Zürich – Dem Schweizer Aktienmarkt machte am Donnerstag nicht nur seine defensive Ausrichtung zu schaffen. Vor allem die schwächeren Schwergewichte zogen den SMI in den negativen Bereich. Zur negativen Stimmung trugen ab dem späten Nachmittag auch die dann publizierten US-Inflationsdaten bei. Analysten missfiel, dass der Inflationsrückgang in den USA ganz offensichtlich ins Stocken geraten ist. Die Daten widerlegten das Wunschszenario der Märkte, dass die sogenannte «High for longer»-Situation ausreiche, um die Teuerung in den USA zu beenden, sagte ein Börsianer. «Daher dürfte es trotz der zuletzt eher taubenhaften Stimmen aus den Reihen der US-Notenbank keine ausgemachte Sache sein, dass diese am Ende ihrer Zinserhöhungsphase angekommen ist.»
Allerdings gab es auf dem Parkett auch weniger pessimistische Stimmen. Er glaube, dass das Fed eine wesentlich stärkere Inflation messen müsste, um die Zinsen zu erhöhen, widersprach ein anderer Marktkenner. Am Donnerstag trugen allerdings auch der weiter brummende Arbeitsmarkt in den USA, stärker als erwartet gestiegene Erzeugerpreise im September und nicht zu vergessen die geopolitische Unsicherheit durch die Eskalation in Nahost zur schlechten Stimmung bei. Die Q3-Saison sorgte derweil erst am Rande für Gesprächsstoff.
Der SMI schloss schliesslich 0,53 Prozent tiefer bei 10’979,77 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sank um 0,24 Prozent auf 1716,70 und der breite SPI um 0,53 Prozent auf 14’356,91 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gewannen 13 hinzu und 17 gaben nach. Am Devisenmarkt legte der US-Dollar nach Bekanntgabe der Inflationsdaten zum Franken ausserdem zu. Er kostete bei Börsenschluss wieder mehr als 90 Rappen.
Den noch zögerlichen Startschuss der Blue Chips in die Berichtssaison zum dritten Quartal gaben VAT (+3,7%) und Givaudan (+0,6%). Beim Vakuumventilhersteller VAT fielen Umsatz und Auftragseingang zwar im unteren Bereich der Analystenschätzungen aus. Die Investoren zeigten sich aber offenbar durch die Anzeichen einer Erholung nicht zuletzt im wichtigen Halbleiter-Markt ermutigt.
Die Aktien von Givaudan fanden im frühen Handel zunächst keine klare Tendenz und wechselten mehrfach das Vorzeichen. Bei den Q3-Zahlen gab es nämlich sowohl Licht als auch Schatten. Schliesslich gewannen die Optimisten aber die Oberhand.
Im Kielwasser der VAT-Kursgewinne zogen noch weitere Vertreter der Technologiebranche an. Unter den Blue Chips gewannen Logitech starke 2,1 Prozent hinzu. In den hinteren Reihen verteuerten sich U-blox, Comet und Inficon zwischen 0,5 und 3,3 Prozent. U-blox hatten am Vortag Zahlen präsentiert, die eher verschnupft aufgenommen wurden.
Ausserdem zogen die Papiere von Börsenneuling Sandoz (+3,1%) erneut stark an, nachdem sie bereits am Vortag davon profitiert hatten, dass Blackrock mit mehr als 6 Prozent eingestiegen ist. Etwas weniger stark ging es mit Straumann (+0,3%) und Alcon (+0,1%) nach oben. Der Kontaktlinsenhersteller ist wie Sandoz eine Ex-Novartis-Tochter.
Die Aktien des Basler Pharmariese Novartis (-0,7%) selbst befanden sich indes im Verliererfeld, wie auch die Roche GS (-0,5%) und die schwergewichtigen Nestlé (-1,7%). Am Vortag hatten die Kursgewinne dieser Index-Riesen den Markt noch gestützt.
Die PS von Lindt&Sprüngli (-1,5%) unterbrachen ausserdem die jüngste Erholungsbewegung. Und bei den Finanztiteln schlossen die Papiere der UBS (-0,5%) klar im roten Bereich.
In der zweiten Reihe drehten Bossard (+2,0%) nach den vorgelegten Zahlen im Tagesverlauf ins Plus. Der Industriezulieferer hatte im dritten Quartal erneut die wirtschaftliche Abkühlung in Europa und Asien zu spüren bekommen. Kuros (+13%) sprangen klar an, nachdem das Biotechunternehmen auf Stufe EBITDA erneut schwarze Zahlen schrieb.
Aluflexpack (-3,9%) verloren dagegen nach einer Guidance-Senkung vom Vorabend. Beim Flughafen Zürich (+0,8%) griffen Investoren nach den jüngsten Verkehrszahlen zu. (awp/mc/ps)