbeschränkungen für KI-Chips nach China mit einer Belastung von 5,5 Milliarden Dollar. Hinzu kommen mit Enttäuschung aufgenommene Zahlen des niederländischen Chipherstellers ASML. Entsprechend fallen hierzulande die Aktien der Zulieferer VAT (-4,2%), Comet (-4,1%) oder ASM Osram (-5,1%) klar zurück und auch für Logitech (-2,3%) bleibt die Stimmung angespannt.
Stark unter Druck kommen am SLI-Ende die Aktien von Straumann (-4,2%). Die UBS hat ihre Verkaufsempfehlung bekräftigt und das Kursziel gesenkt. Neben den anhaltenden Unsicherheiten durch die US-Zölle bringt der Analyst auch den starken Franken als Belastung ins Spiel.
Sika (-1,6%) liegen einen Tag nach den Umsatzzahlen im Mittelfeld. JPMorgan bleibt den Titeln gegenüber mit «Underweight» zurückhaltend und senkt das Kursziel.
Zu den wenigen Titeln, die sich im Plus halten können, zählen neben Lindt&Sprüngli (+0,2%) Novartis (+0,6%).
Auch Lonza (-0,2%) schlagen sich wacker – hier gibt es Unterstützung von starken Zahlen des deutschen Labor- und Pharmazulieferers Sartorius. Die ebenfalls als defensiv geschätzten Nestlé (+0,1%) halten sich am Tag der Generalversammlung noch gut. Das dritte Schwergewicht Roche (GS -0,8%) fallen mit dem Markt.
In der zweiten Reihe fallen neben den gebeutelten Tech-Werten die Aktien von Santhera (+2,4%) mit Gewinnen positiv auf. Das Biopharmaunternehmen Santhera hat für sein Mittel Agamree erneut positive Nachrichten vermeldet. So könnte neben dem Start der Verschreibungen in England eine Zulassung in Kanada noch in diesem Jahr möglich werden.
Während Lonza positiv auf Sartorius reagieren, kann Branchenkollege Tecan (-1,0%) kaum Nutzen aus den Zahlen ziehen. Denn im Geschäftszweig Lab Products and Services, der als Paradedisziplin von Tecan gilt, schneiden die Deutschen eher etwas enttäuschend ab.
Auch Gurit (-0,7%) geben nach eigenem Umsatzrückgang etwas nach, während das Immobilienunternehmen Villars (+5,2%) von einer Gewinnverdopplung profitiert. (awp/mc/ps)